Siebeneichen. In Siebeneichen ist der 17. Kultursommer am Kanal eröffnet worden. Was demnächst geplant ist – Kulturtipps für die nächsten Wochen.

„Ein Dorf zeigt Seele“ – so lautete das Motto der Eröffnungsfeier des Kultursommers am Kanal. Die Siebeneichener offenbarten am vergangenen Wochenende jedoch nicht nur ihre Seele, sondern zeigten auch, was alles mit Gemeinsinn und Engagement möglich ist. Für das Fest verzichteten viele Bürger auf ihre Autos, denn große Teile des Dorfes zwischen Kirchplatz und Fähre über den Elbe-Lübeck-Kanal waren eine einzige Fußgängerzone, über die Hunderte von Besuchern flanierten.

Den Kunsthandwerkermarkt hatte ein ehrenamtliches Team unter der Leitung von Bürgermeister Jan Lucas – „Ich habe in meinem Leben noch nie so viel telefoniert“ – organisiert, nachdem in der Pandemie die bisherigen kommerziellen Veranstalter aufgegeben hatten. Nicht so die Siebeneichener: „Wir wollten unseren Kunsthandwerkermarkt behalten“, sagt Lucas.

Kultursommer: Kunsthandwerkermarkt bei Besucher und Händlern beliebt

Ein Engagement, das sich gelohnt hat. „Ich bin gerne gekommen, kenne den Markt noch aus der Zeit vor der Pandemie“, sagt Kunsthandwerker Dieter Lübbecke aus Gifhorn, der mit seinen Holzskulpturen sonst auf Weihnachtsmärkten zu finden ist. Nicht ganz so weit war der Weg von Olaf Gramkow: Der Metallgestalter hat in Hitzacker seine Werkstatt: „Die Eulen oder die Ahornblätter gestalte ich frei, für die übrigen Figuren habe ich Schablonen.“ Die Muster schneidet Gramkow dann frei Hand mit dem Plasmaschneider in seine Metallfiguren, die er anschließend mit Edelrost überzieht.

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Die "Baltic Jazz Singers" unter der Leitung von Ingrid Kunstreich begeisterten die Zuhörer nicht nur auf der Bühne an der Kirche, sondern auch am Fähranleger. © Marcus Jürgensen | MarcusJürgensen

Freihändig erfolgt auch die Produktion der hölzernen Boote bei Norbert Knoop: „Das kann man nicht mit einer Schablone machen. Jedes Boot entsteht einzeln am Bandschleifer.“ Dafür braucht es Fingerspitzengefühl und Übung: Wenn ich schief schleife, liegt das Boot auch schief im Wasser.“ Für die Verköstigung der Besucher hatten die Siebeneichener mit Ständen für Kuchen, Grillgut und Getränken gesorgt – zu günstigen Preisen. Das Besondere: Der Erlös ging bei vielen Ständen nicht an die Betreiber, sondern kam dem Förderverein der Fähre sowie der Evangelischen Grundschule zu Gute.

Festival ist in Schleswig-Holstein einzigartig

Eröffnet wurde der Kultursommer um 11 Uhr von Intendant Frank Düwel und Stiftungspräsident Klaus Schlie. Er sei ja als Landtagspräsident viel in Schleswig-Holstein herumgekommen, so Schlie: „Aber was hier im Kreis auf die Beine gestellt wird, ist schon einmalig. Auch weil es im Wesentlichen mit Kulturschaffenden aus der Region gemacht wird.“ Im 17. Jahr seines Bestehens sieht auch Düwel das Festival auf einem guten Weg: „Ja, wir sind in der Provinz, aber wir sind nicht provinziell.“

Der Kultursommer profitiere zunehmend von Fördermitteln aus Landes- und Bundesmitteln und werde von anderen Institutionen angefragt. So sei auch Thomas Manns „Zauberberg“ nach Geesthacht gekommen: Die Hamburger Hochschule für Musik und Theater hatte inmitten der Pandemie nach einem Ort für ihre Absolventenprüfung gesucht und wurde in der Elbestadt fündig. 2021 wurde der „Zauberberg“ Open Air am Thekla-Haus in Edmunsthal-Siemerswalde aufgeführt. Mit so großem Erfolg, dass die Aufführung am 16. und 17. Juli erneut gezeigt wird. „Und wir machen noch mehr“, rief Düwel Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze zu, der im Publikum saß.

Gereimtes Grußwort von Kreispräsident Füllner

„Nun wohlan Ihr Künstlervolk, der Vorhang geht auf. Lasst eurem schöpferischen Schaffen den Lauf! Auch die letzten Kulturverweigerer, ja Kulturbanausen, holt mit kulturellen Attraktionen aus ihren Klausen!“ – Kreispräsident Meinhard Füllner, selber als Bildhauer aktiv, hatte sein Grußwort zur Eröffnung in Reime gefasst: „Die Seele der Menschen im herzöglich Lauenburgischen Kreis, ob jung, ob alt, ob sie, ob er, gelb oder rot, ob schwarz, ob weiß, ist nach Zeiten kultureller Entbehrung, Abstinenz, und Verzicht, trotz Sorgen um Krieg und Horror in der Ukraine, auf Freuden und Kultur erpicht.“

Kultursommer-Tipps für die kommenden Wochen

Mehr als 50 Konzerte, Lesungen und Aufführungen sind in den kommenden vier Wochen geplant, hinzu kommen mehr als 25 Künstler und Galerien, die zu Ausstellungen und offenen Ateliers einladen. Wir haben prominente Besucher der Eröffnungsfeier nach ihren Empfehlungen gefragt. „Das ist eine unglaubliche Atmosphäre“, schwärmt Stiftungspräsident Klaus Schlie von der Schiffbauhalle auf der Hitzlerwerft in Lauenburg. Am Sonnabend, 25. Juni, spielt der Musikzug Lauenburg Süd in diesem Ambiente sein Konzert „Elbklänge“ (19 Uhr, Karten: 15 Euro).

Olaf Gramkow aus Hitzacker bot Gartenaccessoires an, die er mit dem Plasmaschneider gefertigt und mit Edelrost überzogen hat.
Olaf Gramkow aus Hitzacker bot Gartenaccessoires an, die er mit dem Plasmaschneider gefertigt und mit Edelrost überzogen hat. © Marcus Jürgensen | MarcusJürgensen

Stiftungs-Vize Wolfgang Engelmann favorisiert hingegen ein Konzert in seiner Heimatstadt Mölln: Ebenfalls am 25. Juni singen und spielen im Stadthauptmannshof (Hauptstraße 150) Lennart Wenzel, Felicitas Eskaputrie, Peter Köhler (Cello) und Alexander Winterson (Piano), Opernstudienleiter an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater beim Liebesliederabend „Du, Du – Nur die Liebe“ (19 Uhr; Karten: 14 Euro). „Beim Abschlussfest 2021 hat mich dieses Quartett begeistert“, so Engelmann. Siebeneichens Bürgermeister Jan Lucas will am Sonntag, 26. Juni, den Pastoratsgarten in Basthorst (An der Kirche 4) besuchen: „Ich kenne die Kirche, der Ort ist wirklich wunderschön.“ Um 11 Uhr beginnt dort ein musikalische Picknick.

Kreissparkassen-Chef empfiehlt das Kanuwandertheater

Schwer fiel der Bundestagsabgeordneten Nina Scheer die Entscheidung: „Es gibt so viele tolle Veranstaltungen.“ Ihre Wahl fiel letztlich auf das „Gitarrenkonzert für Kids“ am Sonntag, 26. Juni, im Möllner Kurpark mit Musik von der Klassik bis zum Tango (Beginn: 14 Uhr). Der Tipp von KSK-Vorstand Stefan Kram liegt noch in weiter Ferne: Am 26. August starten die Kanus wieder am Schaalseekanal zum Kanuwandertheater. Während die Besucher den Kanal entlang paddeln, spielen Schauspieler am Ufer in diesem Jahr Szenen aus der Oper „Dido und Aeneas“. „Wir waren im vergangenen Jahr dabei: Es lohnt sich“, sagt Kram. Karten für 35 Euro können ab dem 19. Juli bei der Stiftung bestellt werden.

Das ausführliche Programm gibt es unter www.kultursommer-am-kanal.de.