Geesthacht. Geesthacht. Seit 2017 ist klar, dass die Kirche geschlossen werden soll. Kommt jetzt schon der Abgesang auf die Arbeiterkirche?
Wer momentan die Facebook-Seite der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Geesthacht besucht, findet dort das Monatslied der Nordkirche: „Du glättest die Wogen“. Thematisch dürfte dies für die kommenden Wochen passen, denn mit der ein oder anderen Woge ist in Geesthacht zu rechnen.
Nur eine Enthaltung im Kirchengemeinderat
Wie unsere Zeitung jetzt aus vertrauenswürdiger Quelle aus dem Umkreis der Gemeinde erfuhr, hat sich der Kirchengemeinderat bei seiner Sitzung vergangene Woche mehrheitlich bei nur einer Enthaltung dafür entschieden, das Gelände, auf dem die Kirche St. Petri am Spakenberg steht, zu entwidmen – mit dem Ziel, die Kirche abreißen zu lassen. Nach unseren Informationen hat sich kein Interessent gefunden, der bereit wäre, das Gebäude mit dem markanten Turm weiter zu betreiben.
Stattdessen sollen sich Vertreter des zuständigen Kirchenkreises Hamburg-Ost bereits mit einem Vertreter der städtischen Bauordnung getroffen haben, um zu klären, welche Möglichkeiten an dieser Stelle bestehen – etwa für Wohnungsbau.
Die Geesthachter Stadtverwaltung wollte diese Information auf Anfrage unserer Zeitung nicht kommentieren: Bauvoranfragen unterlägen grundsätzlich dem Datenschutz unterlägen.
Stadt und Kirchenkreis schweigen
Remmer Koch, Sprecher des Kirchenkreises, will die Information weder bestätigen noch dementieren. Er betont, dass die Kirchengemeinde selbstständig über eine solche Angelegenheit entscheide.
„Wir haben uns in den vergangenen drei Jahren intensiv um eine Nachnutzung bemüht“, sagt Pastor Gunnar Penning. Er kündigt an, dass es am 12. Mai um 12 Uhr im Anschluss an den Gottesdienst in St. Petri eine Gemeindeversammlung geben werde.
Gemeinde will am 12. Mai informieren
„Dabei werden wir über die Details der Schließung informieren“, betont Penning und fügt hinzu: „Ich werde dies nicht vorab über die Medien tun.“
Nach Informationen unserer Zeitung hatte es im Gemeinderat die Überlegung gegeben, die Versammlung früher abzuhalten – nämlich direkt nach dem Karfreitagsgottesdienst. Dies wurde jedoch verworfen.
Kirche entstand einst aus Feuerwache
Mit St. Petri würde Geesthachts Arbeiterkirche verschwinden. 1951 wurde aus der Feuerwache des ehemaligen Arbeiterlagers der Dynamit AG auf dem Spakenberg ein Kirchsaal mit Pastorat gebaut.
Von 1961 bis 1963 wurde dann nach Entwürfen der Hamburger Architekten Friedhelm Grundmann und Horst Sandtmann die heutige Kirche errichtet, Sie steht unter Denkmalschutz.
Gebäude steht unter Schutz
„Die exponierte Lage auf einer Anhöhe innerhalb einer mit lockerem Baumbestand bewachsenen Freifläche sowie der markante, weithin sichtbare Turm machen das Bauwerk zu einer städtebaulichen Dominante“, schreibt das Landesamt für Denkmalpflege.
Denkmalpflege ist überrascht
Entsprechend verwundert zeigt sich auf Nachfrage Vize-Landeskonservator Dr. Dirk Jonkanski: „Das ist noch nicht zu mir vorgedrungen.“ Er verweist darauf, dass sich grundsätzlich der Kirchenkreis mit einem solchen Vorhaben an das Landeskirchenamt wenden müsse, das sich dann wiederum mit den Denkmalpflegern austausche.
Die Nordkirche bestätigt dieses Prozedere und verweist auf die Versammlung am 12. Mai. „Weitergehende Informationen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt“, sagt Referentin Maren Warnecke.