Geesthacht. Das neue Vereinsheim für die Segler-Vereinigung Geesthacht kann gebaut werden. Warum es noch einmal hitzig wurde.

Beim großen Finale in Sachen Bau eines neuen Vereinsheims für die Segler-Vereinigung Geesthacht (SVG) wurde es noch einmal stürmisch. Die Ratsversammlung musste dem Vorhaben abschließend zustimmen, da sorgte wie erwartet der angekündigte Änderungsantrag der Fraktion der Grünen für dunkles Gewölk. Ihr Vorstoß zielte darauf ab, wie und durch wen die ins Auge gefassten Vermietungen des Aufenthaltsraumes nebst Terrasse (jeweils 98 Quadratmeter und 55 Quadratmeter) abgewickelt werden sollen. Ihre Idee: Der Oberstadttreff solle dabei die Kapitänsmütze aufhaben. Die Argumentation fand keine Gegenliebe, es wurde hitzig.

Zur Erinnerung: Die Vorwerker Diakonie, die auf dem von der Stadt erworbenen Grundstück ein Seniorenheim und eine Kita auf dem Gelände des Westhafens III (das mit der Reetdachkate) bauen wird, errichtet das Seglerheim an der Promenade auf städtischem Grund gleich mit, verkauft es dann an die Stadt, die es wiederum an die Segler vermietet. Die Laufzeit ist unbefristet, Kündigungsmöglichkeit gibt es mit einer Frist von einem Jahr. Das Problem: Die Baukosten stiegen von geplanten 890.000 Euro noch im Februar 2022 auf nun 1,5 Millionen Euro. Das soll jetzt aber der Festpreis sein. „Ein gutes Angebot“, findet Petra Burmeister (SPD). „Es ist keine Luxus-Herberge, sondern ein funktionaler Bau. Eine Containerlösung an dieser Stelle wäre nicht richtig gewesen.“ Auf das Gründach soll eine PV-Anlage installiert werden. Sie ist im Preis nicht inbegriffen, wohl aber die Anschlüsse.

Grüne befürchten Neiddebatte unter den Vereinen

Weil die Segler über die ersten zwei Jahre nur 1000 Euro Kaltmiete zahlen sollen, werden die Räumlichkeiten im Obergeschoss untervermietet, um weitere Einnahmen zu erzielen. Die SVG wird an den Nutzungsgebühren beteiligt. Unterbringen lassen sich etwa 55 Personen aus dem Kreis von Vereinen, Verbänden, Firmen und Privatpersonen. Die Stadtverwaltung prüft noch, wo Fördermittel zu bekommen sein könnten. Ins Auge gefasst ist die Sportförderrichtlinie des Kreises Herzogtum Lauenburg (mögliche Fördersumme 20.000 Euro), die Sportförderrichtlinie des Landes Schleswig-Holstein (250.000 Euro) und auch die Mittel der Aktiv Region Sachsenwald Elbe (150.000 Euro).

So soll das neue Vereinsheim der SVG in der Visualisierung der Architekten „Heske, Hochgürtel, Lohse
So soll das neue Vereinsheim der SVG in der Visualisierung der Architekten „Heske, Hochgürtel, Lohse" aussehen. Bei Hochwasser soll es volllaufen, ohne Schaden zu nehmen. © Heske, Hochgürtel, Leske | Visualisierung

Den Grünen war enorm wichtig, dass der Bau als Einrichtung der Stadt Geesthacht wahrgenommen wird und nicht als der eines Vereines. „Es muss klar sein: Er ist für alle da“, plädierte Jens Kalke für die Pläne der Grünen. Denn eine Neiddebatte, warum die Segler für 1,5 Millionen Euro ein neues Heim in absoluter Sahnelage bekämen, solle im Keim erstickt werden. Im Team des Oberstadttreffs sehe man in Sachen Vermietungen eine sehr gute und erfahrene Adresse. Durch die drei Küchen gebe es bereits viele Einrichtungsgegenstände, die auch unten im Seglerheim genutzt werden könnten, zudem eine generationsübergreifende Kompetenz. Der Fraktionsvorsitzende Ali Demirhan legte nach – und sprach etwas aus, was viele auf den Mast brachte: „Es werden 1,5 Millionen Euro in einen Verein mit 200 Mitgliedern investiert. Das ist gegenüber anderen Vereinen nicht gerecht. Nicht die Segler sollen bei den Vermietungen den Hut aufhaben, sondern die Stadt Geesthacht beziehungsweise der Oberstadttreff.“ Der SVG wäre unterm Strich ein Nutzer geworden unter vielen anderen.

Kein neues Zuhause mit den Plänen der Grünen

Dem trat Bürgermeister Olaf Schulze unter stellenweise lautstarkem Applaus entgegen. Er sah einige Mängel im Antrag der Grünen. Man könne Dinge wie Tische und Geschirr nicht einfach mal so von oben nach unten transportieren, möglicherweise würden hier Investitionen wie auch mehr Personal nötig, führte er aus. Und was die Sichtbarkeit als Stadtgebäude beträfe: „Kein Problem. Wir können draußen noch ein Geesthacht-Wappen anbringen“. Olaf Schulze stellte klar: „Die SVG wird Mieter, allein schon wegen des Bootslagers.“ Die Grünen erlitten bei der Abstimmung dann Schiffbruch. Nur die fünf eigenen Vertreter erwärmten sich für ihren Änderungsantrag.

„Bei der Variante der Grünen hätten wir kein Vereinsheim bekommen, wo wir eine Identität hätten entwickeln können, so wäre es kein neues Zuhause geworden“, meinte der SVG-Vorsitzende Alexander von Strombeck. Er verfolgte die Debatte vor Ort im Ratssaal mit fünf weiteren Zuschauern. Beim Live-Stream der Ratsversammlung auf dem Internetportal YouTube waren es als Spitzenwert immerhin bis zu 60 Zuschauer. „Wir sind total happy“, meinte Alexander von Strombeck. „Wir haben eine tolle Lösung mit der Stadt gefunden.“ Bereits am 25. Januar gab es ein Gespräch zwischen Stadtverwaltung und SVG über die Nutzungsmöglichkeiten für Dritte und entsprechende Regelungen im Mietvertrag. „Die Verwaltung macht die Vermietung und Abrechnung, wir die Schlüsselübergabe und die Reinigung“, erklärt Alexander von Strombeck. Einrichtung und Mobiliar müssen die Segler anschaffen. So ist es nun beschlossen worden.

Verpflichtung der Stadt, den Seglern ein neues Heim zu schaffen

Die von Alexander von Strombeck geäußerte Auffassung hatten zuvor auch andere Fraktionen vertreten. „Wir sehen eine Verpflichtung der Stadt, dass die Segler hier ein neues Heim bekommen“, meinte etwa Rüdiger Tonn (FDP). „Die Segler sind der Hauptmieter. Wir wollen nicht, dass über Umwege eine andere Einrichtung den Hut aufbekommt.“ Arne Ertelt (CDU) sagte: „2020 wurde den Seglern die Heimat genommen. Wir geben der Segler-Vereinigung wieder ein Zuhause. Sie sind Hauptmieter. Und nicht ein anderer.“

Nun soll zügig mit dem Neubau begonnen werden. „Ich rechne mit dem Einzug für Mitte 2024“, sagt Alexander von Strombeck. Die Planung steht, bei Detailfragen („Wo kommen die Steckdosen hin?“) dürften die Segler wieder einbezogen zu werden. „Bisher gab es ein gutes, offenes Verhältnis“, betont Alexander von Strombeck. Das Gebäude ist einstöckig. In der Halle im Erdgeschoss (199 Quadratmeter) können kleine Boote wie die Optimisten gelagert werden, es gibt einen Sanitärbereich mit Duschen auch für Gastlieger sowie eine von außen zugängliche behindertengerechte Toilette für die Promenadenbesucher. Das Untergeschoss soll so gebaut werden, dass es bei Hochwasser volllaufen kann, ohne Schaden zu nehmen. Die Etage der Segler ist abgetrennt vom Publikumsverkehr des ersten Stockwerks. Zutritt für Vereinsmitglieder gibt es über ein Schließsystem, auch im ersten Stockwerk ist ein Nebenraum vorgesehen, wo die Segler Wertsachen sicher aufbewahren können, zudem gibt es dort eine kleine Küche und einen Lagerraum.