Geesthacht. Wegen eines Streits mit seinem Vermieter ist unklar, ob Betreiber Zimpel an der Elbpromenade bleiben kann. Was eine Alternative wäre.
Noch immer gibt es kein Urteil im Streitfall, ob das Café Elbchic an der Elbpromenade unterhalb der Geesthachter Hafencity bleiben kann oder nicht. Es ist der einzige Gastronomiebetrieb an der Promenade. Betreiber Jörn Zimpel war von seinem Vermieter, der Elbe-Geest Immobilien GmbH, zum 1. Juli 2021 fristlos gekündigt worden. Dagegen legte er Widerspruch ein. Die Güteverhandlung vor dem Landgericht in Lübeck fand bereits im Dezember statt, die Richterin hatte den beiden Parteien dann eine Frist bis März gesetzt, um sich doch noch zu einigen. Geschehe dies nicht, sollte ein Urteil folgen.
Zu einer Einigung kam es nicht. Aber auch das Gericht sorgte bis jetzt nicht für eine neue Sachlage. Stattdessen wurde für den 1. Juli nun noch einmal ein Termin in Lübeck angesetzt. Jörn Zimpel findet das Vorgehen zwar „total kryptisch“, will aber hinfahren, „um der Gegenpartei in die Augen zu blicken“, sagt er.
Jörn Zimpel hofft auf ein Urteil – egal in welche Richtung es geht
„Wir würden uns über ein Urteil, egal in welche Richtung es geht, sehr freuen, um endlich für die Zukunft eine Überlebensstrategie entwickeln zu können“, sagt er frustriert. „Denn dass wir als Betreiber in dieser langen Zeit komplett in der Luft hängen, weder vernünftig Personal einstellen noch eine Planung für die Zukunft machen können, wird nicht berücksichtigt.“
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung: ausstehende Mietzahlungen. Jörn Zimpel hatten die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen zu ihrer Eindämmung schwer getroffen. Das Virus-Geschehen nahm fatalerweise just zur Café-Neueröffnung im März 2020 Fahrt auf. Mit Schließungen durch die Lockdowns sowie den Schwierigkeiten vorher und nachher kommt er auf elf Monate, in denen der Betrieb entweder gar nicht oder nur stark eingeschränkt möglich war“, berichtet Zimpel. Und es gar keine oder nur sehr wenige Einnahmen gegeben hatte, die Mieten nur unregelmäßig bezahlt werden konnten.
Mittlerweile sind die Rückstände beglichen, aber Zimpel soll das Lokal trotzdem räumen. „Sollten wir in dieser Instanz verlieren, werden wir auf jeden Fall in die nächste gehen und die Sache beim Oberlandesgericht vortragen“, gibt er sich kämpferisch.
Das Schiff ist in einem Topzustand, aber für ein Frachtschiff zu klein
Trotzdem arbeitet der Gastronom bereits an einem Plan B. Denn der Ausgang des Verfahrens ist äußerst ungewiss. „Die Richterin hat signalisiert, dass Corona kein Grund wäre, Mieten verzögert zu bezahlen“, sagt Zimpel. Er würde gern in Geesthacht bleiben. Genauer: vor Geesthacht. Denn Zimpel will aufs Wasser umziehen. Er stehe hierfür bereits in Gesprächen mit der Verwaltung, erzählt er. Zimpel: „Ein dauerhaftes Weiterbetreiben an dem jetzigen Standort macht unter diesen Voraussetzungen keinen Sinn und Spaß, egal, ob es einen Sieg vor Gericht gibt oder nicht.“
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So wurde die Idee geboren, auf das Frachtschiff „Lobenstein“ umzuziehen, das gleich gegenüber des Café Elbchic in Sichtweite am anderen Ufer an Dalben festgemacht liegt. Zimpel, selbst Motorboot-Fahrer, nahm Kontakt auf mit dem Eigner Ingo Weber. „Das Schiff liegt ihm und seiner Frau sehr am Herzen“, hat Zimpel erfahren. Es sei in einem Topzustand, habe gerade wieder die Schwimmtauglichkeit bescheinigt bekommen. Das Problem für einen weiteren Betrieb als Frachtschiff: „Es ist mittlerweile zu klein, kann nur 700 Tonnen Ladung aufnehmen. Um wirtschaftlich zu sein, müssten es 1200 Tonnen sein“, erklärt Zimpel.
Nach der Besichtigung des 70 Meter langen Schiffes sah Jörn Zimpel als Veranstaltungskaufmann viel Potenzial für einen Weiterbetrieb als Kulturschiff mit einem Liegeplatz vor dem Menzer-Werft-Platz. „Ein Weiterbetreiben des Café Elbchic mit erweitertem Angebot ist auf dem Schiff sehr gut möglich. Für Geesthacht würde sich mit diesem Projekt die Lücke einer fehlenden Event-Location für Veranstaltungen von Kultur bis Feierlichkeiten schließen“, sagt er. Das Schiff bietet Platz, es können größere Veranstaltungen wie Hochzeiten, Geburtstage und Tagungen für bis zu 150 Leute stattfinden.
Public Viewing wäre auf dem Deck des Schiffs möglich
Der Vorschlag, das Schiff direkt an den Menzer-Werft-Platz zu legen, wo es bei Events auf dem Platz mit einbezogen werden könnte, sei vom ehemaligen Bauamtsleiter Peter Junge gekommen, sagt Zimpel. Bei einem weiteren Treffen mit Kulturmanagerin Julia Dombrowksi und Stadtplanerin Hildegard Adamofski hat er seine Pläne detailliert erläutert. Zimpel: „Auf dem Deck könnte beispielsweise eine Leinwand gespannt werden für ein Sommer-Kino oder Public Viewing, es könnte für Theater-Aufführung und viele weitere kreative Veranstaltungen genutzt werden.“
Inwieweit das Vorhaben umgesetzt werden kann, wird von der Stadt geprüft. „Momentan ist das aber erst einmal Zukunftsmusik, wir konzentrieren uns für den Sommer auf den momentanen Standort. Denn wir wollen uns nicht einfach vertreiben lassen“, sagt Jörn Zimpel. Geöffnet ist hier mittwochs bis sonntags von 9 bis 20 Uhr.