Geesthacht. Elke Fritsche-O'Connell rettet Tiere vor dem Tod und gibt ihnen ein neues Zuhause. In der Corona-Krise benötigt sie nun selbst Hilfe.

"Otti" steht auf der Wiese, der 700 Kilogramm schwere Ochse reckt genüsslich seinen mächtigen Kopf in die Höhe, damit Elke Fritsche-O'Connell ihn besser am Hals kraulen kann. Neben dem massigen Tier wirkt die blonde, zierliche Frau winzig. Ohne sie würde der Ochse aber nicht hier stehen - die Geesthachterin ist seine Retterin.

Kaum zu glauben, aber der zutrauliche Koloss wog keine 45 Kilogramm mehr, als ihn die Tierschützerin unter ihre Fittiche nahm. Die meisten ihrer Tiere hat die 60-Jährige vor dem sicheren Tod bewahrt. Der gutmütige "Otti" wurde als Zwilling geboren und von der Mutter verstoßen, da sie nicht genug Milch für zwei Kälber hatte.

2018 findet Elke Fritsche-O'Connell Kälbchen "Findus" auf der Elbinsel

Ein ähnliches Schicksal hatte Kälbchen "Findus". Es wurde im Februar 2018 auf der Elbinsel in Geesthacht bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt von seiner Mutter zurückgelassen. Elke Fritsche-O'Connell zog das hilflose Fellbündel mit der Flasche groß, wie viele ihrer anderen Tiere.

Auf dem am Ortstrand von Geesthacht gelegenen Gelände, das sie gepachtet hat, beherbergt sie acht Rinder und sechs Pferde, dazu kommen drei Hunde, die im Haus der Tierschützerin leben und die sie aus einer Käfighaltung in Rumänien rettete. Welches Schicksal auch immer die Tiere vorher hatten - bei Elke Fritsche-O'Connell sind sie alle handzahm.

Drei Hektar großes Gelände samt Pferdespielplatz

Mit
Mit "Findus" fing es 2018 an: Elke Fritsche-O'Connell zog das Rind mit der Flasche auf.

Die Tierliebhaberin ist täglich im Einsatz. Egal, ob bei Sonnenschein, Schnee oder Regen. Schließlich muss Wasser auf die beiden Weiden gebracht, Mist entfernt, Stroh und Heu verteilt werden, und da viele der Tiere wegen ihrer Herkunft häufig kränkeln, schaut der Tierarzt oft Am Knollgraben vorbei. „Mit ,Findus' fing alles an", erinnert sich die Tierschützerin, die das Kälbchen Tag und Nacht alle drei Stunden fütterte, bis es aus dem Gröbsten heraus war.

Die Tiere machen nicht nur reichlich Arbeit, Elke Fritsche-O'Connell muss auch viele Rechnungen bezahlen. Warum sie ihre ganze Freizeit opfert? Für die Antwort muss sie nicht überlegen. „Weil ich Tiere liebe. Wenn ich meine Tiere zufrieden und satt über die Weide stapfen sehe, ist das für mich ein wunderbares Gefühl", sagt sie und blickt glücklich über das rund drei Hektar große Gelände, auf dem sich Rinder und Pferde tummeln.

Elke Fritsche-O'Connell arbeitet als tiergestützte Pädagogin

Sogar einen Pferdespielplatz hat die 60-Jährige angelegt. Shetlandpony "Suki" hat darauf reichlich Spaß, die kurzen Beine des Pferdchens sind beinahe gestreckt, als es mit fliegender blonder Mähne über einen der angelegten Hügel galoppiert, um kurz danach neugierig einen Parcours mit ausrangierten Reifen zu inspizieren.

Vor der Corona-Pandemie verdiente Elke Fritsche-O'Connell als tiergestützte Pädagogin genug Geld, um alle ihre Tiere zu versorgen. Auf dem Gelände gab sie Kindern Englischunterricht. Mit Hilfe ihrer Ponys erlernten die Kinder nicht nur die Fremdsprache, sondern auch die Sprache der Tiere. Nach Ausbruch der Pandemie blieb dieser Teil der Einnahmen nun aus.

Tierpatenschaften für 25 Euro im Monat

Inzwischen unterstützen Tierpaten das Engagement der Geesthachterin mit einem monatlichen Beitrag von 25 Euro. „Natürlich sollen die Menschen nicht leer ausgehen", sagt sie. Wer eine Patenschaft übernimmt, lerne die Verhaltensweisen und Sprache der Tiere kennen, und natürlich dürfe auch gekuschelt werden.

Je nach Größe ihrer Tiere, werden gleich mehrere Patenschaften benötigt. Für ein größeres Rind benötigt sie vier bis sechs Paten, um alle Kosten zu decken. Wer die Vierbeiner unterstützen möchte, kann eine Patenschaft übernehmen oder auch verschenken. Alle weiteren Informationen dazu erteilt Elke Fritsche-O'Connell unter 0176/830 555 08.