Die Asphaltfläche am Zöllnersweg wird nicht mehr genutzt. Ihr Abbau brächte nur Vorteile. Aber eine Bodenentsiegelung ist schwierig.
Geesthacht. Eine Fläche versiegeln? Das ist eigentlich kein Problem in Deutschland. Etwa 45 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen in Deutschland seien bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt, zählt das Bundesumweltministerium auf. Ein Zustand, der immer schlimmer wird. Täglich würden hierzulande rund 55 Hektar als Siedlungs- und Verkehrsflächen neu ausgewiesen, führt ebenfalls das Bundesumweltministerium auf. Das entspreche einer „Flächenneuinanspruchnahme“ oder, unbürokratischer ausgedrückt, einem Flächenverbrauch von etwa 78 Fußballfeldern.
Flächenverbrauch sei ein schleichendes Phänomen. Bürger und selbst politische Entscheidungsträger nehmen es kaum wahr, beklagt das Ministerium. Nicht ganz. In Geesthacht haben zumindest die Grünen das Problem nun auf ihrer Agenda. „Wir fordern eine Entsiegelungsstrategie von der Stadt“, heißt es auf ihrer Homepage. Mehr Grün tut nicht nur der Artenvielfalt gut, sondern auch dem Klimaschutz.
Asphaltfläche entsiegeln – ein schwieriges Vorhaben
Bescheidener Vorstoß in Sachen Entsiegelung: Die Grünen wollen zunächst mal eine etwa 100 Quadratmeter große Asphaltfläche am Zöllnersweg abräumen lassen. Die Stadtverwaltung hat mit der Entsiegelung kein Problem. Ein Rückbau wird auf 48.000 Euro taxiert. Die Grünen möchten, dass dieses Geld fürs erste Halbjahr 2024 im Haushalt eingeplant wird.
Ein harmloses Vorhaben, das sich zum Auftakt schon mal viel komplizierter anlässt, als zu erahnen war. Der Antrag wurde für den Umweltausschuss eingebracht, macht nun einen Umweg über den Sozialausschuss und soll dann erneut im Umweltausschuss beraten werden. Wenn nicht vielleicht noch der eine oder andere Fraktionsverweis dazwischenfunkt.
Bebaute Flächen heizen sich auf und sorgen für Hitze in Städten
„Das ist eine quadratische Fläche, sie erfüllt keinen Sinn und Zweck“, führte Sonja Higgelke im Ausschuss aus. Es könnten kleinere Spielgeräte aufgestellt und Bäume angepflanzt werden. So würde Schatten in die Siedlung reingebracht und Kühlung, die Fläche würde wieder versickerungsfähig. „Das sind ganz viele Fliegen mit einer Klappe“, meinte Sonja Higgelke.
Hintergrund: Bebaute Flächen heizen sich besonders gut auf und sorgen für einen Hitzeanstieg in der Stadt, Sturzregen können nicht versickern. Markus Groth vom „Climate Service Center“ Gerics des Helmholtz-Zentrums hatte erst jüngst auf dem Ausschuss für Stadt- und Verkehrsplanung vorgestellt, wo es da gefährlich wird in Geesthacht.
Auch ein Bolzplatz soll entstehen
„Die Entsiegelung dieser Fläche würde nicht nur aus klimatischen Gründen sinnvoll sein. Der Spiel- und Bolzplatz würde auch für Kinder aufgewertet werden. Der Zöllnerspark ist fußläufig aus dem Neubaugebiet Finkenweg-Nord erreichbar. Der Verbindungsweg zwischen dem Neubaugebiet und dem Zöllnersweg ist in unmittelbarer Nähe, und im Neubaugebiet ist im B-Plan kein Spielplatz ausgewiesen.
Die Maßnahme wäre demnach „in jeglicher Hinsicht sinnvoll“, heißt es im Antrag: „Die asphaltierte Fläche auf dem Spiel- und Bolzplatz ,Zöllnerspark’ am Zöllnersweg (Platz und Weg) wird entsiegelt und es wird Boden aufgetragen. Sie wird mit Bäumen begrünt und zu einer kinderfreundlichen und naturnahen Fläche umgestaltet.“
Ein Politiker kennt die ursprüngliche Nutzung
Warum der Boden einst mit Asphalt überzogen wurde, vermag Sonja Higgelke gegenüber unserer Redaktion nicht zu sagen. Jetzt ist es eine öde, sinnlose Bodenversiegelung. „Ich bin hier aufgewachsen“, sagt sie. Sie kennt die Fläche gar nicht anders. In der Nähe ist ein Spielplatz, aber es muss lange her sein, dass sich auf den welligen Belag mal ein Kind zum Spielen verirrt hat. Vielleicht war das einmal ein Platz zum Rollschuhlaufen?
Das würde nicht mehr gehen. Der Boden ist rissig, hier und da brechen Pflanzen wie Silberfingerkraut und Gewöhnlicher Hornklee durch die Decke. Karl Hermann Rosell (CDU) weiß mehr. Er brachte eine Hürde ins Spiel. Das sei mal ein Basketballplatz gewesen, erklärte er. „Die Nutzung der Flächen unterliegen der Stadtjugendpflege. Die sollte auf jeden Fall ihre Wünsche und Pläne mit aufnehmen“, fand er. Außerdem verwies er auf die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit. „Das braucht ein bisschen mehr als jetzt einen Schnellschuss“, meinte Karl Hermann Rosell.
Zweifel, ob die taxierten Kosten langen werden
Für einen weiteren Dämpfer des Projekte sorgte sein Fraktionskollegen Björn Reuter. Er bezweifelte, ob 48.000 Euro reichen würden, wenn man noch Bäume pflanzen und den Boden ausheben müsse. „Dann wird es wahrscheinlich in eine ganz andere Preiskategorie gehen“, befürchtete Björn Reuter.
Die SPD schließlich brachte den Verweis in den Sozialausschuss ins Spiel, „wegen der Spielgeräte“, erläuterte Silke Wengorra. „Uns ist wichtig, die Fläche anderweitig zu nutzen. Wenn da erstmal Bäume stehen, kriegen wir keine Spielflächen mehr hin“, ergänzte der neue Ausschussvorsitzende Michael Fiebig (SPD).
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Und so soll es nun geschehen. Der Sozialausschuss berät über ein Konzept der Fläche, nach Möglichkeit mit einer naturnahen Gestaltung. Der Ball wird anschließend zurückgegeben an den Umweltausschuss. Dem konnten sich alle anschließen. Hausaufgabe für die Grünen, bis es soweit ist: Herauszufinden, welche Fördermaßnahmen es geben könnte.