Geesthacht. Die Elbefahrt der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht stand im Zeichen der Bundestagswahl. Politik sorgte auch für Ärger.

Der wichtigste Satz des Abends kam aus dem Munde von Martin Turowski. Der Direktkandidat der FDP bei den Bundestagswahlen für den Wahlkreis 10 – Herzogtum Lauenburg/Stormarn Süd – war dreieinhalb Minuten zuvor an den Rednertisch getreten, um während der dritten Elbefahrt der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht für die Stadt zu wichtigen Zukunftsthemen Stellung zu nehmen.

So auch zur anstehenden Sanierung der beiden Elbbrücken. „Lauenburg soll in der Zeit offen sein“, sagte Martin Turowski und berief sich auf jüngste Informationen aus Kiel. Er verfügt offenbar über einen guten Draht ins vom Parteikollegen Bernd Buchholz geführte Verkehrsministerium der Landesregierung.

Neue Details zur Sanierung der Elbbrücken in Geesthacht und Lauenburg

Elbe-Törn mit Politikern an Bord (v.l.): Thomas Losse-Müller (SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahlen), Nina Scheer (SPD, MdB), Kathrin Bockey (SPD, MdL), Konstantin von Notz (Grüne, MdB), Florian Slopianka (CDU) und Martin Turowski (FDP).
Elbe-Törn mit Politikern an Bord (v.l.): Thomas Losse-Müller (SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahlen), Nina Scheer (SPD, MdB), Kathrin Bockey (SPD, MdL), Konstantin von Notz (Grüne, MdB), Florian Slopianka (CDU) und Martin Turowski (FDP). © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Hintergrund: Dass es in den Sommerferien 2022 zu einer Vollsperrung der Elbbrücke bei Geesthacht kommt, steht fest. Die große Sorge war aber, dass es zeitgleich auch zu einer Sperrung der ebenfalls sanierungsbedürftigen Elbbrücke bei Lauenburg kommen könnte. Diese Arbeiten werden von der Deutschen Bahn AG verantwortet, und die hielt sich mit einer konkreten Aussage bedeckt. Unwahrscheinlich, aber noch nicht völlig ausgeschlossen, war der letzte Stand.

„Das sind die Informationen, die ich aus Kiel bekommen habe“, bekräftigte Martin Turowski die Aussage später auf Nachfrage unserer Zeitung. „Es gibt die klare Absprache, dass die Lauenburger Elbbrücke offen bleibt.“ Vorbehaltlich dem Umstand, dass die untersuchenden Ingenieure aus Sicherheitsgründen nicht noch dringenden Handlungsbedarf feststellen als absehbar. Turowski ärgert sich, dass man mit einer Sanierung der verschlissenen Brücken so lange gewartet hat, bis es nicht mehr geht. Er sieht eine Mitschuld bei der Bürokratie, setzt sich für deren Abbau ein.

Kandidaten erläutern auf "Salonschiff Aurora" ihre Sicht der Dinge

Ansonsten stand der Törn im Zeichen der Bundestagswahl am 26. September. An dem Tisch auf Deck des „Salonschiff Aurora“ hatten die Mitbewerber Nina Scheer (SPD) und Konstantin von Notz (Grüne) noch einmal ihre Sicht der Dinge erläutert. Der Geesthachter Christoph Hinrichs, Kandidat der Linken, hatte abgesagt, ebenso Daniel Peters von der CDU. Hinrichs ist Mitglied der zeitgleich tagenden Haupt- und Finanzausschüsse, Peters weilte auf dem Kreisparteitag der CDU. Er ließ sich als Redner von Florian Slopianka vertreten, der praktischerweise sowieso als Vertreter des Sponsors Haspa auf der Fahrt dabei war.

Unter den Teilnehmern der Fahrt mit 73 Gästen waren auch Kathrin Bockey (SPD), die nur einen Schritt vom Bürgermeister-Amt in Marschacht entfernt ist (Stichwahl gegen den Grünen Malte Kraft am 26. September), sowie Thomas Losse-Müller, der als Spitzenkandidat der SPD bei den Landtagswahlen am 8. Mai 2022 ins Rennen geht.

Stimmung eine Etage tiefer etwas gedämpft

Während auf Deck Applaus für die Reden aufbrandete, war die Stimmung eine Etage tiefer gedämpft. Hier hatten sich diejenigen WVG-Mitglieder zurückgezogen, denen der Kurs nicht behagte, den die kleine Schiffsreise nahm. „Wir waren politisch immer neutral“, sagte etwa Paul Apel. „Auf unseren Marktsonntagen in der Fußgängerzone gab es im Vorfeld von Wahlen stets Anfragen von Parteien nach der Aufstellung von Ständen, das haben wir immer abgelehnt“, erzählt der frühere WVG-Vorstand.

WVG-Vorstand Jürgen Wirobski wehrt sich gegen die Kritik. „Wenn ich etwas erreichen will, brauche ich Verbündete. Natürlich auch in der Politik.“ Wirobski nennt als Beispiel das Projekt des aktuell vor sich hindümpelnden Hochwasserhauses in Geesthacht. Er hofft, es im nächsten Frühjahr als Wahlkampfthema für die Landtagswahlen vor Ort wieder flott zu bekommen.