Hohenhorn. Auf dem Erdbeerhof von Jochen Putfarken hat endlich die Saison begonnen. Der Preis überrascht wohl die meisten Kunden.
Beim Erdbeerhof Putfarken gehört Gisela Waschkies zum Inventar. Schon als die Geesthachterin noch zur Schule ging, verdiente sie sich als Pflückerin etwas Taschengeld dazu – erstmals im Jahr 1964. Seit 1989 steht Waschkies bei den Selbstpflückern in Hohenhorn an der Kasse. Als die ehemalige Krankenschwester noch berufstätig war, opferte sie für die Erdbeersaison sogar ihren Jahresurlaub. „Ich bin nie verreist. Mir reicht die frische Luft hier. Das ist für mich wie Urlaub“, sagt Waschkies, die auch als Rentnerin dabei geblieben ist.
Seit Himmelfahrt und noch voraussichtlich bis Anfang oder Mitte Juli ist es wieder soweit. Täglich von 7 bis 19 Uhr kann auf den Feldern von Bauer Jochen Putfarken wieder selbst gepflückt und – ganz wichtig – nach Belieben genascht werden. Bezahlt wird aber nur das, was im Körbchen landet. 500 Gramm kosten wie vergangenes Jahr 2 Euro, ein Kilogramm das Doppelte. Wer dazu keine Zeit oder Lust hat: 500 Gramm gepflückte Erdbeeren gibt es für 3,50 Euro (7 Euro/kg). Das ist günstiger als auf dem Wochenmarkt.
Erdbeeren: Die Gillandts kommen fast täglich zum Hof Putfarken
Selbst bei Nieselregen am Montagmittag fuhr ein Auto nach dem anderen auf den provisorischen und ob des nassen Wetters etwas seifigen Parkplatz des Feldes an der Bundesstraße 404 kurz vor dem südlichen Ortseingang. Die Zufahrt ist ausgeschildert und erfolgt über die Straße Zum Schießstand.
Udo und Lisel Gillandt aus Geesthacht konnten den Start der Erdbeersaison bei Putfarken kaum abwarten. Beide kommen seit Jahren nahezu täglich zum Selberpflücken. „Es wurde auch Zeit, dass es losging. Wir haben nur noch einen Beutel vom letzten Jahr zu Hause eingefroren“, sagt Lisel Gillandt. Nun kann der Vorrat neu befüllt werden.
Aus Bergisch Gladbach zum Marmeladekochen gekommen
Die Kunden kommen aber nicht nur aus der näheren Umgebung, auch viele Hamburger zählen zu den Kunden. „Eine Frau habe ich wegen ihren ungewöhnlichen Nummernschildes angesprochen“, berichtet Kassenfrau Gisela Waschkies. „Sie kam aus Bergisch Gladbach und hilft ihrer Tochter immer um diese Zeit beim Marmeladekochen.“
Eine andere Frau mit Göttinger Kennzeichen erzählte unserem Reporter, dass sie den Besuch in der alten Heimat immer so abstimmt, dass sie in den Genuss von Hohenhorner Erdbeeren kommt. Und Vera Buhtz und deren Mutter Anette Steinbach schauten schnell mal aus Elmenhorst vorbei. „Weil die Erdbeeren so lecker schmecken und weil es nicht viele Felder gibt, auf denen man selbst pflücken kann“, sagte Anette Steinbach.
Weitere Möglichkeiten gibt es zum Beispiel auf dem Hof Lohbrügge der Familie Carstensen in Reinbek (Lohbrügger Straße 25). Dort hat die Selbstpflückersaison ebenfalls an Himmelfahrt begonnen. Bei den „Börnsener Erdbeeren“ (Börnsener Straße 32b) gibt es auch frische Früchte. Die Selbstpflückersaison beginnt hier voraussichtlich erst im Juni, heißt es auf der Internetseite boernsener-erdbeeren.de.
Erdbeeren bei Jochen Putfarken selbst pflücken seit 1973
Bei Jochen Putfarken hat das Selberpflücken die längste Tradition (seit 1973). Rund acht Hektar stehen diesmal auf zwei großen Feldern auf jeder Seite der Bundesstraße zur Verfügung, die abwechselnd genutzt werden. Durch das Regenwetter der vergangenen Tage dauert es zwar länger bis die Früchte reif sind. „Aber auch das Pflückinteresse ist ja auch geringer. Ab Dienstag, wenn das Wetter besser wird, sieht beides anders aus“, ist Putfarken überzeugt.
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Derzeit bietet er die frühe Sorte Darroyal an, bald auch Allegro, später Sonata und Julia sowie auch wieder ein paar eigene Versuchssorten. Der Einzelhandel erhält „stabilere und hellere Früchte“ wie Putfarken verrät. Er beliefert Erdbeeren von seinen weiteren gut 40 Hektar rund um Hohenhorn vor allem an Edeka und Rewe.
Durch die Corona-Zeit ist Putfarken besser gekommen, als manch anderer Landwirt, der auf Saisonkräfte angewiesen ist. Vor allem weil er so viele treue Mitarbeiter aus der Region hat: wie Gisela Waschkies oder Songül Demirhan, ebenfalls aus Geesthacht. Letztere weist die Selbstpflücker seit 16 Jahren ein, in welcher Reihe und ab welcher Stelle nach Belieben gepflückt und genascht werden darf.