Geesthacht. Als sich die aus Ecuador stammende Ingrid Krüger dagegen wehrt, kommt es zum Eklat. Wie der Schwimmbad-Chef das Vorgehen begründet.
- Eine 50-jährige Familienmutter wollte eigentlich nur einen gemütlichen Tag im Freizeitbad Geesthacht verbringen. Doch es kommt anders.
- Die Bademeisterin befiehlt ihr, vor ihr Vorzuschwimmen. Ansonsten dürfe die 50-Jährige nicht ins Wasser.
- Das lässt sich die Frau aber nicht gefallen.
Ingrid Krüger möchte mit ihrem elfjährigen Sohn und dem 23-jährigen Neffen einen entspannten Tag im Freizeitbad Geesthacht verbringen. Sie schwimmen ein paar Bahnen, halten sich anschließend am Rand des Schwimmerbeckens auf. Die 50 Jahre alte aus Ecuador stammende Geesthachterin macht dabei Wassergymnastik für sich, als sie von einer Schwimmmeisterin angesprochen wird. Die Badangestellte habe beobachtet, dass Krüger komische Handbewegungen mache. Sie solle nun ihre Schwimmfähigkeit nachweisen.
Daraus entwickelt sich ein Disput, an dessen Ende die deutsche Staatsbürgerin das Bad verlassen muss. Sie klagt hernach über die extrem unfreundliche Behandlung durch die Angestellten. Das ist durchaus kein Einzelfall. Erdal Torun, Administrator einer Geesthachter Facebook-Gruppe, weiß von diversen ähnlichen Vorfällen, die im Gruppenchat thematisiert wurden, und kann auch aus eigener Erfahrung berichten. Er spricht davon, dass im Freizeitbad ein Tonfall wie in einem US-amerikanischen „Bootcamp“ herrsche.
Freizeitbad Geesthacht fordert Nachweis der Schwimmfähigkeit
Demgegenüber stehen immer schwieriger werdende Umstände im Umgang mit den Badegästen, wirbt Markus Prang, der Chef der städtischen Wirtschaftsbetriebe Geesthacht, die das Freizeitbad betreiben, um Verständnis. „Insbesondere bei hohen Besucherzahlen ist es eine große Herausforderung“, sagt Prang. Auch sei die Gewaltbereitschaft angestiegen.
Ingrid Krüger, die seit 22 Jahren in Geesthacht lebt, hat mit Gewalt nichts am Hut. Sie ist nur entsetzt, wie mit ihr umgegangen wurde. Zunächst war sie wegen der Aufforderung, ihre Schwimmkenntnis vorzuführen, völlig perplex. „Ich sollte drei Runden vorschwimmen. Das habe ich nicht eingesehen. Ich habe erklärt, dass ich Gymnastik gemacht habe und keine komischen Handbewegungen. Ich habe auch gesagt, dass ich schwimmen kann und auch schon heute geschwommen bin“, berichtet Krüger.
Ingrid Krüger des Schwimmerbeckens verwiesen
Das reichte der Schwimmmeisterin nicht aus. „Ich muss jetzt sehen, dass sie schwimmen können“, pocht diese laut Krüger. „Ich bin eine erwachsene Frau, sie können mir ruhig glauben. Warum kommen Sie ausgerechnet zu mir? Fragen Sie doch auch die anderen Gäste hier, ob die schwimmen können, und lassen Sie mich einfach nur einen schönen Tag hier verbringen“, bittet Krüger nach eigener Aussage.
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Doch der schöne Tag ist wenig später beendet. Die Angestellte fordert Krüger auf, das Schwimmerbecken sofort zu verlassen und ins Nichtschwimmerbecken zu wechseln. Das will die Geesthachterin nicht, möchte stattdessen (vergeblich) das Geld für die wiedereingeführte Tageskarte für sich und ihren Neffen (jeweils fünf Euro) zurück. Sie ist an diesem Montagmittag erst eine gute halbe Stunde vorher eingetroffen. Der Sohn hat eine Saisonkarte.
Im Bad weisen Schilder auf die Regeln hin
Der Sicherheitsdienst des Bades ist inzwischen eingeschaltet. „Alle anderen haben uns komisch angeguckt. Mein Sohn wusste gar nicht, was los ist, und hat jetzt Angst, ins Bad zu gehen“, so Krüger. In ihrer Verzweiflung ruft sie sogar ihre Schwiegermutter Helga telefonisch zur Hilfe. Auch diese spricht gegenüber der Redaktion vom unfreundlichen Umgangston der Angestellten. „Wie mit meiner Schwiegertochter umgegangen wurde, kann man nicht einfach so hinnehmen“, sagt Helga Krüger.
Markus Prang ist anderer Ansicht. „Der Badegast hätte doch einfach ein paar Meter vorschwimmen können“, sagt er. Seine Mitarbeiter müssten die Sicherheit aller maximal 2000 Badegäste sicherstellen, und die häufigste Todesursache bei kleinen Kindern sei nun einmal das Ertrinken. Im Freizeitbad weisen Schilder am Schwimmerbecken darauf hin, dass es für Nichtschwimmer untersagt ist, sich darin aufzuhalten. Zudem könnten heutzutage immer mehr Kinder, aber auch Erwachsene nicht schwimmen.
Markus Prang: „Will nicht ausschließen, dass der Ton mal härter wird“
Die Schwimmmeister hätten Gäste, bei denen sie die Schwimmfähigkeit anzweifeln, meist lange im Blick. „Dann müssen sie konsequent und entschieden handeln. Wenn man das 100-mal am Tag macht, will ich gar nicht ausschließen, dass der Ton mal härter wird“, räumt Prang ein.
Erdal Torun von der Geesthachter Facebook-Gruppe hat in diesem Jahr allein zweimal erlebt, wie sein Sohn in Konflikt mit den Schwimmmeistern geriet. Einmal hätten diese ihn mit zwei anderen Jungs in „Sippenhaft“ genommen und mit rauen Worten rausschmeißen wollen, obwohl er nur neben ihnen stand und Erdal Torun wiederum daneben. Ein anderes Mal wollte der Sohn alleine ins Schwimmerbecken und wurde weggeschickt. „Vorschwimmen reichte ihnen nicht. Er sollte sein Schwimmabzeichen zeigen. Das kann doch nicht sein. Man hat das doch nicht immer dabei“, sagt Torun.
Messer, Schläge, Alkohol: Security hat schweren Stand
Markus Prang will eine abschließende Bewertung der Situation erst nach dem Ende der diesjährigen Badesaison am 17. September vornehmen, wenn auch die Gästebefragungen und die der Security ausgewertet seien.
Derweil ist es keine Seltenheit, dass sogar die Polizei anrücken muss, um das Hausrecht durchzusetzen, wenn ein Gast des Bades verwiesen wurde.
So weit kommt es bei Ingrid Krüger nicht gekommen. Dafür aber am selben Tag bei einem Vater und seinen Kindern. Wie oft die Polizei in dieser Saison im Freizeitbad eingreifen musste, haben die Wirtschaftsbetriebe indes nicht dokumentiert.
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Neben den Verweisen für den aktuellen Tag seien aber sechs Hausverbote für die ganze Saison erteilt worden: eines nach einem Messerangriff ohne Verletzte, zwei nach Körperverletzungen, eine wegen räuberischer Erpressung. Zudem sind bei einer Taschenkontrolle am 25. Juni, als 1600 Gäste im Freizeitbad waren, 14 Messer, ein Schlagstock und 57 im Bad streng verbotene alkoholische Getränke sichergestellt worden. Ein generelles Problem sei dies nicht. „Vielleicht ein Prozent der Gäste ist schwierig.“