Friedrichsruh. Anstelle des Brautvaters schritt das Pony vom Pferdegnadenhof mit Braut Antonia vor den Traualtar – zur Überraschung des Bräutigams.
Damit hatte Bräutigam Trutz Gebhardt nicht gerechnet. Der 31-jährige Hamburger war ziemlich baff, aber vor allem gerührt, als seine Antonia plötzlich mit einem Pony an der Leine auf ihn zukam, während er vor dem „Traualtar“ wartete. Die Überraschung war perfekt. Das Paar hat sich am Sonnabend bei schönstem Sonnenschein auf einer freien Trauung im Garten des Forsthauses Friedrichsruh das Ja-Wort gegeben. Auf die Idee mit dem Pony anstelle des Brautvaters kam die 31-Jährige, „weil meinem Mann Pferde viel bedeuten, in seiner Kindheit und Jugend ist er viel geritten“. Außerdem wurde ihr, dem Patchwork-Kind, damit die Entscheidung abgenommen, zwischen zwei Vätern einen wählen zu müssen und womöglich den anderen vor den Kopf zu stoßen“, erzählt sie.
Bei Martina Schooff, Vorsitzende des Vereins Pferdegnadenhof in Friedrichsruh, fiel die Idee auf fruchtbaren Boden. Hier hat sich die Braut das Pony „geliehen“. „Das war eine neue Erfahrung für uns. Donna hat das super gemacht“, sagt sie stolz. Für den großen Auftritt vor 70 Gästen wurde die braun-weiße Shetlandponydame extra herausgeputzt, gewaschen, gestriegelt und geschmückt mit rosafarbenem Halfter und Röschen in der geflochtenen Mähne – passend zum Haarschmuck der Braut. „Donna sah so süß aus. Sie hat uns alle entzückt und mir fast die Show gestohlen“, sagt die Braut. Bewunderende Blicke waren der schönen Braut in ihrem langen weißen Kleid gewiss.
Der monatlicher Unterhalt des Hofes kostet 3000 Euro
„Ponys stehen gern im Mittelpunkt“, sagt Martina Schooff. Die 53-Jährige muss es wissen, schließlich arbeitet sie seit knapp 40 Jahren auf dem Gnadenhof. 31 Pferde und Ponys leben hier aktuell. Seit sechs Jahren gehören Donna und ihre Mutter dazu. „Donna wurde bei uns geboren, hatte es bislang immer gut. Ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, die sich anfangs nicht berühren ließ“, sagt Schooff.
Der Gnadenhof hat es sich zur Aufgabe gemacht, ausgedienten, misshandelten oder abgeschobenen Pferden und Ponys einen artgerechten Lebensabend zu ermöglichen. Weil die Tiere in der Unterhaltung aber teuer sind, stand der Hof im vergangenen Jahr kurz vor dem Aus. Um Überleben zu können, wurde der Verein gegründet. Finanziell steht der aber weiterhin nicht gut da. „Uns fehlen Vereinsmitglieder“, sagt Schooff ehrlich. Um die 3000 Euro für den monatlichen Unterhalt zusammenzubekommen, müsste der Verein 300 Mitglieder haben. Bislang zählt er aber nur 61. „Zeitgleich ist mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine die Spendenbereitschaft für Tiere und ihre Belange zurückgegangen. Wir kämpfen jeden Tag ums Überleben“, gibt Schooff offen zu.
Auch Donnas bester Freund Pony Malabar war während der Trauung anwesend
Umso glücklicher ist sie über die Spende, die Donnas Auftritt eingebracht hat. Auch Donnas bester Freund Pony Malabar war während der Trauung anwesend und hielt mit seiner Freundin Blickkontakt. „Ponys sind Herdentiere. Malabar hat Donna Sicherheit gegeben“, sagt Martina Schooff.
Nur Bräutigam Trutz Gebhardt war ein wenig enttäuscht, als er erfuhr, dass Donna kein dauerhaftes Hochzeitsgeschenk ist. Gepasst hätte es, denn die beiden ziehen demnächst aus der Stadt aufs Land nach Breitenfelde. Hier haben sie ein Haus gekauft. Dass ihre zukünftigen Nachbarn Pferdebesitzer sind, dürfte die Kaufentscheidung beeinflusst haben.