Rund um Hamburg werden in diesen Tagen die ersten der süßen Früchte geerntet. Worauf Verbraucher sich einstellen müssen.
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Tomaten plus 43,9 Prozent, Gurken plus 39,6 Prozent, Tiefkühlobst plus 22,4 Prozent, Butter, Kartoffeln und Nudeln jeweils fast 20 Prozent teurer – Lebensmittel und insbesondere Gemüse und Obst gehören wie die Energie zu den Produkten, die die Lebenshaltungskosten in Deutschland derzeit deutlich nach oben treiben. Die Liste der Waren, die in diesen Tagen in Supermärkten und auf Wochenmärkten um mehr als zehn Prozent teurer sind als vor einem Jahr, ist lang, sehr lang. Und sie wird sich absehbar noch verlängern.
Denn kurz vor Beginn der Erdbeer-Ernte im Norden kündigen mehrere Landwirte rund um Hamburg an, dass sie ihren Kunden künftig mehr Geld für das süße Obst abverlangen werden. „Wir müssen die Preise erhöhen, es geht gar nicht anders“, sagt Enno Glantz unmissverständlich. Der Mann, der als eine Art Erdbeerkönig von Hamburg gilt und große Plantagen in Delingsdorf (Kreis Stormarn) nördlich von Ahrensburg sowie in Hohen Wieschendorf in Nordwest-Mecklenburg betreibt, sagt, er habe schlicht keine andere Wahl. „Sämtliche unserer Kosten sind deutlich gestiegen.“
Erdbeeren: Schlechte Nachrichten für Verbraucher
Felix Löscher vom Erdbeer- und Spargelhof Löscher in Winsen (Landkreis Harburg) sieht das ebenso. „Auch wir haben natürlich deutlich gestiegene Spritkosten beim Transport der Ware“, sagt Löscher. Doch das ist bei Weitem nicht der einzige Kostentreiber bei den Landwirten: Papier und Pappe für Verpackungen und Obstschalen seien sehr viel teurer als vor einem Jahr, die Transportkisten aus Holz in denen die Erdbeerschalen in Supermärkte geliefert werden und von dort nicht zurück in den Betrieb kommen, seien ebenfalls teurer. Die Preise für Düngemittel seien deutlich gestiegen, und auch die Jungpflanzen, die von speziellen Betrieben in energieintensiven Gewächshäusern herangezogen werden, seien nun deutlich teurer.
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Und dann sind da auch noch die wegen des steigenden Mindeststundenlohns höheren Lohnkosten für die Pflückerinnen und Pflücker. Löscher erwartet, dass er in diesem Jahr etwa zehn Prozent mehr für die Erntehelfer aufwenden muss, im nächsten Jahr noch einmal weitere zehn bis 15 Prozent zusätzlich. Löscher: „Egal in welchem Bereich, wir haben überall Mehrkosten.“
Wie stark die Erdbeerpreise für die Verbraucher steigen werden, da wollen und können sich Glantz und Löscher nicht eindeutig festlegen. Anbauverbände und Erdbeerbauern aus Hessen und Nordrhein-Westfalen, wo die Ernte vor Kurzem bereits begonnen hat, erwarten zwischen zehn und 20 Prozent mehr. „Es wäre toll, wenn wir tatsächlich so viel mehr Geld bekommen würden“, sagt Felix Löscher. Aber sicher sei das keineswegs. Und Enno Glantz betont: „15 Prozent mehr müssten es wohl sein, sonst lohnt es sich für uns nicht.“
Preisschock bei Erdbeeren in Hamburg
Die Kostensteigerungen seien noch höher, betont er. Wenn es den Verbrauchern wichtig sei, Erdbeeren aus regionalem Anbau zu kaufen, dann müssten sie auch bereit sein, einen höheren Preis für das heimische Obst zu zahlen als für Ware aus Spanien oder Polen. Dort sei der Mindestlohn nun einmal deutlich niedriger als hierzulande.
Allerdings: Den wichtigen Erdbeerbauern ist sehr bewusst, dass sie ihre gestiegenen Kosten wohl nicht voll an die Verbraucher werden weitergeben können. „Es gibt da natürlich einen Schwellenwert. Wenn der Preis darüberliegt, kaufen die Leute weniger.“ Wo der in diesem Jahr liegt, wie viel zu zahlen die Kunden bereit sind, das wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Beim Spargel registriert Felix Löscher derzeit bereits eine gewisse Kaufzurückhaltung: „Die Nachfrage könnte größer sein.“ Seine Erklärung: „Möglicherweise haben die Leute den Eindruck, sie könnten sich weniger leisten – obwohl Spargel derzeit gar nicht mehr kostet als vor einem Jahr um diese Zeit.“
Stark abhängig sind die Verkaufspreise sowohl von Spargel als auch von Erdbeeren ohnehin vom Wetter, das bestimmt, wie viel Frischware auf den Markt kommt und dann zügig abgesetzt werden muss. Das zeigte sich im vergangenen Jahr bei den Erdbeeren ganz deutlich. „Die Ernte begann spät, und im kalten Mai gab es ein geringes Angebot“, sagt Eva Würtenberger, die Erdbeerexpertin bei der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) in Bonn. Für ein Kilo Beeren aus heimischen Anbau mussten die Kunden in Supermärkten und Fachgeschäften, auf Wochenmärkten und an Verkaufsständen damals zu Saisonbeginn durchschnittlich mehr als acht Euro pro Kilo zahlen. Bei bestem Wetter im Juni und Juli waren es dagegen 5,82 und 5,67 Euro für 1000 Gramm.
Wann die Ernte der Erdbeeren im Norden beginnt
Wie teuer auch immer die heimischen Beeren in diesem Jahr sein werden – lange warten müssen die Verbraucher nicht mehr auf die Früchte. „Wir haben am vergangenen Wochenende das erste Kilo gepflückt“, sagt Felix Löscher. Auf seinen Anbauflächen soll am Donnerstag die Ernte beginnen, die dann auch in den Handel kommt. Wie bei Löscher reifen auch bei Glantz die Erdbeeren zunächst in Folientunneln heran, die die Wärme speichern.
Teils wachsen die Pflanzen unter Folie auf langen Erdwällen, sodass sich der Boden auch von den Seiten her erwärmt. Enno Glantz hat den Erntebeginn in den Folientunneln sogar noch einen Tag früher auf den heutigen Mittwoch festgesetzt. „Im Freiland werden wir voraussichtlich ab dem 20. Mai ernten“, sagt er.
Spätestens dann werden sämtliche Verkaufsstände beliefert. Allein Glantz betreibt um die 150 in Hamburg und im Umland. Der Erdbeer- und Spargelhof Löscher hat immerhin um die 40 in der Hansestadt und im südlichen Umland.