Geesthacht. Eine Richterin will über die Kündigung im März entscheiden. Es gibt neuen Ärger wegen eines Tresens und zu viel bezahlter Miete.

Galgenfrist für das Café Elbchic an der Promenade entlang der Hafencity in Geesthacht – ein sofortiges „Aus“ ist aufgeschoben. Und vielleicht kommt alles noch ganz anders, und Betreiber Jörn Zimpel kann weitermachen.

Ihm war von seinem Vermieter, der Elbe-Geest Immobilien GmbH, zum 1. Juli 2021 fristlos gekündigt worden mit der Begründung von Zahlungsverzug dreier Monatsmieten. Jörn Zimpel legte Widerspruch ein. Die Güteverhandlung fand im Dezember vor dem Landgericht Lübeck statt, eine Entscheidung wurde jedoch vertagt. „Die Richterin will Ende März ein Urteil sprechen“, berichtet Jörn Zimpel – sofern die beiden Parteien nicht vorher eine Einigung erzielen. Das war die Aufforderung des Gerichts.

Die Fronten sind verhärtet, Jörn Zimpel erhebt Vorwürfe

Jörn Zimpel lehnt an seinem neuen Tresen. Hier wird Glühwein ausgeschenkt. Wenn es warm ist, sollen Cocktails folgen. Sofern das Café Elbchic dann noch an Ort und Stelle ist. Das Gericht will im März entscheiden, ob die Kündigung seitens des Vermieters rechtmäßig ist.
Jörn Zimpel lehnt an seinem neuen Tresen. Hier wird Glühwein ausgeschenkt. Wenn es warm ist, sollen Cocktails folgen. Sofern das Café Elbchic dann noch an Ort und Stelle ist. Das Gericht will im März entscheiden, ob die Kündigung seitens des Vermieters rechtmäßig ist. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Danach aber sieht es nicht aus, schon die Verhandlung zog sich. „Der Termin dauerte etwa 90 Minuten, eine Stunde war angesetzt gewesen“, berichtet Jörn Zimpel. Die Fronten haben sich mittlerweile stark verhärtet. Die Gegenseite erklärte auf Anfrage unserer Zeitung, auf ein Statement verzichten zu wollen. „Es ist nicht unser Geschäftsgebaren, Prozesse in die Öffentlichkeit zu ziehen und über Mieteranliegen öffentlich zu berichten. Bitte haben Sie daher Verständnis dafür, dass wir keine Stellungnahme abgeben werden“, schreibt Peer Nowakowitsch von der Elbe-Geest Immobilien GmbH.

So ist es diesmal Jörn Zimpel, der schwere Vorwürfe erhebt. Neuester Zankapfel: der Tresen neben der Tür im Außenbereich, für den er 60.000 Euro bezahlt hat. Seit November wird hier Glühwein ausgeschenkt, wenn es wärmer wird, soll es Cocktails geben. Auch der solle nun wieder weg, berichtet Zimpel. Obwohl alle Genehmigungen vorliegen würden. Das dachte der Gastronom jedenfalls, eine Zustimmung jedoch fehlte. „Die hätte bei der Eigentümerversammlung des Gebäudes beantragt werden müssen, das wurde sie nicht. Aber das ist nicht mein Versäumnis“, klagt Jörn Zimpel. Er sieht die Schuld beim Vermieter. Er will jetzt erstmal abwarten und hofft, dass der Tresen bleiben kann. „Der Glühwein­verkauf hat mich über den Winter gerettet“, sagt Zimpel. „Der Tresen war für mich mit der Hausverwaltung abzustimmen, und das habe ich getan.“

Mieter des Elbchics in Geesthacht hat zu viel Miete bezahlt

Der für Zimpel „größte Hammer“: „Ich habe von Anfang an jeden Monat 400 Euro zu viel Miete bezahlt.“ Die Summe addiere sich auf gut 13.000 Euro. Ein Zahlungsverzug der Mieten für April, Mai und Juni des vergangenen Jahres war der Anlass für die Kündigung gewesen. Der Vermieter machte einen Fehlbetrag im fast fünfstelligen Bereich geltend – plus Mietstundungen wegen Corona. Jörn Zimpel ist wegen einer pandemiebedingten insgesamt achtmonatigen Schließung des Elbchic auf die unregelmäßig eingehenden Coronahilfen der Bundesregierung angewiesen gewesen. So erklärt er den Mietrückstand vom Frühjahr 2021.

„Wenn ich aber monatlich immer zu viel Miete überwiesen habe, war der wirklich fehlende Betrag letztendlich gar nicht mehr groß“, so die Ansicht von Jörn Zimpel. Jedenfalls nicht so groß, dass eine Kündigung aus diesen Gründen seiner Sicht nach gerechtfertigt gewesen wäre.

Kurz vor der Verhandlung hat Zimpel entdeckt, zu viel Miete zu zahlen

Entdeckt hat Zimpel die Überzahlungen erst kurz vor der Güteverhandlung, als er im Vorfeld seine Verträge penibel unter die Lupe nahm. Er geht bei dem Missverhältnis zwischen vereinbartem Quadratmeterpreis und zu zahlender Endsumme von einem Rechenfehler seines Vermieters aus, denn auch die für Zimpel korrekte Summe findet sich als Basissumme im Vertrag. Offenbar gab es nach der Aufrechnung mit den Nebenkosten einen Fehler, der sich dann fortsetzte, so seine Vermutung.

Von der Gegenseite hieß es, man könne das Zahlen der höheren Miete als stillschweigende Zustimmung zu einer Mieterhöhung betrachten, so Zimpel. Auch die Richterin wollte den Punkt erläutert haben. Jörn Zimpel sagte zur Erklärung, er habe damals den Kopf voll gehabt mit anderen Dingen, weil er mitten in den Corona-Maßnahmen steckte. Ab Januar will er nun 400 Euro weniger an Miete zahlen: „Nämlich unter Vorbehalt die richtige Miete.“ Das bedeute aber nicht, dass er auf das aus seiner Sicht zu viel bezahlte Geld verzichten wolle.

Ein weiteres Ärgernis für Jörn Zimpel sind die Parkplätze, die er für Gäste vorhalten muss. Sechs für 60 Sitzplätze, pro zehn Plätze eine Stellfläche für ein Auto, so sehen es die Regeln der Stadt vor. „Auch dafür zahle ich Miete“, erklärt Jörn Zimpel. Der Knackpunkt für ihn: Die Stellflächen seien auch für Kunden der anderen Gewerbetreibenden in der Hafencity vorgesehen. Zimpel: „Einer dieser Plätze befindet sich für Gäste nicht zugänglich in der Tiefgarage.“ So müsste er eigentlich weniger Plätze betreiben. Immerhin zeigt sich die Stadt ­gesprächsbereit. „Grundsätzlich werde, wenn es Probleme geben sollte, der Dialog mit dem Betroffenen gesucht“, teilt die Verwaltung mit.

Der Vertrag verlangt, dass der Mieter alle notwendigen Arbeiten leistet

Zimpel ist den Ärger leid. „Der Idealfall: Ich werde ausbezahlt, zuletzt habe ich 70.000 Euro gefordert. Damit wäre der finanzielle Schaden für mich erträglich.“ Der Vertrag verlangt, dass alle erforderlichen Arbeiten für den Betrieb vom Mieter zu leisten sind. „Vorher war hier nur Estrich“, sagt Zimpel. „Ich habe hier für mindestens zehn Jahre investiert, so lange ließe sich der Mietvertrag verlängern. Eigentlich wollte ich hier alt werden.“

Das Elbchic ist momentan nur bei gutem Wetter geöffnet und nach ausreichend Vorbestellungen für das Frühstücksbüfett. Infos über www.facebook.com/Elbchic/