Geesthacht. Drastischer Preisanstieg und doch vergleichsweise günstig? So viel verlangen die Stadtwerke ab 2023 pro Kilowattstunde.
Wegen der bundesweiten Umlagen für die Beschaffung und Speicherung von Gas wird Erdgas auch in Geesthacht und Umgebung ab dem 1. Oktober sehr viel teurer. Ab dem vierten Quartal zahlt ein durchschnittlicher Nutzer mit einem jährlichen Verbrauch zwischen 4001 und 50.000 Kilowattstunden (kWh) in der Grundversorgung – nur diese können Neukunden derzeit bekommen – künftig 12,01 Cent pro Kilowattstunde. Zuvor waren es 8,33 Cent. Der Anstieg liegt somit bei knapp 45 Prozent. Alt-Kunden mit Sonderkonditionen zahlen weniger.
Alle betroffenen Haushalte werden derzeit von den Stadtwerken per Post informiert. 6000 Kunden beziehen in der größten Stadt des Kreises Herzogtum Lauenburg sowie in den Gemeinden Hamwarde, Wiershop, Gülzow, Kollow und Worth Erdgas von den Stadtwerken. In Geesthacht sind es rund 80 Prozent aller Gasnutzer.
Stadtwerke rechnen mit erneutem Preisanstieg 2023
Was in dem Schreiben nicht steht: Das ist erst der Anfang des Preisanstiegs. Ab 1. Januar rechnet Geschäftsführer Markus Prang mit einem Preis pro Kilowattstunde von über 20 Cent. Das sagte der Stadtwerke-Chef, als er im städtischen Hauptausschuss über die Auswirkungen der Energiepreisentwicklung für sein Unternehmen und dessen Kunden sprach.
„Wenn wir die Preise nicht anpassen könnten, könnten wir den Laden abschließen“, sagte Prang. Ein Verzicht auf die Umlage, etwa wie in Hamburg angedacht, sei kein Thema. Prang: „Das ist ein schlechter Witz. Aber wenn man wie in Hamburg bei einem Preis etwa 30 Cent liegt, kann man vielleicht eher auf 3 Cent verzichten.“
Die jährliche Grundgebühr in Höhe von 142,80 Euro bleibt in Geesthacht zunächst unangetastet. Ab 2023 präsentierte Markus Prang eine Beispielrechnung mit einem Grundpreis von 297,50 Euro.
Tipp: So viel Gas wie möglich einsparen
Er befürwortet die Reduzierung des Umsatzsteuersatzes auf 7 Prozent für den Bezug von Erdgas, anstatt die Steuer nur für die Umlage zu reduzieren. Nur so würden Nutzer entscheidend entlastet. Anstatt jährlich 4300 Euro – bei einem Verbrauch von 20.000 KWh – würden Kunden in 2023 nur 3800 Euro zahlen. Ein neuer Kunde bei Vattenfall zahle derweil über 6000 Euro.
In 2022 liege die Mehrbelastung bei einem Verbrauch von 20.000 kWh bei rund 700 Euro. Die reduzierte Steuer auf die Umlage erbrächte monatlich lediglich eine Ersparnis von rund zehn Euro.
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Obwohl Geesthacht wegen einer weitsichtigen Einkaufsstrategie bei Vorlieferant Sachsen Energie für 2022 vergleichsweise gut dastehe und er keine Bedenken habe, dass Deutschland den kommenden Winter übersteht, mahnte Markus Prang mehrfach eindringlich: „Mein Appell lautet: Sparen Sie so viel Gas ein, wie es geht. Wenn wir jetzt nicht sparen, werden wir den Winter 2023/24 nicht überstehen.“ Diese Einsparungen dienten dazu, die Gasspeicher für eben jenen übernächsten Winter zu befüllen.
Schließung des Freizeitbades ist (noch) kein Thema
Während die Stadtwerke ihren Kunden im September Spartipps mit einer Sonderausgabe der Kundenzeitschrift zukommen lassen, trifft sich eine Arbeitsgemeinschaft der Stadtverwaltung wöchentlich, um Einsparpotenziale festzustellen. Bereits abgestellt wurden laut Bürgermeister Olaf Schulze die Außenbeleuchtungen am Rathaus, Krügerschem Haus sowie bei Feuerwehr und Städtischem Betriebshof in der Mercatorstraße. Zudem gehen die Straßenlaternen jeweils eine Viertelstunde später an und früher aus.
Möglich sei die Absenkung der Temperatur in den Sporthallen auf 15 Grad, die Wassertemperatur im Freibad wurde bereits auf 23 Grad gesenkt. „Das Warmwasser in den Sportanlagen abzustellen, ist wegen der Legionellen-Gefahr nicht möglich“, sagte Schulze. Einer generellen Schließung des Freizeitbades erteilte wiederum Markus Prang eine Absage. „Das würde ich mich auch wegen der Debatte um die Eintrittspreise derzeit nicht trauen. Man kann ja auch bei geringeren Temperaturen baden“, sagte der Geschäftsführer und wiederholte noch einmal seinen Appell, dass Gaskunden jetzt so viel sparen sollten, wie es geht. Denn, so Prang: „Erst ab 2024/2025 wird es wieder sinkende Gaspreise geben, wenn uns LNG-Gas zur Verfügung steht.“
Wo man Energie einsparen kann
Bürger sind in der Gaskrise angehalten, Energie einzusparen. Wie das umzusetzen ist, wissen die Wenigsten. Zwei Tipps der Stadtwerke Geesthacht:
1. Mit jedem Grad weniger an Raumtemperatur lassen sich rund sechs Prozent an Energiekosten sparen: Wer in einem 150-Quadratmeter-Einfamilienhaus die Temperatur um ein Grad senkt, spart rund 115 Euro Gaskosten.
2. Backofen: Meist verlängert sich die Backzeit ohne Vorheizen nur um einige Minuten; fünf bis zehn Minuten vor Ende der Backzeit ausschalten. Die Funktion Umluft statt Ober- und Unterhitze erlaubt das Zubereiten mit einer um 20 bis 30 Grad geringeren Temperatur – das spart circa 30 bis 40 Prozent Energie.
In einer Sonderausgabe der Kundenzeitschrift „Gute Aussichten“ widmen sich die Stadtwerke Geesthacht extra dem Thema Energiesparen. Die Ausgabe erscheint Mitte September (Auflage 20.000).