Geesthacht. Streit unter Schülern der Geesthachter BvS eskaliert. Ein Junge sticht 12-Jährigen in den Rücken. Schule setzt Sicherheitsdienst ein.
Nach der Messerattacke am Donnerstag, 30. Mai, wird die Bertha-von-Suttner-Schule am Dösselbuschberg einen Sicherheitsdienst bekommen. Er werde zunächst für zehn Tage eingesetzt, teilt eine Sprecherin der Stadt Geesthacht mit. Ab Montag, 3. Juni, bis zum Freitag, 14. Juni, werden von 7.30 bis 17 Uhr Wachleute einer externen, auf Sicherheitsdienste spezialisierten Fachfirma an der Schule nach dem Rechten sehen.
Ob sie nur vor dem Gelände aufpassen, oder auch auf dem Schulhof und in den Klassenräumen, werde noch geklärt. Auch, wie viele Mitarbeiter vor Ort sein werden. „Diese Absprachen müssen noch getroffen werden“, hieß es von der Stadt. Ein Lehrer setzt darauf, dass dann auch Taschenkontrollen durchgeführt werden. „Das hätte auch für die Zukunft einen enormen Abschreckungseffekt“, hofft er.
Schüler niedergestochen: Tat ereignet sich vor der Schule in Geesthacht
Am Donnerstag soll ein Schüler einem anderen gegen 13.15 Uhr an der Bushaltestelle vor der Schule nach einem Streit ein Messer in den Rücken gestoßen haben. Der verletzte Junge wurde ins UKE transportiert. Er wurde laut Polizei schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Am Freitag ist der Schüler wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, das bestätigte die Polizeidirektion Ratzeburg.
„Die Hintergründe der Tat werden erst die Ermittlungen ergeben“, sagte ein Sprecher. Hierzu laufen Anhörungen von Zeugen. Strafrechtliche Konsequenzen werde der Vorfall für den Täter wegen seines Alters aber nicht haben. Höchsten könne von der Opferseite her zivilrechtlich bezüglich eines Schmerzensgeldes oder ähnlichem vorgegangen werden.
Junger Täter soll der Polizei bereits aufgefallen sein
Ob der Angreifer am Freitag wieder die Schule besucht hat und womöglich auch für die Bombendrohung Ende November gegen das Otto-Hahn-Gymnasium verantwortlich ist, wie die Lübecker Nachrichten berichten, mochten die Beamten nicht bestätigen. „Hierzu werden wir keine Angaben machen“, hieß es. Auch über die Art der Stichwaffe gibt es zurzeit keine Informationen.
Wie es aus Schulkreisen heißt, soll der Täter an der Schule als „nicht ohne“ gelten und bereits polizeibekannt sein. Über mögliche Sanktionen zu entscheiden wie einer temporären Beurlaubung von der Schule wäre Sache des Jugendamtes.
Mann behauptet: Eskalierender Streit hatte längere Vorgeschichte
Mittlerweile wird die Tat auch in den sozialen Netzwerken diskutiert. In einer Geesthacht-Gruppe bei Facebook schreibt ein junger Mann, der sich alt Bekannter des Täters ausgibt, dass der letztlich eskalierte Streit eine tagelange Vorgeschichte habe. Nachprüfen ließen sich die Aussagen bisher nicht.
Normaler Unterricht hatte an der BvS am Freitag nicht stattgefunden. Wie der Tag ablaufen sollte, wurde bereits am Donnerstag über die Informationskanäle der Elternschaft kommuniziert. „Es lief nicht nach Stundenplan, aber die Schüler waren alle hier“, erfuhr unsere Zeitung aus Schulkreisen.
Statt Unterricht gab es Krisengespräche in den Klassenzimmern
Heißt konkret: Die Schüler gingen erst am späten Vormittag zur Schule, setzten sich dann mit Klassenlehrern für ein etwa zweistündiges Krisenbewältigungsgespäch zusammen. Dann war dieser Schultag beendet. Bei den höheren Klassen habe der Vorfall keine große Rolle gespielt, berichtet eine Mutter. „Die Älteren hat das gar nicht so interessiert. In ihren Klassenchats wurde das nicht groß thematisiert“.
In einer Mitteilung der Stadt Geesthacht heißt es am Freitag: „Mit Bestürzung nehmen wir zur Kenntnis, was sich am Donnerstag an der Geesthachter Bertha-von-Suttner-Schule ereignet hat.“ Es gehe nun darum, Schülern, Eltern und Lehrern ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Das Engagement des Sicherheitsdienstes erfolge in enger Abstimmung mit Schulleitung, Polizei und Bildungsministerium. Der Kreis Herzogtum Lauenburg ist nicht involviert, da Geesthacht Träger der Schule ist und die BvS über eine Oberstufe verfügt.
„Dem Verletzten wünschen wir eine rasche und gute Genesung. Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen und unser Dank allen Helfern, die bereits kurz nach der Tat dem Opfer, dessen Angehörigen, Schülerinnen und Schülern sowie Betreuerinnen und Betreuern zur Seite standen“, heißt es von der Stadt weiter.
„Personen, die jetzt Ängste entwickeln, müssen aufgefangen werden“
Nach Bekanntwerden der Geschehnisse an der Bertha-von-Suttner-Schule sei schnellstmöglich ein Krisenstab einberufen worden. Betroffene Schülerinnen und Schüler wurden vor Ort von psychologischen Fachleuten betreut, die auch am Freitag, 31. Mai, an der Schule gewesen seien.
„Es ist uns sehr wichtig, dass alle Personen, die diese schreckliche Tat ansehen mussten, einen der Beteiligten kennen oder in anderer Weise betroffen sind, rasch, anhaltend und umfangreich unterstützt werden. Personen, die jetzt Ängste entwickeln, müssen aufgefangen werden“, erklärt Melanie Grimm-Meyer, Geesthachts Erste Stadträtin, die einen Tag nach der Tat die Schule besuchte, um weitere Maßnahmen abzustimmen.
Seelsorger-Einsatz auch in den kommenden Wochen
Auch in der kommenden Woche werden Seelsorger für Gespräche zur Verfügung stehen. Neben der Anwesenheit des Sicherheitsdienstes prüft die Stadt derzeit weitere Maßnahmen. Melanie Grimm-Meyer: „Mir ist es wichtig zu betonen, dass es an der BvS bisher keine vergleichbaren Gewalttaten gab.“
Dennoch wollen wir mit unseren kurzfristig in die Wege geleiteten Maßnahmen ein Zeichen setzen, dass Gewalt in unserer Stadt keinen Platz hat und hier auch nicht geduldet wird. Wir hoffen, dass die Maßnahmen präventiv wirken und sie den Schülerinnen und Schülern, den Lehrerinnen und Lehrern sowie unseren städtischen Mitarbeitenden, die ebenfalls an der Schule tätig sind, in dieser schwierigen Situation ein Gefühl der Sicherheit geben“.
- Strecke Geesthacht–Hamburg wird aktiviert – an zwei Tagen
- BMW kracht auf Autobahn 24 in Absicherungsfahrzeug
- Stadtbarkasse „Piep“ rüstet sich für Saisonstart
Stadt schreibt weitere Stellen für mehr Schulsoziarbeit aus
Die Stadträtin verweist zudem darauf, dass die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter bei den Themen Gewaltprävention und dem Umgang mit Ängsten an Grundschulen und weiterführenden Schulen regelmäßig und feinfühlig wichtige Arbeit leisten. Sie sind bei der Stadt angestellt und an allen Geesthachter Schulen tätig – künftig auch noch in größerem Ausmaß. Denn aktuell sind weitere Stellen in diesem Bereich ausgeschrieben, teilt die Stadtverwaltung mit.
Weitere Kräfte in diesem Bereich hatten zuletzt auch Mitarbeiterinnen der Schulsozialarbeit gefordert, die mit einem Jahresbericht Anfang Mai im Sozialausschuss zu Gast waren. Auch eine Stellenausschreibung, bei der psychologisches Hintergrundwissen Bedingung ist, soll in Vorbereitung sein. „Die Gewaltbereitschaft ist so extrem“, wurde im Ausschuss mitgeteilt. Schüler realisierten nicht mehr, wenn gewisse Grenzen überschritten würden.
SPD fordert Nachbereitung des Vorfalles im Hauptausschuss
Am Freitag reagierte zudem mit der SPD die erste der Geesthachter Parteien auf die Tat. Deren Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister strebt an, dass es auf der Sitzung des Hauptausschusses am 20. Juni einen Bericht zur Sicherheitslage an den Geesthachter Schulen geben soll. In diese Berichterstattung eingebunden werden sollen nach Vorstellung der SPD die Polizei, Schulleitungen sowie Vertreter des Bildungsministeriums.
„Es ist uns wichtig, dass es hierzu in den kommunalpolitischen Gremien eine ausführliche Information gibt. Uns ist ebenso wichtig, die Einschätzung der Zuständigen zur Sicherheitslage an anderen Geesthachter Schulen im Hauptausschuss kennenzulernen“, erklärt Petra Burmeister. Der Hauptausschuss nimmt die Aufgaben des Polizeibeirats wahr.