Geesthacht. Sperrung der Elbbrücke, mögliche neue Umgehungsstraße, Wohnungs- und Kitabau. In diesem Jahr ist in Geesthacht einiges geplant.

Geesthacht wächst und wächst. In ein paar Jahren wird die Einwohnerzahl der größten Stadt des Kreises Herzogtum Lauenburg von derzeit rund 31.000 auf etwa 35.000 Menschen angewachsen sein, was viele Zukunftsprojekte erforderlich macht. Das steht 2022 an:

Agenda 2022: In Geesthacht stehen in diesem Jahr viele spannende Projekte an.
Agenda 2022: In Geesthacht stehen in diesem Jahr viele spannende Projekte an. © HA/Hasse

1. Sperrung der Elbbrücke: Nicht nur auf die Geesthachter, sondern auf alle Bewohner der Region wartet ein harter Sommer. Die wichtigste Verbindung zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen, die Elbbrücke an der B 404 in Geesthacht, wird vom 4. Juli bis 28. August für acht Wochen für den Autoverkehr gesperrt. Das 1966 eingeweihte Bauwerk muss für elf Millionen Euro instandgesetzt werden. Nur Fußgänger und Radfahrer können in der Bauphase passieren. Schon im Februar wird an den Gehwegen gearbeitet. Dafür müssen die Fahrspuren verengt und das Tempo auf 30 Stundenkilometer reduziert werden.

2. Wasserstoffhafen: Am Schleusenkanal soll bis 2025 Deutschlands erster Wasserstoffhafen entstehen.

So könnte es aussehen: Ein mit Wasserstoff betriebenes Schiff legt am Wasserstoffhafen an
So könnte es aussehen: Ein mit Wasserstoff betriebenes Schiff legt am Wasserstoffhafen an © Stadt Geesthacht | Stadt Geesthacht

Schleswig-Holsteins Wirtschafts­minister Bernd Buchholz (FDP) und Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) haben ihre Unterstützung signalisiert. Die Stadt hat Förderanträge für eine Planungsstudie sowie den Bau beim Land gestellt. 2022 werden die Antworten erwartet. Je nachdem wie diese ausfallen, folgen weitere Schritte in der Umsetzung.

3. Umgehungsstraße: Den Ruf nach einer Umgehungsstraße gibt es in der Stadt seit Jahrzehnten – mal mit mehr, mal mit weniger Befürwortern. Manche Bürger bezweifeln, dass die Umgehung jemals kommt. Doch für 2022 wird ein entscheidender Schritt erwartet: der Abschluss des Planfeststellungsverfahrens. Heißt: Die Behörden haben alle Einwendungen von betroffenen Gemeinden oder Privatpersonen berücksichtigt, sodass es aus öffentlicher Sicht keine Einwände mehr gegen das Projekt gibt. Allerdings können Betroffene dagegen klagen.

4. Neubaugebiet Finkenweg-Nord: Im letzten großen Neubaugebiet am Stadtrand beginnen voraussichtlich im Februar die Erschließungsarbeiten. Auf 11,9 Hektar entstehen in Einzel-, Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäusern rund 300 Wohneinheiten sowie eine Kita.

5. Kita St. Johannes: In Geesthacht fehlen 500 Kita-Plätze. Die Stadt arbeitet mit Hochdruck daran, neue zu schaffen. In der evangelischen Kita St. Johannes am Eichweg entstehen durch einen Anbau 40 neue Elementarplätze. Der Kirchenkreis Hamburg-Ost rechnet im Spätsommer mit der Fertigstellung.

6. Verwaltungszentrum Süd: Für fünf Millionen Euro will der Kreis in der ehemaligen Außenstelle des Berufsbildungszentrums (BBZ) bis zum dritten Quartal 2023 das Verwaltungszentrum Süd mit 57 Arbeitsplätzen errichten. Unter anderem zieht das Gesundheitsamt aus der Otto-Brügmann-Straße um. Nach dem Auszug des Impfzentrums sollten die Umbauten eigentlich schon im März beginnen. Weil zwischenzeitlich dort aber die feste Impfstelle eingezogen ist, verzögert sich der Baustart bis ins zweite Quartal 2022. Sollte die Impfstelle länger betrieben werden, muss für diese ein Ausweichort gefunden werden.

7. Kita Worther Weg: Eine weitere Kindertagesstätte wird 2022 am Worther Weg fertig. Durch den Neubau entstehen 35 zusätzliche Elementar- und zehn neue Krippenplätze. Im Dezember könnte der Einzug erfolgen. Ihr Übergangsquartier in Containern an der ehemaligen St. Petri-Kirche soll als Ausweichquartier bei weiteren Kita-Neubauten erhalten bleiben.

8. Rewe-Neubau an der Hansastraße: Der Handelskonzern baut in der Oberstadt für eine nicht näher bezifferte siebenstellige Summe einen neuen Markt. Die Verkaufsfläche bleibt mit rund 1200 Quadratmetern so groß wie gehabt, allerdings wird das Gebäude in den hinteren Teil des Grundstücks verlegt. Im dritten Quartal soll die Neueröffnung erfolgen. Solange ist der mit rund 10.000 Einwohnern größte Stadtteil ohne Nahversorger.

9. Am Spakenberg: Die Arbeiten an den Abwasserleitungen Am Spakenberg laufen bereits seit 2018 und sollten 2021 abgeschlossen sein. Die Verwaltung hat die Ausschreibung aber wegen zu schlechter Angebote aufgehoben. Aktuell wird eine neue Ausschreibung vorbereitet. Hoffnung: Die Angebote bewegen sich diesmal im Kostenrahmen. Veranschlagt sind für den letzten Bauabschnitt 1,9 Millionen Euro.

10. Sanierung Düneberger Straße: Die Düneberger Straße soll zwischen Geesthachter Straße und Am Moor umfassend saniert werden. Für die Planung stehen 150.000 Euro im Haushalt, gebaut wird aber erst 2023/24.

11. Zillmann-Park: Nach dem Abriss des ehemaligen Autohauses Zillmann sollten die Arbeiten für 69 ­altersgerechte Mietwohnungen an der Geesthachter Straße eigentlich bereits im Sommer 2021 weitergehen. Wegen coronabedingter Lieferschwierigkeiten musste der Investor das Projekt neu aufstellen. Doch im Februar/März werden die Arbeiten wieder aufgenommen. Bis Mai kann der Rohbau stehen, der Keller mit der Tiefgarage soll im August fertig sein.

12. Wohnpark Mühlenstraße: Auf dem Gelände der ehemaligen Mero-Druckerei an der Mühlenstraße plant die Gebrüder Heitmann Handelsgesellschaft auf 7000 Quadratmetern den „Wohnpark Mühlenstraße“ mit insgesamt vier Gebäuden. Ein Viertel der 154 Wohneinheiten ist wie bei allen neuen Bauprojekten in der Stadt sozial geförderter Wohnraum. Das Thema soll im Februar planungsrechtlich abgeschlossen werden, sodass ein Bauantrag gestellt werden kann.

13. Westhafen II: Der nächste Abschnitt der Hafencity, der für den Wohnungsbau in Angriff genommen wird,

Das Projekt „Wohnen am Westhafen“ (weiße Gebäude) in Geesthacht auf dem Grabau-Gelände  in einer frühen Studie. Die Gestaltung der Fassaden wird erst noch erarbeitet. Die sechs- und siebengeschossigen Gebäude an der Wasserkante sollen ihre Plätze tauschen, das niedrigere Gebäude (jetzt hinten) läge dann in Nachbarschaft zum Seniorenzentrum und Seglerheim (grau, Vordergrund).
Das Projekt „Wohnen am Westhafen“ (weiße Gebäude) in Geesthacht auf dem Grabau-Gelände in einer frühen Studie. Die Gestaltung der Fassaden wird erst noch erarbeitet. Die sechs- und siebengeschossigen Gebäude an der Wasserkante sollen ihre Plätze tauschen, das niedrigere Gebäude (jetzt hinten) läge dann in Nachbarschaft zum Seniorenzentrum und Seglerheim (grau, Vordergrund). © Johannes Bunte Bauunternehmung | Johannes Bunte Bauunternehmung

ist die Fläche der früheren Tischlerei Grabau. In dem „Westhafen II“ genannten Abschnitt möchte die Firma Bunte aus Papenburg 200 Wohnungen in neun Mehrfamilienhäusern bauen. Über die genaue Ausgestaltung ist der Bauausschuss aber noch nicht überein gekommen. Es geht unter anderem um die Höhe der Gebäude. Jedoch: Mitte des Jahres könnte bereits der Verkauf der Wohnungen starten.

14. Vorwerker-Diakonie: Die Stadt macht drei Kreuze, wenn das defizitäre Seniorenzentrum am Katzberg nicht mehr das Stadtsäckel belastet. Für das Jahr 2022 wird mit knapp 600.000 Euro Minus kalkuliert. Abhilfe ist aber in Sicht. Die Vorwerker-Diakonie plant in der Hafencity ein neues H-förmiges Pflegezentrum mit 110 bis 130 Plätzen. Außerdem bauen die Vorwerker eine Kita mit 80 Plätzen, die teilweise in die denkmalgeschützte Reetdachkate (früher Bauhof) einzieht. Drittes Bauprojekt in diesem Abschnitt ist das neue Vereinsheim der Seglervereinigung, das die Vorwerker im Auftrag der Stadt an der Hafenpromenade errichten. Als Baustart ist die Jahresmitte anvisiert.

15. Westhafen V: Mehrere Schritte weiter als im Westhafen II ist die Firma Züblin im Westhafen V genannten Abschnitt in der Hafencity. Gegenüber Mercedes Brinkmann sind neun Mehrfamilienhäuser mit 225 Wohnungen geplant. Der B-Plan ist beschlossen.

16. Hafenpromenade: Die Hafenpromenade ist das optische und touristische i-Tüpfelchen der Arbeiten an der Geesthachter Hafencity. Der Abschnitt vom Restaurant „Pier 3“ bis zur Straße Elbblick ist längst fertig. Die Freigabe der nächsten 400 Meter bis zum Elbstieg verzögern sich bis zum Jahresende. Zuvor muss erst das Vereinsheim der Seglervereinigung stehen (siehe 14).

17. Kreisverkehr an Rathausstraße/Trift: Weil eine Mehrheit der Ratsversammlung einer Kostensteigerung von 50.000 Euro auf 550.000 Euro für den Kreisverkehr an der Einmündung der Trift in die Rathausstraße nicht zustimmte, musste die Ausschreibung komplett neu erfolgen. Die geplante Gestaltung des Kreisels, der zum mehrheitlich beschlossenen Radwegekonzept gehört, hat zwar immer noch nicht alle Fraktionen überzeugt. Aber: Für 2022 sind die Mittel jetzt bewilligt, und die Umsetzung soll erfolgen.

18. Kernkraftwerk Krümmel: Neben dem stillgelegten ehemals größten Siedewasser-Reaktor der Welt baut Betreiber Vattenfall ein „Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle am Zwischenlager“. Maße: 65 x 48 x 15

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© Hereon | Hereon

Meter. Bis März soll der Rohbau, bis Herbst der Innenausbau der Halle stehen. Außerdem rechnet Vattenfall in diesem Jahr mit einer Genehmigung für den Rückbau des Kernkraftwerks. Der Antrag wurde bereits 2015 gestellt.

19. Ludwig Prandtl II: Das Helmholtz- Zentrum Hereon bekommt ein neues Forschungsschiff – die Ludwig Prandtl II. Der Bundestag hatte im Haushalt 2021 für Planung und Bau 13,5 Millionen Euro bewilligt. Ende Januar laufen in der Schiffsbauversuchsanstalt Potsdam mit einem circa fünf Meter großen Modell (Maßstab 1:6) Versuche in einem Strömungsbecken. In welcher Werft das Schiff gebaut, steht nach der im Frühjahr erfolgten Ausschreibung fest.