Geesthacht. Elke Fritzsche-O’Connell bietet Tieren ein Zuhause, die in der Landwirtschaft nicht überlebt hätten. Die Bertha-von-Suttner-Schule hilft.
An Kinder und Jugendliche sind die Tiere hier ja gewöhnt, aber dass sie Modell stehen sollen, das kennen sie nicht. 20 Schülerinnen und Schüler der Bertha-von-Suttner-Schule aus Geesthacht waren auf dem Lebenshof von Elke Fritzsche-O’Connell am Knollgraben (Hans-Meyer-Siedlung 7) zu Besuch für ein besonderes Projekt.
Die Jugendlichen des ersten Jahrgangs des ästethisches Profils der Oberstufe entwerfen für ein Architekturprojekt Tierbehausungen. Für ihre Projektarbeit sahen sie sich die Rinder, Pferde, Ponys, Ziegen und Co. vor Ort ganz genau an, um zu lernen, was sie mögen könnten. „Die Tiere sollen sich wohlfühlen mit viel Auslauf“, stellt ein Mädchen klar. Hinzu kommen Gründächer oder PV-Paneele.
Bertha-von-Suttner-Schule ist auf dem Geesthachter Lebenshof aktiv
„Wir sind Künstler und zeichnen freihändig, nicht mit dem Lineal“, erläutert Lehrerin Alexandra Kiss das Vorgehen. Aber architektonische Parameter wie Stabilität und Statik fließen auch ein. Die Entwürfe sollen nach Fertigstellung in der Schule ausgestellt und auch mit Elke Fritzsche-O’Connell besprochen werden. „Was sie am realistischsten findet, würden wir umsetzen“, sagt Alexandra Kiss.
Der Kontakt der BvS zum Lebenshof besteht seit einem Jahr durch die Vorhabenwochen der 5. Klassen. Das weiße Rind „Mücke“ ist nun Patenkuh. Die Tiere, die bei Elke Fritzsche-O’Connell auf dem Hof sind, haben Glück gehabt, ohne die Tierschützerin würden die meisten von ihnen nicht mehr leben. Das Aufpäppeln von Tieren, die in der Landwirtschaft nicht lange überlebt hätten, hat sie sich zur Lebensaufgabe gemacht.
Klasse 6c der BvS sammelt Leergut und spendet das Pfandgeld
„Wir sind in Kontakt geblieben. Die 6c sammelt weiterhin regelmäßig Leergut, das Pfandgeld wird von den Familien gern aufgerundet und dann gespendet“, erzählt Alexandra Kiss. So kommen stets bis zu 50 Euro zusammen. Der Kontakt hat sich bis zur 12. Klasse im Kunstunterricht herumgesprochen, die „auch mal etwas machen wollte“, so Alexandra Kiss. „Es sind tolle junge Menschen, empathisch, mit einem großen Herz“, lobt sie. „Ich würde gern eine Dauereinrichtung aus dem Besuch machen. Es war eine sehr, sehr wichtige Schule für alle“.
Elke Fritzsche-O’Connell will unterdessen auch mit ihren eigenen pädagogischen Angeboten wieder durchstarten. In ihrem „Shettychat“ lernen Kinder tiergestützt auf spielerische Art Englisch mit Ponys und Pferden. Den Unterricht gibt sie, weil ihr die Arbeit mit Kinder Freude macht, aber auch für die vielen Tiere. Sie hofft, nicht mehr auf Spenden zum Überleben ihres Hofes angewiesen zu sein. Die Corona-Krise hat Elke Fritzsche-O’Connell zu schaffen gemacht. Sie konnte fast keinen Unterricht geben. Allein gut 1500 Euro benötigt sie monatlich nur für laufende Kosten. Für ein Rind fallen pro Monat für Futter, Versicherung, Klauenpflege und Tierarzt etwa 150 Euro an.
„Shettychat“: Spielerisch englisch lernen auf dem Lebenshof
Unterstützer hatten Tierpatenschaften übernommen, Elke Fritzsche-O’Connell ist dafür dankbar, möchte aber am liebsten den Unterhalt für ihre zehn Rinder, sieben Ponys und Pferde, drei Ziegen, drei Laufenten sowie die zwei Kaninchen wieder selbst verdienen. „Es wäre schön, wenn sich für den Unterricht auch Schulen melden würden“, sagt sie. Die kleinen Lerngruppen bestehen jeweils aus nur zwei bis fünf Kindern. Es gibt auch Ferienkurse.
Jedes ihrer „Felle“ war ein harter Fall. Kälbchen „George“ etwa kam vor einem halben Jahr zu ihr, da war es vier Wochen alt. Seine Mutter starb, und „George“ versuchte, sich auf der großen Weide selbst durchzuschlagen. „Ich war mit den Hunden spazieren, als ich ihn entdeckte. Der kleine Kerl hat sich den ganzen Magen und Darm kaputt gemacht, da er so viel Sand gefressen hatte“.
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Kälbchen „George“ wurde mit der Milchflasche aufgepäppelt
„Georges“ Besitzer gab der Tierschützerin den kleinen Bullen sofort mit. Seine Überlebenschancen standen 50 zu 50. Einen Monat bekam das Tierchen Antibiotika und wurde im Zwei-Stunden-Takt mit der Milchflasche aufgepäppelt. Die Mühe hat sich gelohnt. Inzwischen steht „Georg“ quietschvergnügt auf der Weide und lässt sich den Wind durch sein glänzendes, rabenschwarzes Fell wehen.