Geesthacht. Die Kirche St. Salvatoris und muss saniert werden. Bei einer Spendenaktion zeigte Geesthachts Bürgervorsteher besonderes Talent.

Immer mehr Kirchen müssen geschlossen, verkauft oder abgerissen werden, da das Geld zur Erhaltung fehlt. Auch in Geesthacht gibt es einen Notfall. Das hölzerne Fachwerk der historischen Kirche St. Salvatoris braucht dringend einen neuen Anstrich. Das Verfahren ist aufwendig. Die Kostenschätzung liegt bei 240.000 Euro.

Von der Stiftung Denkmalschutz und auch vom Kirchenkreis gibt es keine finanzielle Hilfe. Die Kirchengemeinde hofft auf einen Zuschuss der Stadt, mit Sperrvermerk sind 70.000 Euro in den Haushalt gestellt. Zunächst einmal aber gab es unbürokratische Unterstützung von anderer Seite, die am Sonnabend, 1. Juni, zu einem großen Fest im Kirchgarten führte.

Was nun? Fachwerkkirche muss saniert werden: Kostenschätzung liegt bei 240.000 Euro

Familie Inter, die direkt gegenüber der Kirche wohnt, hatte die Idee für eine Benefizveranstaltung. Tochter Lena Inter, die bekannte Sängerin, eilte aus Hamburg herbei. Gemeinsam mit Pastorin Saskia Offermann, dem Kirchenzirkus Salvini und vielen helfenden Händen aus der Gemeinde wurde dann ein bunter Nachmittag auf die Beine gestellt.

Auf der sattgrünen Wiese vor der eingerüsteten Kirche ging es zu wie bei einem großen Familienpicknick. Kinder tobten auf Strohballen. Auf dem Grill brutzelten Würstchen. Menschen aller Altersklassen hatten es sich auf Bierzeltgarnituren gemütlich gemacht. Sie ließen sich Kuchen und Getränke schmecken. Lena Inter und Bassist Jörn Starcke schlängelten sich samt Kontrabass und Ukulele durch die Sitzreihen und sorgten für Partylaune. Und im Zirkuszelt gab es Kunststücke der Salvinis zu bestaunen.

Bürgervorsteher Arne Ertelt zeigte zusammen mit Tochter Talent als Sänger

Arne Ertelt und Töchterchen Liv Amy (8) schmetterten zusammen den Sting-Song „Fragile“
Arne Ertelt und Töchterchen Liv Amy (8) schmetterten zusammen den Sting-Song „Fragile“ © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

Bürgervorsteher Arne Ertelt (CDU), der gelegentlich als Statist in TV-Serien zu sehen ist, zeigte ein verborgenes Talent auf. Gemeinsam mit seiner achtjährigen Tochter Liv Amy sang er „Fragile“ von Sting. Neben der CDU-Landtagsabgeordneten Andrea Tschacher waren einige Politiker aus der Geesthachter Parteienlandschaft dabei. So wie beispielsweise Marcus Worm (Die Grünen) und Christoph Hinrichs (BfG).

Eva (78) und Jürgen Matthies (80) hatten von der Hafencity aus einen Spaziergang gemacht, um dabei zu sein. „Obwohl ich keine Kirchgängerin bin, sitze ich häufig in der St.-Salvatoris-Kirche. Ich liebe die Ruhe und die Atmosphäre. Dieser Ort gibt mir das Gefühl, dass ich hierbleiben kann. Das, was die Gemeinde hier für Kinder und Jugendlich anbietet, ist so wertvoll und auf jeden Fall unterstützenswert. Deshalb sind wir heute hier“, sagt die Geesthachter Malerin.

Eva Matthies (78) und ihr Mann Jürgen (80) sind aus der HafenCity gekommen, um die Aktion zu unterstützen.
Eva Matthies (78) und ihr Mann Jürgen (80) sind aus der HafenCity gekommen, um die Aktion zu unterstützen. © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

Spendenaktion war ein erster, toller Erfolg

Die Spendenaktion war ein erster, toller Erfolg. Es kamen 1750 Euro zusammen. Während der Gottesdienste, Taufen und Hochzeiten zuvor wurden bereits 2200 Euro an Kollekten gesammelt. Die Summen reichen natürlich noch lange nicht.

Wer am Sonnabend keine Zeit hatte und trotzdem spenden möchte: Bei der Kreissparkasse ist ein Spendenkonto eingerichtet: IBAN DE36 2305 2750 0003 0706 70 (Stichwort: Fassadensanierung) oder über die Spenden-App, die auf der Startseite auf der Homepage der St.-Salvatoris-Kirche (kirche-geesthacht.de) zu finden ist. Einfach auf den Button „Spenden“ unter dem Bild drücken.

1899 wurde zuletzt saniert – und zu viel Farbe aufgetragen

Die fachmännische Sanierung, bei der unter anderem die Farbschichten mit einem aufwendigen Trockeneisverfahren abgelöst werden müssen, kostet schätzungsweise 240.000 Euro. Hier ist das „Strahlcenter Hungriger Wolf“ aus Hohenlockstedt zuständig.

Das 1685 erbaute Gebäude wurde zuletzt vor 125 Jahren saniert. Damals erhielten die Holzbalken einen weißen Anstrich. Es wurde allerdings zu viel Farbe aufgetragen. Da das Holz dadurch versiegelt ist, kann die Feuchtigkeit nicht mehr aus den Balken entweichen und sammelt sich unter der Farbschicht. Die Farbe blättert an vielen Stellen ab.

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Kirche ist zurzeit kein schönes Fotomotiv: Brautpaare verlegten Trauung

Die Kirche ist nun mit einer Spezialfolie eingerüstet, in der vergangenen Woche begannen die Arbeiten. Sie sollen in drei Monaten abgeschlossen sein. Gottesdienst, Taufen und Trauungen finden trotzdem statt. Sofern gewünscht. „Einige Brautpaare haben ihren Termin verlegt oder sind auf andere Kirchen ausgewichen, da die Kirche momentan kein schönes Fotomotiv ist“, berichtet Pastorin Saskia Offermann.

Der Geesthachter Architekt Knut Leymann hat bei den Arbeiten den Hut auf. Sieben Gewerke sind beteiligt. Die Firmen sind bis auf „Strahlcenter Hungriger Wolf“ in Geesthacht oder im Umkreis angesiedelt.

Die Fassade wurde mir Spezialfolie abgedichtet. Vom zweistöckigen Gerüst aus soll gearbeitet werden. 
Die Fassade wurde mir Spezialfolie abgedichtet. Vom zweistöckigen Gerüst aus soll gearbeitet werden.  © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke