Geesthacht. Die Gespinstmotte zeigt vielerorts gerade ihr Netzwerk. Sie ist harmlos. Im Gegensatz zu einer anderen Raupe, die gerade aktiv wird.

Klebrige, weiße Fäden zum Teil netzartig bis auf den Boden hängend oder zu einem Nest verwoben: Hinweise zu solchen Beobachtungen häufen sich derzeit wieder beim Fachdienst Umwelt der Geesthachter Stadtverwaltung. Viele unkundige Menschen sorgen sich derzeit: Handelt es sich etwa um den gefürchteten, heftige Reaktionen auslösenden Eichenprozessionsspinner?

Die Verwaltung gibt Entwarnung: Es sind die Raupen der Gespinstmotte, die sich gerade sichtbar an Büschen, Hecken und Großsträuchern zu schaffen machen. Sie fallen in die Kategorie „gefräßig, aber ungefährlich“. An vielen Orten im Stadtgebiet beschreiben die Beobachtenden ein ähnliches Bild: Dicht gesponnene Nester, in denen helle Raupen mit dunklen Punkten sitzen – die offenbar großen Appetit haben.

Zugewobene Büsche und Sträucher: Der gefährliche Eichenprozessionsspinner?

Von dem Grün der befallenen Pflanzen bleibt innerhalb kurzer Zeit nur wenig übrig. Nachhaltigen Schaden richteten die Raupen aber nicht an, erklärt der Fachdienst Umwelt. Meist erholten sich die Pflanzen sehr gut von dem Fraß. Ein beliebtes Gewächs ist das Pfaffenhütchen. Es treibt in der Regel wieder aus.

Für die Raupen hat der für Menschen gespenstische Anblick einen praktischen Effekt: Durch die feinen Fäden sind sie gut getarnt und für Vögel, für die sie ein Leckerbissen wären. Im öffentlichen Bereich werden die Nester – schon ihrer Menge wegen – nicht entfernt.

Raupen der Gespinstmotte haben Vögel zum Fressen gern

Wer Büsche im privaten Garten nicht ihrem (Abfress-)Schicksal überlassen möchte, kann die befallenen Bereiche zeitnah herausschneiden. Dann allerdings wäre nahrhaftes Vogelfutter zur Brutzeit vernichtet. Auch Schlupfwespen und Raubwanzen sind natürliche Feinde. Auf keinen Fall Gift verwenden, bitten Naturschutzorganisationen wie der Nabu.

Ganz anders sei der Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner, mit dem die Raupe der Gespinstmotte von Laien zum Teil verwechselt werde, erklärt die Stadtverwaltung. Dessen Raupen seien tatsächlich ausschließlich an Eichen zu finden. Diese Orte würden regelmäßig beobachtet und in einem Kataster vermerkt, gegebenenfalls Hinweisschilder aufgestellt.

Eichenprozessionsspinner sollte Stadtverwaltung gemeldet werden

Wer in öffentlichen Bereichen Raupen oder Nester des Eichenprozessionsspinners entdeckt, sollte das dem Fachdienst Umwelt zu melden. Dieser lässt die betroffenen Bereiche dann absperren. Wenn möglich, werden die städtischen Baumpfleger tätig. Befinden sich die Nester in zu großen Höhen, müssen sie durch Fachfirmen entfernt werden.

Gespinstnest des Eichenprozessionsspinners in der Wentorfer Lohe
Gespinstnest des Eichenprozessionsspinners in der Wentorfer Lohe © Stiftung Naturschutz | Stiftung Naturschutz

An Schulen, Kitas oder anderen öffentlichen Bereichen, in denen das Vorkommen des Eichenprozessionsspinners zu gefährdenden Situationen führen kann, wird er entfernt. Wer die Nester im eigenen Garten entdeckt, ist für eine eventuell erforderliche Beseitigung oder den Gefahren, die davon ausgehen können, selbst verantwortlich.

Erste Vorkommen des Eichenprozessionsspinners in Geesthacht wurden 2011 entdeckt

Der Schmetterling sei übrigens keine invasive Art, sondern komme in Deutschland seit jeher vor, berichtet das Bundesumweltministerium. Auch zeitweilige Massenvermehrungen seien kein neues Phänomen. „Für Deutschland gibt es Hinweise darauf seit mehr als 200 Jahren; sie sind eher der Normalfall in der Populationsdynamik des Eichenprozessionsspinners“, so das Ministerium auf seiner Homepage.

Weil es generell wärmer wird, rückt der Spinner immer höher nach Norden vor. Das erste Mal sind die Raupen 2011 in Geesthacht entdeckt worden. Die Geesthachter Stadtverwaltung reagierte rasch mit Aufklärung: Offensiv wurden Kitas, Schulen und Ärzte über das Vorkommen informiert. Für die Bürgerinnen und Bürger wurde ein Flyer entwickelt, der verteilt wurde und noch immer unter www.geesthacht.de abrufbar ist.

Ab Ende Mai werden die Gifthaare ausgebildet – sie halten bis zu zehn Jahre

Darin ist unter anderem nachzulesen, woran Eichenprozessionsspinner zu erkennen sind und inwieweit der Kontakt mit den Raupen oder deren Nestern zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann – dieses ist übrigens das ganze Jahr über möglich.

So werden während der Fraßzeit der Raupen, je nach Witterungsverlauf ab etwa Ende Mai/Anfang Juni, die Gifthaare ausgebildet. Sie sind während des übrigen Zeitraums auch in den Gespinstnestern enthalten. Die Wirkdauer der Gifthaare beträgt fünf bis zehn Jahre.

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Giftstoff in den Haaren kann entzündliche Hautausschläge auslösen

Nach einem Kontakt mit den Haaren der Eichenprozessionsspinner-Raupen gibt es sehr unterschiedliche Symptome. Direkter oder indirekter Kontakt mit den Haaren verursacht mehr oder weniger schnell eine Reizung der Haut und der Schleimhäute.

Der aus den Haaren freigesetzte Giftstoff löst bei Kontakt pseudoallergische Reaktionen aus wie juckende, entzündliche Hautausschläge, Quaddeln und Bläschen vor allem im Gesicht, am Hals und in den Ellenbogenbeugen aus, Entzündungen der Augenbindehaut, Reizungen im Rachenbereich mit Halsschmerzen und in den oberen Luftwegen mit Husten, in seltenen Fällen mit asthmatischen Beschwerden.