Geesthacht. Die ersten Stahlplatten für das Schiff des Helmholtz-Zentrums Hereon wurden zugeschnitten. Was es alles kann

Gut vier Monate nach der feierlichen Unterzeichnung der Verträge auf der Lauenburger Hitzler Werft erfolgte nun der Baustart für das neue Forschungsschiff des Geesthachter Helmholtz-Zentrums Hereon. Die Ostseestaal GmbH & Co. KG, ein Spezialunternehmen aus Stralsund, begann mit dem Ausschneiden der Stahlplatten für das rund 30 Meter lange und acht Meter breite Schiff.

Ostseestaal wurde von der Hitzler Werft beauftragt, alle Stahlelemente für den Rumpf der „Coriolis“ anzufertigen. Der Name (Physiker Gaspard Gustave de Coriolis lebte von 1792–1843) wurde durch einen Wettbewerb gefunden und ersetzte den Projektnamen „Ludwig Prandtl II“. Die Stahlplatten werden je nach Bedarf und Bauabschnitt an die Hitzler Werft geliefert.

Forschungsschiff „Coriolis“ soll im Frühjahr 2024 ausgeliefert werden

Das Stralsunder Unternehmen ist spezialisiert auf das Fabrizieren von passgenauen Baugruppen aus geschnittenen und dreidimensional verformten Blechen. Verarbeitet werden hochwertige Materialien wie Stahl, Edelstahl, Aluminium und Sonderlegierungen. Der zum Auftakt gefertigte Stahlzuschnitt wird zu dem Teil des Schiffes verbaut, in dem unter anderem die Frischwassertanks untergebracht sein werden. Das Anfertigen und Ausliefern der Stahlbauteile für diese erste Sektion wird vier Wochen dauern.

„Ich freue mich sehr, dass der Bau der ,Coriolis’ nun beginnt. Das markante Stahlbauteil, das heute gebrannt wurde, ist ein vielversprechender Auftakt. In den kommenden Wochen und Monaten wird es viel zu berichten geben“, sagte Volker Dzaak, Projektleiter für die „Coriolis“ am Hereon.

Schiff des Helmholtz-Zentrums Hereon dient vielen Forschungsfeldern

90 Prozent der veranschlagten 15 Millionen Euro Baukosten für das Forschungsschiff zahlt der Bund, die übrige Summe teilen sich diejenigen Bundesländer, in denen Hereon einen Sitz hat. Das sind Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die Auslieferung des Schiffes ist für das Frühjahr 2024 vorgesehen.

So soll die „Coriolis“ einmal aussehen. Das Modell wurde noch unter dem Arbeitstitel „Ludwig Prantl II“ auf der Hitzler-Werft in Lauenburg vorgestellt. Jetzt wurden die ersten Stahlplatten für den Rumpf in Stralsund zugeschnitten..
So soll die „Coriolis“ einmal aussehen. Das Modell wurde noch unter dem Arbeitstitel „Ludwig Prantl II“ auf der Hitzler-Werft in Lauenburg vorgestellt. Jetzt wurden die ersten Stahlplatten für den Rumpf in Stralsund zugeschnitten.. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Zur Feier des Tages fertigte Ostseestaal auch zwei besondere Namensschilder aus Stahl, auf dem Schiffsname, Baunummer und Längsansicht der „Coriolis“ zu sehen sind. Michael Schultze (Ostseestaal-Prokurist) übergab je ein Schild an Marek Klimenko (Inhaber Hitzler Werft) sowie an Volker Dzaak und die beiden künftigen Kapitäne der „Coriolis“, Marco Schacht und Heiko Gerbatsch.

Forschungsdaten können in Echtzeit an Landstationen übertragen werden

Das Schiff soll ein weites, interdisziplinäres Spektrum aus Küsten-, Werkstoff-, Wasserstoff- und Membranforschung abdecken sowie neue Maßstäbe in der Digitalisierung setzen. Dank des geringen Tiefgangs wird das mit Wasserstoff betriebene Forschungsschiff sowohl Flüsse als auch Nord- und Ostsee befahren können.

So lässt sich beispielsweise ermitteln, welche Nähr- und Schadstoffe durch Flüsse ins Meer gelangen und wie sich die verändernden klimatischen Bedingungen auf die Küstenlandschaft auswirken. Alle Forschungsdaten, die während der Fahrt ermittelt werden, können dank der technischen Ausstattung in Echtzeit vom Zentrum aus abgerufen oder direkt mit anderen Schiffen und Landstationen geteilt werden.

Der innovative Antrieb besteht aus elektrischen Fahrmotoren, die auf verschiedene Stromspeicher zugreifen. Eines davon ist ein speziell entwickeltes Tanksystem, in dem Wasserstoff in Form von Metallhydriden gespeichert wird. Mit dieser Ausstattung werden an Bord die Möglichkeiten eines rein mit Wasserstoff betriebenen Motors erforscht. Ermöglicht wird eine streckenweise emissionsfreie Schifffahrt.