Schwarzenbek/Kollow. Die Ortsumgehung kommt langsam voran. Bis zum Jahr 2027 soll nun der zweite Bauabschnitt fertig sein. Kostenpunkt: 19 Millionen Euro.

Überall rund um Schwarzenbek rollen die Bagger: Der Bau der Umgehungsstraße geht zügig voran, zwischen Kollow und Lauenburg wird seit Freitag die Landesstraße 158 saniert.

Mit einem Jahr Verspätung hat Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) am Freitag den symbolischen ersten Spatenstich für die Umgehungsstraße vorgenommen. Eigentlich war dieser Festakt bereits im Frühjahr 2021 geplant, musste dann aber wegen der Corona-Pandemie sehr kurzfristig abgesagt werden. Das Festzelt an der Brückenbaustelle in Höhe des Totenwegs nach Grove stand bereits.

Mittlerweile sind zwei Regenrückhaltebecken entstanden, die ersten 300 Meter Fahrbahn sind asphaltiert, der Kreisverkehr an der Bundesstraße 207 ist seit Sommer fertig und der Brückenbau schreitet voran. Nach dem ersten Spatenstich im Vorjahr steht nun der zweite, 3,04 Kilometer lange Bauabschnitt bis zur Bundesstraße 207 an. Der finale Lückenschluss bis zur Kreisstraße 17 werde sich wegen umfangreicher Ausgleichsmaßnahmen für eine Haselmauspopulation allerdings verzögern, kündigte Buchholz an. Voraussichtlich im Jahr 2027 wird der zweite Abschnitt fertig werden. Der Bau kostet 19 Millionen Euro aus Bundesmitteln.

Wirkt sich der Krieg in der Ukraine auf die Ortsumgehung aus?

Inwieweit sich der Krieg in der Ukraine und das Embargo gegen Russland auf das Bauvorhaben auswirken wird, ist derzeit noch nicht abschätzbar. Denn der LBV.SH (Landesbetrieb Straßenbau) bezieht einen Großteil seines Bedarfs an Bitumen aus Russland und der Ukraine, das Gros der im nördlichsten Bundesland verbauten Leitplanken ist aus russischem Stahl gefertigt. „Es gibt zwar positive Signale seitens unserer Ausschreibungs- und Vertragspartner“, so Buchholz. Dennoch seien die Auswirkungen der russischen Invasion auf das Nachbarland Ukraine nicht vollends kalkulierbar.

„Neben der Preisgestaltung ist für uns die Zeit ein zweiter wichtiger Faktor“, sagt Torsten Conradt, Leiter des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV). Die Bauarbeiten und auch die damit verbundenen Straßensperrungen und Umleitungen seien eng getaktet. Offen sei jedoch, ob die Bauarbeiten durch Lieferengpässe in die Länge gezogen werden. Weiteres großes Problem neben Bitumen und Stahl ist Dieselkraftstoff: Während unerwartete Preissteigerungen beim Material vom Auftraggeber über eine Stoffpreisgleitklausel ausgeglichen werden können – geprüft wird, ob dies auch bei laufenden Verträgen möglich ist – sind die Treibstoffkosten nicht als Extra-Kosten in der Kalkulation aufgelistet. Conradt: „Firmen müssten dann ihre Kalkulation öffnen, damit wir einen Abrechnungsmodus finden können.“

Nach 25 Jahren geht es mit dem Straßenbauprojekt weiter

Am Freitag überwog allerdings erst einmal die Freude, dass es endlich nach 25 Jahren Pause mit dem Weiterbau der Ortsumgehung vorangeht. „Viele Menschen konnten gar nicht mehr glauben, dass die Umgehung nicht an der scharfen Kurve an der B 404 endet. Ich war als junger Referendar vor 40 Jahren erstmals mit der Ortsumgehung Schwarzenbek befasst. Nächstes Jahr gehe ich in Rente und der zweite Abschnitt ist wenigstens im Bau. Das zeigt deutlich, dass Planungen zu lange dauern“, betonte Conradt.

„Bis zu 10.000 Fahrzeuge rollen täglich durch Schwarzenbek. Der Verkehr in der Stadt hat bereits mit dem Bau der A 24 im Jahr 1982 deutlich zugenommen. Ich freue mich, dass der zweite Abschnitt der Umgehung endlich kommt. Der dritte ist in Planung“, so Staatssekretär Oliver Luksic aus Berlin.

„Es liegen 25 Jahre zwischen dem ersten und dem zweiten Bauabschnitt. Das ist deutlich zu lange. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten fünf Jahren den Baubeginn für den dritten und letzten Abschnitt haben werden“, sagte der Kieler Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP). „Das Projekt steigert die Lebensqualität in Schwarzenbek, weil es uns deutlich entlastet“, so Bürgermeister Norbert Lütjens. Die Stadt hat sich auch an den Kosten für zusätzlichen Lärmschutz und einem Radweg beteiligt.