Geesthacht. Ehrenamtliche Arbeit in Freizeitbad Geesthacht wird erschwert. Dabei sind Schwimmkenntnisse wichtig, wie der Schwimmabzeichentag zeigt.
Mit 32 Helfern war die Bezirksgruppe Oberelbe der DLRG am Sonntag im Rahmen des bundesweiten Schwimmabzeichentags im Freizeitbad Geesthacht vor Ort. Die Schwimmprüfung und der Eintritt ins Bad waren für alle Teilnehmer dabei kostenfrei. Die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer haben sich auf die Fahne geschrieben, so vielen Kindern und Jugendlichen wie möglich die Angst vor dem Wasser zu nehmen und ihnen Schwimmen beizubringen.
Eine Maßnahme des Freizeitbads erschwert allerdings die ehrenamtliche Arbeit: Die Schwimmausbilder müssen nämliche regulären Eintritt zahlen, wenn sie Schwimmunterricht geben wollen. „Wir konnten die Zahl unserer Schwimmausbilder im letzten Jahr erfreulicherweise von sechs auf 18 erweitern können, darunter einige aus sozial schwachen Familien, für das ein Problem ist. Dabei opfern sie schon ihre Freizeit und müssen jetzt auch noch Geld mitbringen“, sagt DLRG-Kassenwart Heiko Schulz.
Geesthacht: Schwimmausbilder müssen im Freibad Eintritt neuerdings zahlen
Wie wichtig es ist, gut schwimmen zu können und die Baderegeln zu kennen, verdeutlicht ein Blick auf die Zahlen: Im vergangenen Jahr ertranken laut DLRG in Deutschland mindestens 378 Menschen. Dabei spielt auch das Einkommen eine Rolle. Kinder aus Familien mit weniger Einkommen können im Vergleich zu Kindern aus einkommensstärkeren Familien häufiger nicht schwimmen. „In Geesthacht gibt es viele Kinder, die nicht schwimmen können. Einige von ihnen waren sogar noch nie im Freibad“, sagt Jan Wiegers, der 2. stellvertretende Vorsitzende von der DLRG-Bezirksgruppe Oberelbe.
Am Ende der 4. Klasse sollten die Kinder das Bronzeabzeichen haben
Dabei sollen Schulkinder laut Lehrplan des Landes Schleswig-Holstein die 4. Klasse mit dem Schwimmabzeichen Bronze verlassen. „Da hinken viele Kinder nach“, betont DLRG-Kassenwart Heiko Schulz. Ein Beispiel: Im fünften und sechsten Jahrgang des Otto-Hahn-Gymnasiums hatten nach einer kürzlich erfolgten Abfrage in den 14 Schulklassen insgesamt 150 Kinder keinen Freischwimmer, wie das Bronzeabzeichen auch genannt wird.
Nachdem im vergangenen Jahr beim Aktionstag 114 die Prüfung bestanden hatten, waren es diesmal 83 Kinder, während 18 die Anforderungen nicht erfüllten und einen zweiten Anlauf nehmen müssen. Unter den abgelegten Schwimmabzeichen war von Seepferdchen bis Gold alles dabei. Acht Teilnehmer legten gleich mehrere Prüfungen ab. Zwei Jugendliche machten sogar vom Seepferdchen bis zum Gold-Schwimmer alle Abzeichen.
Beim Sprung vom Dreier an Prinzessin Vaiana gedacht
Auch die Geesthachter Schwestern Frieda (11) und Greta (8) Thomsen und ihre Freundin Jette Idel (8) legten sich ins Zeug. Während die elfjährige Frieda und die achtjährige Jette Bronze machten, schaffte Greta (8) sogar Silber. Die beiden Jüngeren hatten zuvor mit den Eltern geübt.
„Ich war gar nicht aufgeregt. Nur vom Dreier zu springen, war ungewohnt. Das habe ich noch nie zuvor gemacht. Ich habe dann einfach an Walt Disneys Prinzessin Vaiana gedacht: Die springt sogar von viel höheren Sachen ins Wasser“, berichtet die Achtjährige. Jette hatte zuvor sowohl Kurse in der Schwimmschule Sirata als auch beim DLRG belegt. „Früher hat man Schwimmen mit den Eltern gelernt. Ich finde es sehr wichtig, dass meine Kinder gut und sicher schwimmen“, hebt Mutter Pamela Idel hervor.
Was der Schwimmunterricht im Lehrplan bewirkt
Zumindest sehen die Rettungsschwimmer einen Silberstreif am Horizont. Die Zahl der Kinder, die Schwimmen lernen, nimmt langsam wieder zu, auch dank des Lehrplans in den Schulen. So war vor gut einer Woche die Waldschule im Freizeitbad, um das Sportabzeichen zu machen. Dabei müssen auch 50 Meter geschwommen werden, was rund 60 Prozent der Kinder schafften.
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Auch die Bertha-von-Suttner Schule, die Buntenskampschule, die evangelische Schule Gülzow und die Silberbergschule ziehen mit. In den kommenden Wochen sind sie klassenweise im Freizeitbad bei der DLRG. Und das OHG geht während des Sportunterrichts zum Schwimmen.
Schwimmen so wichtig wie Lesen und Schreiben
„Schwimmen zu können, ist genauso wichtig wie Lesen und Schreiben“, betonen die Rettungsschwimmer. Sie sind darum immer mittwochs im Freizeitbad, um Schwimmabzeichen abzunehmen. Gegen Gebühr (Seepferdchen 15 Euro, Bronze, Silber und Gold jeweils 10 Euro) wird der Schwimmpass erfasst, vor Ort ausgedruckt und das jeweilige Stoffabzeichen ausgehändigt.
Da die Retter nun wie erwähnt Eintritt im Freizeitbad zahlen müssen, ist der DLRG-Ortsverband nun mehr denn je auf Spenden und Paten angewiesen. Hintergrund: Die Wirtschaftsbetriebe Geesthacht als Betreiber des Bades stellen Geesthachter Vereinen keine Bahnmiete in Rechnung, dafür müssen die Mitglieder normal Eintritt zahlen.
Heiko Schulz vom DLRG hält das für zu kurz gedacht. „Neue Schwimmer sind potenzielle neue Freibadkunden. Vielleicht wäre eine Investition in die Zukunft hier angebracht“, so Schulz, der damit auf freien Eintritt für seine Ausbilder abzielt. Mehr zur DLRG-Ortsgruppe unter www.oberelbe.dlrg.de.