Geesthacht. Kaum einer wusste es: Es gibt eine winzige Kammer in einer Betonausbuchtung mitten in der Elbe. Regelmäßig werden Proben entnommen.
Brückenpfeiler Nummer fünf führt ein unbekanntes Innenleben. „,Wie, da kann man rein?’, habe ich als Erstes gedacht“, erzählte Bettina Boll vom BUND, als sie zusammen mit Politikern und Mitgliedern von Umweltschutzorganisationen an einer Begehung des Geesthachter Stauwehrs teilnahm. Möglich gemacht hatte den Rundgang unter Leitung des Wasser- und Schifffahrtsamtes die SPD-Wahlkreisabgeordnete Kathrin Bockey aus Geesthacht.
Nicht nur Bettina Boll war überrascht, was im Pfeiler vor sich geht, alle anderen ebenso. Eigentlich hatte es am 3. September um die Fischtreppe und die Pläne zur Sanierung der Brücke gehen sollen, dann rückte das Geschehen in einer winzigen Kammer in einer Betonausbuchtung mitten im Fluss mit Stuhl, Schreibtisch, Computer, Probeneimern und Ferndatenleitung in den Fokus des Interesses.
Brückenpfeiler Nummer fünf führt ein unbekanntes Innenleben
Was kaum jemand weiß: Seit dem Bau der Brücke 1966 – die erste Staustufe mit Pfeiler datiert von 1959 – werden vor Ort Schlamm- und Wasserproben entnommen und zur Auswertung nach Koblenz zur Bundesanstalt für Gewässerkunde geschickt. Dort wird die Belastung des Wassers mit Chemikalien und Radioaktivität ermittelt.
Bettina Boll ließ das Geschehen keine Ruhe, sie engagierte sich für die Offenlegung der Daten durch die Bundesanstalt, stieß aber auf bürokratische Hürden. Unterstützung kommt nun von Kathrin Bockey. „Da dem Kieler Umweltministerium weder die Messstation noch die Datenauswertung bekannt war, habe ich um einen Bericht im Umweltausschuss in Kiel gebeten“, sagt die Landtagsabgeordnete.
Eine von 40 Probestellen für Gewässergüte des Bundes
Staatssekretärin Dorit Kuhnt bestätigte radionuklide Mengenuntersuchungen zur Beta- und Gammastrahlung. Am Wehr wird eine von 40 Probestellen für Gewässergüte im Auftrag des Bundes betrieben.
Kathrin Bockey findet, dass diese Daten grundsätzlich auf beiden Seiten der Elbe interessant seien. „Mein Vorschlag, die Daten regelmäßig zu veröffentlichen und für alle in der Region zur Verfügung zu stellen, wird vom Umweltministerium geprüft. In meinen Augen würde es auch beim Rückbau der Reaktoren in Krümmel der Vertrauensbildung dienen, wenn die Daten vom Umweltministerium fortlaufend veröffentlicht werden oder wenn es dafür sorgt, dass der Bund das übernimmt. Hier gibt es eine Chance zur Transparenz, die nicht ungenutzt brachliegen sollte“, findet Kathrin Bockey.