Geesthacht. Die neuen Preise sorgen weiter für Ärger. Nun wollen Sportgruppen das Bad verlassen. Sie haben bereits eine Ausweichmöglichkeit.

Die Liebesbeziehung der Geesthachter Tauchaktivisten zum Freizeitbad währt über zwei Jahrzehnte. 2001 gab es sogar eine spektakuläre Hochzeit unter Wasser im Bad. Nun stehen die Zeichen auf Scheidung. Grund: Die kräftige Anhebung der Eintrittspreise zur Neueröffnung nach dem Umbau betrifft auch Sportgruppen wie eben die Taucher. Sie sollen deutlich mehr Geld bezahlen für ihre Trainingszeiten.

Geesthacht teurer als Sylt: Preise schockieren Tauchaktivisten

„Das Freibad Geesthacht hat folgende Konditionen für Sportgruppen und Vereine festgelegt: 60 Euro für zwei Bahnen und zwei Euro Eintritt pro Person für den Abend. Diese Preise für eine Trainingszeit von 45 Minuten haben uns schockiert“, sagt Holger Trapp von den Tauchern. Er rechnet vor: „Sie bedeuten für uns zehn Taucher bei 20 Abenden Bahnmiete 1200 Euro zuzüglich Eintritts, so kommen noch einmal 400 Euro hinzu pro Person. Unserer Anfrage an das Freizeitbad zu einer beiderseitig akzeptablen Preisgestaltung wurde eine Absage erteilt.“ 2020 wurden 480 Euro bezahlt – für die gesamte Saison.

Holger Trapp ärgert die Situation gewaltig: „Wir haben hier nicht nur trainiert, sondern auch jahrelang die Sprunggrube geschrubbt und von Algen befreit. Es war immer eine partnerschaftliche Win-win-Situation.“ Die Taucher wollen aussteigen, sollte es dabei bleiben. „Für das Geld kommt keiner, das ist nicht darstellbar“, meint auch Tauchkollege Olaf Moser. „Wir haben nun den Forellensee bei Witzeeze am Elbe-Lübeck-Kanal ins Auge gefasst“, berichtet Annett Trapp.

Freizeitbad Geesthacht ist bei Sportlern attraktiv

Das Geesthachter Freizeitbad ist bei Sportlern attraktiv wegen der 50-Meter-Bahn, die Taucher trainieren Flossenschwimmen mit Schnorchel. Die lange Bahn zieht auch Wettkampfsportler an. Und auch ihnen wird es nun zu teuer. „Wir sind ein Verein und kein Golfclub“, sagt Margarete Esser. Sie trainiert bei der SG Bille die Erwachsenen.

„Montagabends waren links von uns die Taucher und rechts die Triathleten“, erzählt die Geesthachterin. Die TriBandits waren sonst mit 20 bis 30 Sportlern in Geesthacht, wollen nun im Hohendeicher See in Ochsenwerder schwimmen. Der Eintritt lief früher über die günstige Zehnerkarte – ohne Bahnmiete.

„Das kam zudem sehr kurzfristig“, meint Triathlon-Trainer Klaus-Dieter Stein, der anmahnt, dass ein sozialer Aspekt bei der Preisgestaltung nicht zu erkennen sei.

„Die Kinder werden noch viel weniger schwimmen können“

Margarete Esser hat in ihrer Schwimmgruppe für den Besuch des Hauptausschusses am Donnerstag nächster Woche Werbung gemacht. Dort könnte sich nach einem Antrag der Grünen und entsprechenden Mehrheiten das Blatt noch drehen. „Die Kinder werden sonst noch viel weniger schwimmen können“, befürchtet Margarete Esser.

Das könnte noch ein Problem werden. Was, wenn jetzt verstärkt die Elbe an heißen Tagen aufgesucht wird, weil es vielen im Freizeitbad zu teuer geworden ist? Es ist zwar verboten, in der Elbe und oder im Hafenbecken zu baden. Aber bereits im vergangenen Sommer, als das Freizeitbad geschlossen hatte, sprangen Kinder und Jugendliche von der Brücke zum Menzer-Werft-Platz ins Wasser.

Das hatte eine Anfrage der CDU über die Sicherheit zur Folge. Ergebnis: Es gibt dort weder Erkenntnisse über Strömungsverhältnisse noch über gefährlichen Müll im Wasser. Die DLRG hatte bei einem Übungstauchen vor gut zehn Jahren in Brückennähe im Boden steckende, gefährliche Stahlstäbe entfernt.

Freibad Geesthacht: DLRG noch nicht, wie es weitergeht

Bei den Rettungsschwimmern weiß man auch nicht, wie es weitergeht. „Wir haben noch keine Informationen, ob wir überhaupt reinkönnen“, sagt Kassenwart Heiko Schulz. „Die Schwimmzeiten in Geesthacht sind noch in der Mache. Wir warten erst einmal ab.“ Im vergangenen Jahr wurde nach Lauenburg ausgewichen, angesichts der hohen Benzinpreise soll das vermieden werden.