Geesthacht. Geesthachts CDU-Fraktionschef kritisiert Auswahl der Geräte für Calisthenics-Park scharf. Was dann folgt, ist eine echte Überraschung.
Böse Überraschung für die Befürworter des Calisthenics-Park in Geesthacht. Sechs Jahre nach dem ersten Antrag der CDU für so einen Gerätezirkel im Geesthachter Außenbereich stand das Thema mal wieder auf der Tagesordnung des Ausschusses für Bildung und Sport. Zu Gast war Busso Herlemann, es ging um eine „Vorstellung von Gerätschaften für den Calisthenics Park (Fa. Dr. WOLFF Sports & Prevention GmbH)“. „Ein Etikettenschwindel“, rügte Arne Ertelt (CDU) nach dem Vortrag etwas konsterniert die Verwaltung. Die Hängepartie – sie dauert an. Kurios: Statt eines Fitnessparks, der realisiert wird, gibt es nun plötzlich zwei, die geplant sind.
Was war geschehen? Der Tagesordnungspunkt hatte große Erwartungen geweckt gerade bei dem fitnessbegeisterten Fraktionsvorsitzenden der CDU. Es schien, als ob das Projekt nun in die finale Phase ginge. Seine Fraktion machte sich als erste für so einen Sportpark stark, Arne Ertelt richtete sogar eine eigene Webseite (https://calisthenics-geesthacht.de/) ein. Der erste Anlauf im Juli 2017 scheiterte noch, in der Folgezeit wurden die Grünen als weitere Fürsprecher gewonnen, der zweite Antrag im März 2020 war erfolgreich. So hatte Timo Kohnert (Grüne) sich zum Schulterschluss im Ausschuss denn auch direkt neben Arne Ertelt gesetzt. Die beiden Ratsherren gehören ihm eigentlich nicht an, wollten aus persönlichem Interesse aber wissen, was für Geräte denn nun aufgestellt werden sollen.
Geesthacht: Geplanter Fitnesspark – ein großer Etikettenschwindel?
Nach dem Vortrag herrschte Ernüchterung unter den fachkundigen Zuhörern. „Das ist keine Calisthenics-Anlage, darunter versteht sich etwas deutlich anderes“, kam es postwendend von Timo Kohnert. Arne Ertelt: „Ich möchte in die gleiche Kerbe schlagen. Mit dem Antrag hat das wenig zu tun.“
„Der Begriff Calisthenics ist sicher nicht geläufig. Calisthenics ist eine Form des körperlichen Trainings, das eine Reihe von einfachen, oft rhythmischen Bewegungen beinhaltet und für die nur das eigene Körpergewicht genutzt wird“, hatte die CDU ihren ersten Antrag erklärend unterfüttert. „Für eine Übungsvielfalt, um das Training variationsreicher gestalten zu können, werden Geräte benötigt. Es gibt mittlerweile diverse Outdoorgeräte, die speziell für diesen Sektor gefertigt werden“.
Hat die Stadtverwaltung Unterschiede nicht erkannt?
Das bestätigt auch Busso Herlemann. Die Fitnessgeräte seines Unternehmens seien zwar für den Außenbereich konstruiert, aber eben keine Calisthenics-Geräte. Die biete seine Firma nicht an, antwortete er auf eine Frage Arne Ertelts. „Calisthenics ist ja eine eher spezielle Form, es gibt entsprechende Vorschriften. Das kann man nicht vergleichen.“
Die Geräteparks unterscheiden sich schon auf den ersten Blick. Calisthenics-Geräte sehen häufig so aus wie auf einem Spielplatz, nur halt für Erwachsene. Es gibt Geräte mit Querstangen wie zum Beispiel Recks, viel zum Hangeln und um sich hochzuziehen, etwa für Klimmzüge. Die Geräte von Dr. Wolff sind stark vertreten im Physiobereich, sie wirken sanfter und sind sehr gut auch für ältere Semester geeignet. „Unser Ziel ist es, Deutschland gesund draußen trainieren zu lassen“, sagte Busso Herlemann.
Stadtverwaltung wollte einen Kompromiss eingehen
Hat die Stadtverwaltung diese Unterschiede nicht zur Kenntnis genommen? Oder schlichtweg den Überblick verloren, wie sich die Fitness-Disziplinen unterscheiden? „Im Hinblick auf den demografischen Wandel haben wir eine Alternative zum Calisthenics Park aufzeigen wollen. Die Intention war, ein multifunktionales Angebot für alle Altersklassen unabhängig der persönlichen Fitness zu schaffen. In der Sitzung am Dienstag wurde noch einmal deutlich, dass wir einen Kompromiss eingehen müssen, um den unterschiedlichen Bedarfen der Bevölkerung gerecht zu werden“, verteidigt sich die Stadtverwaltung gegenüber unserer Redaktion.
Wie es nun weitergeht, überrascht. Vor dem Ausschuss stand nur ein Outdoorpark zur Debatte, nun sind es zwei. Denn auch wenn der Tagesordnungspunkt gemäß exakter Lesart eine Mogelpackung war – Busso Herlemann konnte nichts dafür –, weckte das vorgestellte Programm doch Begehrlichkeiten. Die Geräte sind ohne bewegliche Teile, verschleißfrei, Wartung ist nur einmal im Jahr. Der Stahl ist so beschichtet, dass er auch im Sommer bei Sonnenbestrahlung nicht heiß wird. Ein Sechser-Zirkel kostet 20.000 Euro, benötigt werden etwa 100 Quadratmeter Fläche. Eine Anleitung für die Übungen kann unter einem angebrachten QR-Code abgerufen werden.
Geesthacht: Jetzt sollen beide Projekte realisiert werden
Insbesondere Christine Backs (SPD) war begeistert: „Vielleicht kann man ja sowohl das eine als auch das andere Projekt umsetzen?“, fragte sie. Arne Ertelt zeigte sich versöhnlich: „Ich möchte es nicht schlechtmachen“, sagte er. Ihm ging es bei der Kritik nur darum, dass die Geräte nicht dem CDU-Antrag entsprachen, stellte er klar. „Die Enttäuschung war groß, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr noch zu einer Lösung kommen. Calisthenics ist im Haushalt verankert, die neuen Geräte sind es nicht. Ich bin aber bereit, Geld einzuwerben“, verspricht er. 30.000 Euro stehen bereits für Calisthenics zur Verfügung. Christoph Wieck (Fachbereich Bildung und Soziales) gab an, die Angelegenheit „offensiv für den Haushalt in 2024“ anzugehen.
Eine weitere Frage, die geklärt werden muss, betrifft die Standorte. Zu klären ist: Sollen die beiden Parcours auf die Stadtteile verteilt oder an einem Ort aufgebaut werden? „Ein zentraler Standort an der Elbe ist optimal“, findet Arne Ertelt. „So ist der Sperrvermerk des Architekten gegen bauliche Veränderungen am Menzer-Werft-Platz mittlerweile nicht mehr vorhanden“.