Geesthacht. VfL Geesthacht gehört in der Disziplin Turn-Gruppen-Wettstreit zu den Besten – und empffängt viele Gäste. Worum es dabei geht.

Wenn es um den Orientierungslauf geht, hört bei den Leonas alles auf das Kommando von Julina Bödewadt. Die Zwölfjährige ist die beste Kartenleserin im Team des VfL Geesthacht. „Ohne sie wären wir aufgeschmissen“, räumt Mannschaftskameradin Tiara Gerhardt ein. Eine halbe Stunde haben die acht Mädchen Zeit, um im Wald bei Krümmel zehn auf einer Karte markierte Punkte anzulaufen und anschließend zum Ziel zurückzukehren. Kontrolliert wird das mittels eines Chips, den jedes Mädchen um den Finger trägt. Werden Punkte ausgelassen oder wird die Zeit überschritten, gibt es Punktabzug.

Doch bei ihrem Heimspiel während der vom VfL Geesthacht ausgerichteten Norddeutschen Meisterschaften im TGW – das steht für Turn-Gruppen-Wettstreit – geben sich die Leonas keine Blöße und erreichen die Maximalpunktzahl 10.

Turn-Gruppen-Wettstreit Geesthacht: Nur rund 50 unter den 700 Teilnehmern sind männlich

Wolfgang Denker registriert das mit Zufriedenheit. Am zweiten Tag der Titelkämpfe, als die jüngeren Kinder in der Kategorie SGW (Sport-Gruppen-Wettstreit) an der Reihe sind, hatte er den Kurs gesteckt. Tags zuvor musste der 54-Jährige noch selbst bei den Frauen der VfL-Rumpers einspringen, deren Lauftrainer er eigentlich nur ist.

Echte Exoten beim TGW: Die Mannschaft von GutsMuths Berlin ist das einzige reine Männer-Team in Norddeutschland.
Echte Exoten beim TGW: Die Mannschaft von GutsMuths Berlin ist das einzige reine Männer-Team in Norddeutschland. © schulz | Schulz

„TGW ist eine Mädchendomäne“, weiß Denker. Unter den 700 Teilnehmern der Norddeutschen Meisterschaften waren nur etwa 50 männliche Starter und das einzige reine Männerteam von GutsMuths Berlin daher ein echter Exot.

Orientierungslauf ist aber nur eine von insgesamt acht Disziplinen, die es beim TGW gibt. Die anderen sind Bodenturnen, Tanzen, Gymnastik, Singen, Werfen, Pendelstaffel und Schwimmen. Je nach Klasse muss jedes Team drei oder vier davon gemeinsam absolvieren.

Für die 10- bis 13-Jährigen Leonas geht es nach einer weiteren 10 im Werfen auf der Zen­tralen Sportanlage in die Halle der Alfred-Nobel-Schule. Dort stehen für sie Tanzen und Gymnastik auf dem Programm. Die Tribüne ist vollständig gefüllt. Eltern, Angehörige und Freunde stehen selbst dahinter in Dreierreihen. Die Stimmung ist prächtig.

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Davon angespornt läuft in der Tanzkür der Leonas alles wie am Schnürchen. „Es geht darum, wie man heute von Handys und so abhängig ist und wie man von der Sucht loskommt“, erklärt Zoe Daßler (11) die Geschichte des Tanzes. Als die Wertung verkündet wird – eine 9,75 – kullern einige Freudentränen bei den Mädchen oder den Müttern im Publikum.

Turn-Gruppen-Wettstreit Geesthacht: Die Leonas holen viermal die Tageshöchstwertung

Mehr waren es, als es auch im Turnen mit 9,45 für sie zum vierten Mal die Tagesbestwertung in ihrer Altersklasse unter den 14 Mannschaften gab und die Leonas damit unangefochten den Norddeutschen Meistertitel gewannen.

Die Azuras des VfL in ihren neuen T-Shirts, gesponsert vom Cafe plus.
Die Azuras des VfL in ihren neuen T-Shirts, gesponsert vom Cafe plus. © Privat | Privat

Einen zweiten Titel heimste bei den Erwachsenen in der Klasse TGM (Turn-Gruppen-Meisterschaft) das Team DWH ein. Zweiter wurden hier die Geesthachter Rumpers. Das bescherte Trainer und Aushilfsläufer Wolfgang Denker beim gemeinsamen Essen eine höhere Rechnung. Er hatte für diesen Fall zugesagt, alle Getränke zu übernehmen. Eine weitere Vizemeisterschaft holten die Azuras vom VfL Geesthacht (TGM, Jugend). Die Rookies wurden Fünfte (SGW I) und die Phoenastics (TGW, Jugend) landeten auf Platz sieben.

Die Rumpers des VfL posieren mit Aktenkoffern, die sie für ihr Tanzkür benötigen.
Die Rumpers des VfL posieren mit Aktenkoffern, die sie für ihr Tanzkür benötigen. © Privat | Privat

Anschließend warb Denker, dessen Tochter Celine mit ihrem Team von Eintracht Hannover auf Platz drei hinter dem Papa landete, für den bis zu 4,5 Kilometer langen TGW-Orientierungslauf. „Das ist eine geile Sportart. Es geht bei Wind und Wetter über Stock und Stein. Es ist ein super Ausgleich zum Turnen“, sagt Denker. Allerdings sollte man Karten lesen können wie Julina Bödewadt. Eine Gruppe aus Berlin hatte damit offensichtlich ihre Schwierigkeiten. „Die sind gleich beim Start auf die falsche Straßenseite gelaufen. Was aus ihnen geworden ist, weiß ich nicht?“