Lauenburg. Infolge der Corona-Einschränkungen fehlen Schulanfängern elementare Grundlagen. Wie die Weingartenschule in Lauenburg gegensteuert.

Normalerweise wissen Abc-Schützen genau, wie der Hase in der Schule läuft. Schließlich lernen sie im letzten Kita-Jahr alles, was ein künftiges Schulkind wissen muss: Sie können den Stift richtig halten, erste Buchstaben erkennen, ein bisschen rechnen und wissen sogar, wie man es schafft, eine Weile auf dem Stuhl sitzen zu bleiben.

Wegen Corona: Bei Lauenburgs Erstklässlern bestehen große Defizite

„Unsere Erstklässler haben im letzten Kita-Jahr statt Vorschule meist nur Notbetreuung erlebt. Das macht sich deutlich bemerkbar. Bei vielen Kindern bestehen große Defizite, die wir im regulären Unterricht kaum auffangen können“, sagt Schulleiterin Victoria Scholz. Aber auch ältere Grundschüler hätten, bedingt durch die coronabedingten Einschränkungen, viele Lernprobleme. Gemeinsam mit der Elternvertretung hat sich die Leiterin der Weingartenschule deshalb hilfesuchend an die Stadt Lauenburg gewandt – und ist dort offene Türen eingerannt.

„Wir wollen das Thema Nachhilfeangebote für Grundschüler zum Thema der nächsten Lauenburger Demokratiekonferenz machen. Es geht darum, mögliche Akteure an einen Tisch zu holen“, berichtete Stadtjugendpflegerin Friederike Betge kürzlich vor dem Ausschuss für Bürgerangelegenheiten. Zunächst gehe es darum, ehrenamtliche Lernpaten für die Kinder und vor allem auch einen Träger für die Maßnahme zu finden.

Lernpaten zum Zuhören, Begleiten und Motivieren gesucht

„Viele Kinder brauchen nicht nur Nachhilfeunterricht. Es wäre wichtig, ihnen zuzuhören, sie zu motivieren und bei kleinen Erfolgen zu loben“, sagt Schulleiterin Scholz.

Ein ähnliches Projekt gibt es an der Weingartenschule bereits seit 2012. Doch um die Lesepaten ist es mittlerweile, auch coronabedingt, etwas still geworden. Hier ging es vor allem darum, die Lesefertigkeit und Freude der Kinder am Buch zu fördern. Denn was kann es für einen Schulanfänger Schöneres geben, als dass die mühsam erlernten Buchstaben zusammengesetzt plötzlich einen Sinn ergeben?

Weingartenschule in Lauenburg sucht Lernpaten für die Schüler

Hinter dem Projekt stand aber noch ein anderer Gedanke: Wer nicht vor der Klasse vorlesen muss, sondern vor einer vertrauten Person, verliert meist die Scheu. Das führte dazu, dass die Lesepaten meist auch geduldige Zuhörer waren, wenn die Kinder von ihren kleinen Problemen oder großen Nöten berichteten.

„Es wäre schön, wenn wir dieses Projekt aufleben und auf andere Unterrichtsfächer erweitern könnten“, sagt Victoria Scholz. Wenn möglich, sollten die Kinder ihre Zeit mit dem Lernpaten am Vormittag haben, selbst wenn sie dafür eine andere Unterrichtsstunde sausen lassen müssen. „Am Nachmittag sind die Kinder geschafft. Da sollen sie spielen und toben“, meint die Schulleiterin.

Sie wünscht sich Lernpaten, die mit Zeit, Geduld und Fingerspitzengefühl den Kindern zur Seite stehen – manchmal auch ausgleichen, was im Elternhaus nicht geleistet werden kann. Das könnten Pädagogen im Ruhestand sein. Eine Voraussetzung sei das aber nicht. Vielleicht auch jung gebliebene Senioren, die Spaß daran haben, Zeit mit Kindern zu verbringen, und dabei Wissen vermitteln können. Aber auch jüngere Menschen mit Zeit und pädagogischem Geschick seien sehr willkommen.

Volkshochschule bietet sich als Träger der Maßnahme an

Bei allem Engagement der künftigen Lernpaten kostet dieses Nachhilfeprojekt auch Geld. Christine Taucher (CDU) brachte während der Ausschusssitzung die Idee ins Spiel, die Volkshochschule (VHS) als Träger zu gewinnen. „Das hätte den Vorteil, dass das Jobcenter Bildungsgutscheine ausstellen kann für Familien, die darauf Anspruch haben“, sagt sie. VHS-Leiter Andreas Püst muss davon nicht erst überzeugt werden. „Das ist eine tolle Sache. Natürlich unterstützen wird die Idee. Mir liegt sehr am Herzen, dass die Kleinen den Anschluss nicht verlieren und Freude am Lernen haben“, sagt er.

Auch Stadtjugendpflegerin Friederike Betge kann sich gut vorstellen, das Projekt Lernpaten unter dem Dach der Volkshochschule zu organisieren – schon allein deshalb, weil diese eben vom Jobcenter anerkannter Träger für die Bildungsgutscheine ist. Unabhängig davon sei auch denkbar, über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ für das Projekt Lernpaten Geld bereitzustellen. Dies müsste dann der Lauenburger Begleitausschuss entscheiden.

Wer sich vorstellen kann, als Lernpate oder Lernpatin ein Kind aus der Weingartenschule zu unterstützen, kann sich an Lauenburgs Stadtjugendpflegerin Friederike Betge wenden. Erreichbar ist sie unter der Telefonnummer 04153/5 90 92 00.