Lauenburg. Christa Mahl ist ab September neue Vorsitzende des Fördervereins. Weshalb man in diesem Amt oft dicke Bretter bohren muss.

Das Lauenburger Künstlerhaus Lauenburg ist in der Kulturszene selbst außerhalb Deutschlands ein Begriff. Für ein Stipendium bewerben sich Jahr für Jahr Künstler aus aller Welt in den verschiedenen Sparten. Trotzdem war die Einrichtung bereits mehrmals von der Schließung bedroht. Mal waren es wirtschaftliche Gründe, dann setzte 2013 das Hochwasser dem Gebäude ordentlich zu. Immer war es der Förderverein, der alle Hebel in Bewegung setzte, um das Schlimmste zu verhindern.

Jetzt hat der Vorstand eine neue ehrenamtliche Vorsitzende gewählt. Die 62-jährige Christa Mahl ist derzeit noch Geschäftsführerin der Stiftung Herzogtum Lauenburg. Im September geht sie in den Ruhestand und tritt dann die Nachfolge von Ingrid Bussmann an. Die hatte sich nicht mehr zur Wahl gestellt, bleibt aber vorerst im Amt.

Künstlerhaus Lauenburg: Christa Mahl wird neue Vorsitzende des Fördervereins

Mit dem Künstlerhaus Lauenburg hat sich der ehemalige Lauenburger Bürgermeister Hauke Matthießen ein Denkmal ­gesetzt. Doch daran dachte er vor 38 Jahren bestimmt nicht, als er die politische Patenschaft für die heutige Stipendiatenstätte des Landes übernahm. Der CDU-Politiker hatte damals erkannt, dass sich die Altstadt hervorragend als Lebensort für Künstler eignet.

Gründungsveranstaltung des Lauenburger Künstlerhauses im Jahre 1986.
Gründungsveranstaltung des Lauenburger Künstlerhauses im Jahre 1986. © Künstlerhaus | Künstlerhaus

Zum einen war Hauke Matthießen ein Bürgermeister mit viel Kunstsinn, zum anderen war die wirtschaftliche Situation der Stadt damals keineswegs so angespannt wie heute. Die Stadt kaufte das Haus an der Elbe, und das Land finanzierte damals einjährige Stipendien für Künstler aus ganz Deutschland. Doch wie das immer so ist: Je klammer die Länder und Kommunen sind, desto spärlicher fließt das Geld für die Kultur. Die Stipendienzeit wurde auf sechs Monate zusammengestrichen.

Kauf des Künstlerhauses war ein mutiger Schritt des Fördervereins

Die Stadt überlegte ab 2003 sogar, das inzwischen in Kulturkreisen renommierte Künstlerhaus zu versilbern. Zum Glück aus heutiger Sicht fand die Stadt keinen Käufer für das Gebäude. Hätte der Förderverein um die damalige Vorsitzende Ulrike Mechau-Krasemann damals nicht so viel Mut bewiesen, wäre die ehemalige Schankwirtschaft heute womöglich längst in Privatbesitz.

Mit dem festen Willen, die Stipendiatenstätte zu erhalten, bot sich der Förderverein 2009 selbst als Käufer an. Die Vereinsmitglieder wagten damals einen Schritt in eine für sie bis dahin unbekannte Welt: Sie unterschrieben persönliche Bankbürgschaften und kauften der Stadt das Haus ab.

Förderverein boxte die Eröffnung der Stadtgalerie in Lauenburg durch

17 Jahre lang war Ulrike Mechau-Krasemann das Gesicht des Fördervereins. Sie kämpfte selbst beim Land um wirtschaftliche Unterstützung und trieb die Eröffnung der Stadtgalerie voran. Ingrid Bussmann trat nur zwei Jahre lang in ihre Fußstapfen ihrer Vorgängerin.

Das Künstlerhaus Lauenburg ist eine kulturelle Stipendiatenstätte des Landes. 
Das Künstlerhaus Lauenburg ist eine kulturelle Stipendiatenstätte des Landes.  © DIRK EISERMANN | Dirk Eisermann

„Ich habe ja von Anfang an gesagt, dass ich nur eine Wahlperiode zur Verfügung stehe“, sagt sie. Aber auch sie boxte Fördermittel für das Künstlerhaus durch. Im Dezember 2022 gab es einen Förderbescheid über 59.000 Euro vom Land, um das historische Gebäude an der Elbstraße 54 barrierearm umzurüsten.

Neue Vorsitzende des Fördervereins kennt sich mit Kulturförderung aus

In Sachen Kulturförderung ist Christa Mahl auf jeden Fall mit allen Wassern gewaschen. Sie hat zunächst Maschinenbau und dann Kunstmanagement studiert. Über zehn Jahre lang schnupperte sie außerdem Theaterluft. An der Neuen Bühne Senftenberg im Land Brandenburg war sie Verwaltungsleiterin und zudem stellvertretende Intendantin des Landestheaters. Im August 2022 übernahm Christa Mahl die Geschäftsführung der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

Die Finanzierung des Lauenburger Künstlerhauses ist immer eine wacklige Sache. Die Finanzierung der Stipendien übernimmt das Land, die Stadt Lauenburg gibt einen Zuschuss für den Betrieb der Einrichtung und anteilig die Personalkosten für die künstlerische Leitung. Allerdings hat sich die wirtschaftliche Lage des Künstlerhauses zumindest derzeit etwas entspannt. Nachdem die Stadt im vergangenen Jahr die dafür vorgesehenen Mittel in Höhe von 22.000 Euro mit einem Sperrvermerk versehen hatte, leistete auch das Land seinen Beitrag und erhöhte den jährlichen Zuschuss dauerhaft auf 33.000 Euro.

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Unterdessen planen die neuen Stipendiaten des Künstlerhauses ihren Einzug in ihr Zuhause auf Zeit. Unter über 200 Einsendungen hat sich die Jury für Zara Ali aus den USA (Komposition), Juan Blanco aus Kolumbien (Bildende Kunst) und Ksenia Gorbunova aus München (Literatur) entschieden. Das Residenzstipendium in Höhe von 1000 Euro beinhaltet außerdem die freie Wohnungs- und Ateliernutzung im Künstlerhaus.

Das Arbeitsstipendium mit Kind erhält die Hamburger Künstlerin Clara Lena Langenbach. Diese Sonderförderung gibt es seit drei Jahren. Weil 2021 coronabedingt niemand in die Stipendiatenstätte einziehen durfte, schrieb das Künstlerhaus ein Stipendium ohne Aufenthaltspflicht aus – speziell für Künstler mit Kind. Wegen der guten Erfahrungen blieb dieses Stipendium auch in diesem Jahr bestehen. Auf die Förderung ohne Aufenthaltspflicht können sich Kulturschaffende mit Kindern bewerben, die ihren festen Wohnsitz in Deutschland haben.