Geesthacht. Grundstücke für Neubauten sind rar. Deshalb wird verstärkt auf Naherdichtung gesetzt. Eine Übersicht, wo das noch möglich ist.
Geesthacht gehen die Grundstücke aus. Das Gebiet am Finkenweg-Nord soll das letzte große Neubaugebiet am Stadtrand sein. Stattdessen lautet das Schlagwort: Nachverdichtung. „Es ist sinnvoll, zuerst zu schauen, ob eine Nachverdichtung möglich ist, bevor weitere neue Flächen versiegelt werden“, sagt Bürgermeister Olaf Schulze.
Projekte, um mehr Wohnraum und somit neue Wohnungen innerhalb der Stadt zu schaffen, gibt es viele. Manche sind bereits abgeschlossen, andere befinden sich im Bau, sind geplant, aber noch nicht umgesetzt, oder es bestehen Ideen für die Entwicklung von Gebieten zur innerstädtischen Verdichtung wie etwa auf dem Gelände der Norddeutschen Teppichfabrik. „Wir müssen Nachverdichtung mit Augenmaß betreiben. Sie muss sich in die Stadt einfügen“, betont Olaf Schulze. Dieser Aspekt wird im ISEK behandelt, dem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept.
In Geesthacht könnten neue Wohnungen entstehen - Projekte gibt es bereits
In Geesthacht wird seit 2018 daran gearbeitet. „Der Gesetzgeber spricht sich eher für eine Nachverdichtung in die Höhe aus, weil dadurch – anders als beim Bau eines weiteren Gebäudes auf einem Grundstück – der Anteil der versiegelten Fläche nicht steigt“, sagt Hildegard Adamofski, die Leiterin des Fachdienstes Stadtplanung. Dagegen spreche, dass sich viele Bürger eher ein klassisches Einfamilienhaus mit Garten statt eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus wünschten. Auch die Ausweisung von Schulerweiterungen und Kitaflächen spiele bei der Nachverdichtung eine Rolle, wie auch die Nutzung von Park- und Grünflächen.
Grundlage für die Nachverdichtung ist der jeweilige Bebauungsplan. Im Geesthachter Stadtgebiet gibt es allerdings mehrere Bereiche, für die es keinen Bebauungsplan gibt. „Hier gilt, dass sich die Bauvorhaben in die nähere Umgebung einfügen müssen“, erklärt Hildegard Adamofski. Allerdings wird auch parallel geprüft, welche Maßnahmen hinsichtlich des Klimaschutzes (Stichworte: Starkregen, Überhitzung) zu bedenken sind. Die Stadtverwaltung arbeitet neuerdings intensiv mit der Firma Gerics zusammen.
Übersicht: Hier könnten neue Wohnungen in Geesthacht entstehen
Wo die neuen Geesthachter wohnen werden beziehungsweise könnten, haben wir einmal zusammengefasst und dabei sowohl konkrete Projekte als auch Areale, für die es Ideen gibt, berücksichtigt.
Die größte Fläche für eine Verdichtung ist das Gelände der ehemaligen Norddeutschen Teppichfabrik (1). Der Verwaltung schwebt eine Entwicklung mit je einem Drittel Wohnen, Gewerbe und Natur vor. Problem: Die Gespräche mit Investor Kurt-Peter Gaedeke stocken.
„Geesthacht an die Elbe“ heißt das Projekt, aus dem die Häuser in der Hafencity (2) entstanden. Teilweise wohnen bereits viele Neu-Geesthachter dort. Aktuell wird an den „Elbterrasssen III“ gebaut, andere Baufelder sind in der Planungsphase.
Für den „Wohnpark Steinstraße“ (3) wurde schon ein Bebauungskonzept mit vier Punkthäusern und einem langen Gebäudekomplex vorgestellt. Ein Aufstellungsbeschluss wurde gefasst, derzeit ruht die Planung.
Lange lag die Fläche am sogenannten „Gelenk“ zwischen Hafenstraße und Bergedorfer Straße brach (4), heute stehen dort 50 Wohnungen. Auch das Geschäft von „Eisenwaren Sadler“ (5) ist inzwischen abgerissen. Hier entsteht ein großes Mehrfamillienhaus. Bereits fertig ist das Mehrparteienwohnhaus auf dem ehemaligen Parkplatz hinter der Textilkette „Kik“ (6).
Gartencity mit acht miteinander verbundenen Neubauten
Zwischen Buntenskamp und Schillerstraße entwickeln die Immobiliengesellschaften Hohes Elbufer und Gekramon, hinter denen Jan Kramer vom LADR steht, die Gartencity (7) mit acht teilweise miteinander verbundenen Neubauten, Tiefgaragen und einem öffentlichen Park. Fraglich ist, ob dort auch ein weiteres Ärztehaus entstehen kann. Eine erste Idee für das Projekt gab es 2013. Aktuelle Pläne werden nicht vor 2022 vorgestellt.
Für den Zentralparkplatz Nelkenstraße (8) wurde 2013 ein neuer B-Plan aufgestellt. Dieser sah Nachverdichtung in Form einer zweiten Bebauungsreihe vor. Dieser B-Plan wird jetzt hinterfragt und möglicherweise neu aufgestellt.
Früher hatte Mero-Druck seinen Sitz an der Mühlenstraße (9). Dort entsteht jetzt der „Wohnpark Mühlenstraße“. Die Gebrüder Heitmann bauen dort vier große Häuser mit 154 Wohneinheiten. Ein Viertel davon sind Sozialwohnungen – wie es bei allen Wohnungsbauvorhaben inzwischen Vorschrift ist.
Neue seniorengerechte Mietwohnungen entstehen in Geesthacht
Der Bauabschnitt im „Zillmann-Park“ (10), dem ehemaligen Autohaus Zillmann, ist zweigeteilt. Im ersten Abschnitt baut Investor Werner Stelling 69 seniorengegerechte Mietwohnungen. Der zweite Abschnitt, der den Schwesters Stefanie Zillmann und Nicole Lüders gehört, ist ab 2026 an der Reihe – wenn der Mietvertrag des Penny-Markts ausgelaufen ist. Dort wird wieder ein Einzelhändler einziehen.
Entlang der Geesthachter Straße (11) möchte die Stadt nachverdichten und arbeitet an zwei Bebauungsplänen. Allerdings wird parallel geprüft, welche Maßnahmen hinsichtlich des Klimaschutzes (Starkregen, Überhitzung) getroffen werden müssen. Im Zuge der Nachverdichtung soll auch die Silberberg-Grundschule überplant und vergrößert werden.
Im Stadtgebiet hatte die Wohnraumentwicklung Geesthacht (WoGee) mehrere Nachverdichtungsprojekte (12). An der Hugo-Otto-Zimmer-Straße und der Heidestraße sind 54 Wohnungen im Bau. 37 davon sind sozial gefördert mit einem maximalen Mietpreis von 6,10 Euro. Die Hinterhofbebauung am Keil und das Mehrfamilienhaus am Dösselbuschberg sind fertig.
Vonovia möchte im Hansaviertel nachverdichten und neue Wohnungen bauen
Als „eine ganz geniale Sache“ empfindet Bauausschussvorsitzender Gerhard Boll die Nachverdichtung der Neuen Lübecker Am Haferberg (13). Die bestehenden Genossenschaftsbauten wurden in Holzbauweise um ein Stockwerk erhöht und mit Wärmedämmung und einem Aufzug versehen.
In der Nachbarschaft (14) würde die Vonovia gern im Hansaviertel nachverdichten. Diesem Ansinnen wurde wegen des Sanierungsstaus an den alten Gebäuden zunächst vom Bauausschuss nicht entsprochen. Derzeit gibt es keine konkreten Planungen.
Die Anwohner der Westerheese in Grünhof (15) sind befragt worden, ob sie einer Bebauung in zweiter Reihe zustimmen würden. Dies würde Erben ermöglichen, dort zu bauen. Die Ergebnisse sollen demnächst vorgestellt werden. Am Heineweg hat die WoGee im hinteren Bereich Reihenhäuser errichtet (16), vorn entstanden Mehrfamilienhäuser. Dafür wurde extra ein neuer Bebauungsplan aufgestellt. Am Strandweg in Tesperhude (17) will Ufuk Bingöl eine „Strandperle“ bauen: Ein Haus für sechs Parteien ersetzt ein altes Einfamilienhaus.