Neues Forschungsschiff des Helmholtz-Zentrums wird in Lauenburg gebaut. Eine wichtige Frage ist indes noch nicht geklärt.
Geesthacht/Lauenburg. Nun ist das Projekt in trockenen Tüchern, am Montagnachmittag wurden die Verträge während einer Feierstunde unterzeichnet. Damit steht fest: Die Hitzler-Werft in Lauenburg wird für das Helmholtz-Zentrum den Nachfolger des Forschungsschiffes „Ludwig Prandtl“ bauen.
Anwesend in der großen Werfthalle waren unter anderen vom Helmholtz-Zentrum Hereon Prof. Matthias Rehahn, der wissenschaftlich-technische Geschäftsführer, Volker Dzaak, der das Projekt vom Start weg seit mehreren Jahren federführend betreut, Staatssekretärin Julia Carstens vom schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium und Andreas Burmester, der Maritime Koordinator des Landes, von der Hitzler-Werft die Geschäftsführer Kai und Marek Klimenko und natürlich Norbert Brackmann.
Hitzler-Werft Lauenburg: Kosten für Forschungsschiff bleiben im Rahmen
Der Lauenburger, bis vor Kurzem CDU-Abgeordneter im Bundestag, fungierte dort als Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und verschaffte dem Projekt maßgeblich die nötigen Mittel aus dem Haushalt. Dieses Projekt ist sein politisches Baby. „Mein letztes Baby überhaupt, und das erste, das nun realisiert wurde“, meinte er stolz. Was ihn besonders freute: Dass die ursprüngliche Planung mit 13,5 Millionen Euro Kosten trotz der derzeitigen Situation mit all ihren Preissteigerungen fast eingehalten werden konnte. Aktuell soll das Schiff mit 15 Millionen Euro zu Buche schlagen. „Da kann man von einer Punktlandung sprechen“, meint Brackmann.
Die zusätzlich nötig gewordenen Mittel werden über die Hereon-Sitze in den Ländern Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein getragen. „90 Prozent zahlt der Bund, zehn Prozent die Sitzländer“, erläutert Volker Dzaak.
Er hatte die Ehre, das neu angefertigte Modell des Schiffes im Maßstab 1:50 auf dem Arm tragend zu präsentieren. Wie einen Pokal stemmte er es freudestrahlend in die Luft. Das Modell war bereits auf der Internationalen Schiffbaumesse SMM in Hamburg im September am Stand von Technolog Services GmbH gezeigt worden. Das Ingenieurbüro für Schiffbau ist ein enger Partner beim Bau.
Schiff wird ruhiger im Wasser liegen als Vorgänger
So, wie das neue Modell nun aussieht, soll auch das große Schiff gebaut werden. Es weist gegenüber dem Vorgängermodell nun einige Veränderungen auf, erklärt Volker Dzaak.
So haben die Erkenntnisse aus den Tests im Strömungskanal der Schiffsbauversuchsanstalt (SVA) in Potsdam im Februar und März deutlich sichtbar ihre Spuren am Rumpf hinterlassen. Neu sind zum Beispiel die Schlingerkiele auf beiden Seiten. Diese flachen Stahlprofile sehen aus wie kleine Flügelchen, sie sollen das Rollen – die Drehbewegungen – abmildern. Das Schiff liegt dann ruhiger im Wasser, das erleichtert die Arbeit an Bord.
So einen Zweck soll auch der sogenannte Anker-Pfahl erfüllen, der bündig im Unterboden eingelassen ist. Der sieben Meter lange Pfahl wird bei Bedarf ausgeklinkt und hakt sich dann wie ein Stachel in den Untergrund.
Fast 30 Meter lang, aber sehr wenig Tiefgang
Das Schiffes ist 29,9 Meter lang, acht Meter breite und hat einen Tiefgang von 1,6 Metern. Das Energiesystem ist neuartig, es besteht aus einer Brennstoffzelle (100 kW) und einem Metallhydridtank. Er ist auf dem Modell noch nicht zu sehen und wird seinen Platz an Steuerbord auf dem Vorderdeck finden. Noch eine Innovation: Spezialmembrane am Motor verringern den Schadstoffausstoß. Die Geschwindigkeit beträgt maximal 12,8 Knoten. Einsatzgebiet des Schiffes sind die Ost- und Nordsee mit dem Wattengebiet und auch die Flüsse. Da ist ein geringer Tiefgang nützlich, um nahe an die Ufer heranfahren zu können. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden noch an Bord digitalisiert und sind so umgehend abrufbar.
Kran kann sehr schwere Lasten heben
Neu sind auch die zwei Lastkräne auf dem hinteren Deck. Der Arm des großen Krans kann auf zwölf Meter ausgezogen werden, bei 5,6 Metern schafft er eine Last von sechs Tonnen. Um unter den Elbbrücken hindurchfahren zu können, lassen sich die Mastaufbauten nach hinten niederlegen, das Schiff ist dann nur noch 6,50 Meter hoch. Das ist gar nicht so selten nötig. Denn der aktuelle Liegeplatz der alten „Ludwig Prantl“, die nach Indienststellung des Nachfolgers verkauft werden soll, ist auf Höhe des Ortkatensees in Ochsenwerder. Wo das neue Schiff liegen wird, ist bisher nicht festgelegt. Im Gespräch ist auch Geesthacht.
Und auch der Schiffsname des Nachfolgers stehe nicht fest, war überraschend auf der Feier zu vernehmen. Der als sicher geltende Name „Ludwig Prandtl II“ ist demnach nur vorläufig. Zur Namensfindung startet am Helmholtz-Zentrum noch in dieser Woche eine Beteiligungsaktion unter den Mitarbeitern. Bereits heute geht es mit einem ersten Meeting zur Erstellung der Detailpläne auf der Hitzler-Werft weiter. Die Kiellegung soll bis Februar erfolgen, Fertigstellung für das Schiff könnte im ersten Halbjahr 2024 sein.