Lauenburg. Kiellegung für den Prototyp des Wallaby Boats in Lauenburg, auf das die Branche weltweit schaut. Warum dieses Schiff einzigartig ist.
Eine echte Goldmünze war es zwar nicht, aber sonst war alles ganz gemäß der Tradition: Kiellegung in der Lauenburger Hitzler-Werft für das Wallaby Boat. Pünktlich 11 Uhr legte Harald Hübner von der Firma Offcom GmbH die besagte Münze auf den Balken. In alten Zeiten hätte der Reeder damit der Werft einen guten Teil der Kosten beglichen. „Mehr gibt es nicht“, sagte Harald Hübner deshalb auch launig bei der Zeremonie.
Schifffahrt: In Lauenburg wird eine Weltneuheit entwickelt
Glücklicherweise wird es bei dieser „Zahlung“ nicht bleiben, denn der Bau des Prototyps W18 ist ein Großauftrag für die Lauenburger Werft. Es ist der Prototyp eines federgelagerten Schiffes. Wenn der Sturm das Meer peitscht und die Wellen sich meterhoch türmen, merkt man an Bord davon so gut wie nichts. Die Idee: Lotsen oder Arbeitern auf Bohrinseln und Offshore-Windkraftanlagen kann die ruhige Überfahrt bei schwerer See den Arbeitsalltag deutlich erleichtern. Das Prinzip des Schiffes ist effektiv: Die Rümpfe des Katamarans sind vom Brückendeck, dem sogenannten Chassis, getrennt und über vier Federbeinkonstruktionen mit diesem verbunden. Dadurch wird der Einfluss des Seegangs auf die Personen an Bord um gut 40 Prozent reduziert.
Die Wallaby Boats GmbH aus Kappeln hatte sich für das Lauenburger Unternehmen als Produktionspartner entschieden. Geschäftsführer Eike-Kristian Höper war der Stolz anzusehen, seine Idee am Donnerstag in der Umsetzung zu sehen. Allerdings braucht es noch einiges an Fantasie, um in der 18 Meter langen Alu-Konstruktion ein Schiff zu sehen, über das die Branche derzeit weltweit spricht.
Idee des federgelagerten Schiffes ist schon sieben Jahre alt
Dabei begann alles ganz bescheiden: Das Schiffbauunternehmen Wallaby Boats GmbH wurde Anfang 2021 eigens für die Entwicklung und den Bau der gefederten Schiffe gegründet. Die Idee gibt es schon seit 2015. Einige Jahre hatte Reeder Harald Hübner versucht, das Projekt zu realisieren. Es gab großes Interesse, aber niemand wollte bereits im Konzeptstadium einsteigen. Schließlich ist es die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein gewesen, mit deren Hilfe aus dem Konzept ein erster Entwurf entstand. Doch die Stiftungspartner fanden keine Einigung über ein gemeinsames Engagement. Dann half der Zufall nach: Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) suchte nach genau solchen Lösungen für ihre Windparks in der Ost- und Nordsee sowie für geplante Windparks vor Schottland, auf der Doggerbank und vor den Küsten der USA. Und damit wurde das Projekt auch finanziell interessant.
Lauenburgs Bürgermeister ist stolz auf die Bedeutung der Hitzler-Werft
„In der Hitzler-Werft haben wir genau den Partner gefunden, den wir für die Umsetzung der Idee brauchten“, betonte Eike-Kristian Höper vor den zahlreichen Gästen bei der Kiellegung. Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede gingen diese Worte runter wie Öl. „Man kann nur stolz sein, dass ein Lauenburger Unternehmen im internationalen Schiffsbau so eine bedeutende Rolle spielt“, sagte er.
Läuft alles wie geplant, wird der Prototyp noch in diesem Jahr ausgeliefert. Der wird dann allerdings nicht in irgendeinem Museum landen, sondern direkt zum Einsatz kommen. Beim Wasser- und Schifffahrtsamt Wilhelmshaven wartet man nämlich schon sehr auf die Fertigstellung. Der kompakte Bau des W 18 ist gut geeignet, als Lotsenschiff zum Einsatz zu kommen. Sichtlich stolz verwies Harald Hübner darauf, dass nun auch der Bund zu den Kunden gehöre.
Auf den Prototyp soll ein zweites Schiff folgen
Dem technischen Leiter der Werft, Werner Büker, war der Stolz über den bisher erreichten Arbeitsstand anzumerken, auch wenn die Zeremonie der Kiellegung mit einem Stapellauf natürlich nicht vergleichbar sei. „Bei einem Stapellauf rutscht das Schiff ins Wasser, und das ist immer ein richtig spannender Moment“, meinte er. Büker ist seit 1981 bei der Lauenburger Werft beschäftigt und hat daher so manchen Prototyp mit zu Wasser gelassen. Das in drei Teilen zusammengesetzte Wallaby Boat wird später per Kran ins Wasser gehoben. „Das ist wenig spektakulär, aber auch ein besonderer Moment.“
„Die Entwicklung eines so innovativen Schiffes ist eine große Herausforderung“, sagte der Geschäftsführer der Hitzler-Werft, Marek Klimenko, bei der Zeremonie. Vor fast genau einem Jahr hatten er und sein Sohn Kai Klimenko die Lauenburger Werft übernommen. Ihr Ziel machten sie von Anfang an klar: Projekte zu entwickeln, die die Schifffahrt umweltfreundlicher und den deutschen Schiffbaustandort attraktiver machen.
Bei dem Prototyp W 18 soll es übrigens nicht bleiben. „Wir planen ein zweites, größeres Schiff bei der Werft zu bestellen und sind sehr gespannt auf die Leistungsfähigkeit dieser neuen Technik“, kündigte Harald Hübner an.