Lauenburg. Marek Klimenko und Sohn Kai Klimenko fühlen sich trotz aller Innovationen der Tradition verpflichtet.
Sie verhandeln mit Weltmarktführern und ziehen sich beim Sommerfest für die Mitarbeiter die Grillschürzen an: Für Marek und Kai Klimenko ist das kein Widerspruch. Seit sieben Monaten tragen Vater und Sohn als geschäftsführende Gesellschafter die Verantwortung für alles, was auf der Hitzler-Werft passiert. Und das ist viel im Moment.
Bereits im April zogen sie einen Auftrag der Hamburg Port Authority an Land: Ein Planierschiff mit Plug-in-Hybrid-Motor, um den Hafen von Schlick zu befreien. Im Juli begann der Bau des weltweit ersten federgelagerten Arbeitsschiffes, um schweren Seegang abzumildern. Außerdem entsteht auf der Werft derzeit eine Forschungsplattform für das Helmholtz-Zentrum in Geesthacht. Von Anfang an betonten die beiden Firmenchefs, dass die innovative Schifffahrt der Lauenburger Werft eine Perspektive gebe.
Zukunft der Hitzler-Werft liegt im Schiffsneubau
Wenn Vater und Sohn gemeinsam ein Unternehmen führen, gibt es da nicht naturgemäß Generationskonflikte? „Es ist ja nicht so, dass ich in einen alteingesessenen Familienbetrieb eingestiegen bin, in dem ich mich mit neuen Ideen durchsetzen muss. Wir haben gleichberechtigt die Entscheidung getroffen, die Verantwortung zu übernehmen“, sagt Kai Klimenko.
Der 26-Jährige hat an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) Betriebswirtschaft studiert. Er hat die Zahlen im Blick und ist im Unternehmen für das Betriebsergebnis verantwortlich. „Da pfuscht mir Vater nicht rein“, sagt er.
Statt im Chefsessel trifft man den 58-Jährigen meist in der Konstruktionsabteilung an
Marek Klimenko ist Schiffsbauer mit Leib und Seele. Das war er schon, als er 1990 aus dem polnischen Gdansk nach Lauenburg kam. In der Hitzler-Werft begann er als Schleifer und arbeitete sich bis zum Konstruktionsleiter hoch. Da macht ihm auch heute niemand etwas vor. Statt im Chefsessel trifft man den 58-Jährigen meist in der Konstruktionsabteilung an.
Mit ein paar Klicks zeigt er, woran sein Herz derzeit besonders hängt: Die Wallaby Boats GmbH aus Kappeln hat sich als Produktionspartner für den Bau ihres Prototypen WB-18 für die Werft in Lauenburg entschieden. Das technische Prinzip des Schiffes ist ebenso einfach wie verblüffend effektiv: Die Rümpfe des Katamarans sind vom Brückendeck, dem sogenannten Chassis, getrennt und über vier Federbeinkonstruktionen mit diesem verbunden. Damit ist an Deck selbst schwere See kaum zu spüren.
Maritimes Zentrum nicht ganz oben auf der Agenda
„Heute sind es Arbeitsschiffe, morgen auch Passagierschiffe, die den Aufenthalt an Bord angenehmer machen“, sagt Marek Klimenko. Die Hitzler-Werft hat das Patent für diese Technik erworben. Wer ein solches federgelagertes Schiff bauen lassen möchte, kommt an der Lauenburger Werft nicht vorbei. Überhaupt: Der Schiffsneubau mit zukunftsorientierten Antrieben ist das, für das Vater und Sohn gleichermaßen brennen.
Als sich Marek und Kai Klimenko dafür entschieden hatten, die Werft zu übernehmen, hieß das auch, bisherige Pläne auf den Prüfstand zu stellen. Dazu gehörte auch das sogenannte Maritime Zentrum, das die Stadt Lauenburg schon weit vorangetrieben hatte. Der Bund bewilligte 2,6 Millionen Euro für das Projekt. Eine weitere Million sollte folgen. Geplant war ein Quartier am Wasser für Wohnen, Wissenschaft, Kultur und Gewerbe. Ankerpunkt ist das im Verwaltungsgebäude der Hitzler-Werft geplante „Maritime Innovation Centrum“ (MIC). Hier sollte auch das Elbschifffahrtsarchiv ein neues Domizil finden.
Mit der Familienplanung lasse er sich noch Zeit
„Innerhalb der vergangenen Monate haben wir vor allem im Konstruktionsbereich neue Mitarbeiter eingestellt, und wir werden weiter wachsen. Wir brauchen Platz in unseren Gebäuden“, sagt Kai Klimenko. Nach dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“, erteilen die beiden Geschäftsführer dem Wohnungsbau ohnehin eine Absage. „Unser Arbeitsumfeld ist auch schon mal laut. Das verträgt sich nicht mit gehobenem Wohnstandard“, ist Marek Klimenko überzeugt. Grundsätzlich können sich beide ein Maritimes Zentrum auf dem Werksgelände durchaus vorstellen, aber eben in einer sehr abgespeckten Form.
So innovativ Vater und Sohn die künftige Ausrichtung der Werft auch sehen, so sehr fühlen sie sich der Tradition verpflichtet. „Familie Hitzler hat das Unternehmen über viele Generationen geführt. Ich hoffe das auch von meinen Enkeln und Urenkeln“, sagt Marek Klimenko mit einem vielsagenden Seitenblick auf seinen Sohn. Der antwortet prompt: Mit der Familienplanung lasse er sich noch Zeit.