Geesthacht. Bertha-von-Suttner-Schule: Kreis bestätigt langjährigen Konflikt der Zwölfjährigen. Fall landete jetzt im Kieler Bildungsausschuss.
Dem Kreisjugendamt waren sowohl der Täter als auch das Opfer des Messerangriffes an der Bertha-von-Suttner-Schule in Geesthacht bekannt, teilt der Sprecher des Kreises Herzogtum-Lauenburg am Donnerstag, 6. Juni, mit. Am Donnerstag vor einer Woche war ein Streit an der Bushaltestelle neben der Schule am Dösselbsuchberg zwischen zwei Fünftklässlern eskaliert.
Dabei stieß ein Zwölfjähriger seinem gleichaltrigen Mitschüler ein Messer in den Rücken. Das verletzte Opfer wurde mit dem Rettungswagen ins UKE nach Hamburg transportiert, konnte das Krankenhaus einen Tag später aber bereits wieder verlassen. Die Verletzung habe sich als doch nicht so schwer herausgestellt, teile ein Polizeisprecher mit.
Täter und Opfer sind dem Kreisjugendamt seit Längerem bekannt
Wegen dieses Vorfalls laufen seit Wochenbeginn zwei Männer eines Sicherheitsdienstes Streife auf dem Schulgelände und in den Außenbereichen. „Das Jugendamt des Kreises Herzogtum Lauenburg wurde umgehend durch die Schule informiert. Dem Jugendamt waren sowohl Täter wie Opfer bereits geraume Zeit bekannt. In beiden Familien waren auf Veranlassung des Jugendamtes bereits vor dem Vorfall entsprechende Erziehungshilfeleistungen eingerichtet worden“, berichtet der Kreissprecher.
Zwischen den beiden Klassenkameraden habe ein langjähriger Konflikt bestanden, der am vergangenen Donnerstag in der gewalttätigen Auseinandersetzung mit Einsatz eines Messers gipfelte. Das Jugendamt begleite beide Familien weiterhin und stehe dazu auch bereits länger mit der Schule in Kontakt, heißt es weiter. Zum Schutz der Kinder und deren Familien könnten weitere Einzelheiten zum Vorfall nicht veröffentlicht werden.
Auch der Kieler Bildungsausschuss beschäftige sich mit dem Fall
Der Täter sei zurzeit suspendiert, eine Schulkonferenz würde über seinen Verbleib an der BvS beraten, berichtet Christopher Vogt (FDP). Das Geschehen an der BvS war auf sein Betreiben am Donnerstag auch Thema im Bildungsausschuss in Kiel. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) berichtete zur Situation an der BvS.
„Wir hatten vor ein paar Wochen eine größere Anhörung zu den Vorgängen in Heide“, erzählt Christopher Vogt. Dort hatte eine Jugendgang seit Januar Raubüberfälle auf andere Jugendliche am Bahnhof begangen, ihre Opfer wurden teilweise schwer verletzt. „Geesthacht ist nun ein Stück weit die Bestätigung: Wir müssen uns darum kümmern“, meint Christopher Vogt zum Problem der Gewaltausübung von jungen Menschen.
Grüne brachten Dringlichkeitsvorlage im Geesthachter Sozialausschuss ein
Angesichts dessen, dass die Probleme, die die beiden Schüler seit Längerem miteinander hatten, dem Jugendamt ebenfalls seit Längerem bekannt waren, sagt Christopher Vogt: „Das Frühwarnsystem hat funktioniert. Aber nicht die Prävention. Das ist die Frage – wann muss man wie intervenieren? Da haben wir noch vieles zu tun. Deshalb müssen wir darüber reden: Wir brauchen andere Systeme, dass man irgendwann interveniert und vielleicht sagt, die müssen auf unterschiedliche Schulen gehen.“
Das Geschehen schlug in der Woche auch in der Geesthachter Stadtpolitik weitere Wellen. So brachten die Grünen für den Geesthachter Sozialausschuss am Dienstag eine Dringlichkeitsvorlage ein zur Erörterung der Situation von Jugendpflege und Schulsozialarbeit. Ihr wurde dann die Anerkennung verweigert.
Keine psychologische Unterstützung für die Grundschul-Kinder
Nur wenn direkter Schaden für die Gemeinde drohe, bestehe in der Gemeindeordnung die Voraussetzung für eine Dringlichkeit, argumentierte Bürgermeister Olaf Schulze vor Ort. Zudem habe die Schulsozialarbeit erst in der vergangenen Sitzung ihren Jahresbericht vorgestellt. Die Grünen zogen ihren Antrag letztlich zurück.
Nicole Voss (CDU) kritisierte im Ausschuss, dass bei der Betreuung nicht bedacht worden sei, dass auch Schüler der Grundschule in der Oberstadt die Messerstecherei hätten mitbekommen können und auch eventuell Hilfe bräuchten. Die Schüler beider Schulen nutzen eine gemeinsame Bushaltestelle und eine Mensa.
Noch weniger Schulsozialarbeiter? Zwei sollen gekündigt haben
Eine Schlüsselrolle an den Schulen in Sachen Gewaltprävention spielen die Stellen der Schulsozialarbeiter. Die Besetzung gilt bereits jetzt als knapp. Und es könnte einen weiteren Schwund geben. Zu Gerüchten, dass vor der Tat zwei Kündigungen eingegangen seien, will sich Olaf Schulze im nichtöffentlichen Part des Hauptausschusses am 20. Juni äußern.
Ein Silberstreif am Horizont zeichnet sich aber doch ab. Die örtliche Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Herzogtum Lauenburg/Stormarn-Süd, Nina Scheer, informierte am Donnerstag darüber, dass vier Schulen in der Region vom neuen Startchancen-Programm des Bundes profitieren würden. Es handelt sich um die Bertha-von-Suttner-Schule und die Grundschule Silberberg in Geesthacht, außerdem die Gemeinschaftsschule am Heimgarten in Ahrensburg sowie die Grund- und Gemeinschaftsschule der Stadt Schwarzenbek
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„In dieser ersten Förderrunde gibt es finanzielle Unterstützung für Investitionen in modernere Ausstattung und Gebäude, Einstellung von zusätzlichem Personal und eigene Schwerpunktsetzung, dort wo es am dringendsten notwendig ist“, so Nina Scheer. Mit dem Startchancen-Programm investieren Bund und Länder über zehn Jahre insgesamt 20 Milliarden Euro in Schulen in sozial herausfordernden Lagen. Insgesamt stehen für Schleswig-Holstein rund 66 Millionen Euro bereit, davon wird die Hälfte vom Bund finanziert.