Geesthacht. Schwimmendes Wahrzeichen der Stadt liegt im Heimathafen und wird für die erste Tour herausgeputzt. Doch es gibt noch ein kleines Problem.
Die „Piep“ ist wieder da. Geesthachts Stadtbarkasse ist vom Werftaufenthalt in Ochsenwerder zum zweiten Mal zurück, liegt am angestammten Anleger im GeesthachterHafen, als wenn nichts geschehen wäre. Nun soll es das gewesen sein mit unvorhergesehenen Reparaturen für das 1925 gebaute Oldtimer-Schiff.
Fahrten im Rahmen des Geesthachter Jubiläums zur Verleihung der Stadtrechte vor 100 Jahren im Juni fallen allerdings leider aus. Reinhard Schliemann, Obmann des Förderkreises, hofft auf den Saisonstart im Juli. Einen Faktor, den der Förderkreis nicht selbst in der Hand hat, ist das Bootszeugnis. Es wird benötigt, bevor die Fahrten wieder starten können. Dieses stellt das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt aus.
Geesthachter Stadtbarkasse „Piep“ bereitet sich auf Saisonstart vor
Wie lange die Zustellung dauern wird, ist eine unbekannte Größe in der Zeitrechnung. Auch benötigen die Ehrenamtlichen noch einige Zeit, das Boot mit eigenen Mitteln nach dem mehr als einjährigen Werftaufenthalt weiter flottzumachen. Elf Förderkreis-Mitglieder sind es nun, die sich bei den Restarbeiten einbringen.
Die „Piep“ soll sich den Besuchern nicht nur technisch, sondern auch optisch in einem guten Zustand präsentieren, wenn die Fahrten beginnen. Der Antrieb ist es schon. Der Dieselmotor zeigte sich trotz längerem Stillstand auf der Werft begierig, die Rückfahrt anzutreten. „Einmal den Zündschlüssel umgedreht, und er sprang sofort an“, erzählt Reinhard Schliemann. Es ist ein ursprünglich für Unimogs gefertigter Mercedes-Benz OM 636.
Deutlich heben sich die neuen Stahlplatten in der Bilge von den alten ab
Unter der Persenning haben Reinhard Schliemann und Paul Jurkschat an drei Stellen Bodenplanken hochgenommen, um die Bilge darunter zu begutachten. Auch die Antriebswelle und die Lenzpumpe sind zu sehen. Deutlich heben sich die neuen Stahlplatten, die wegen Korrosion der alten auf der Werft eingebaut wurden, zu erkennen. Sie glänzen nagelneu, den Übergang zu verbliebenen alten Stahlplatten kennzeichnet eine dicke Schweißnaht.
Reinhard Schliemann und Paul Jurkschat hoffen, vor weiteren Überraschungen verschont zu bleiben. Die Bilge sieht trocken aus. Ganz anders als Anfang Mai, als nach der ersten Rückkehr aus Ochsenwerder am nächsten Morgen dort Wasser entdeckt worden war und es flugs zurückging zur Werft.
Ursache für das Leck war schnell entdeckt – der Zugang war schwierig
Die Ursache für das Leck hatte sich beim abermaligen Werftcheck als nicht gravierend entpuppt. Eine Dichtung beim Echoloten – ein Bauteil im Wert von wenigen Euro – war undicht, musste gewechselt werden. Der Dichtung hatte möglicherweise der lange Aufenthalt außerhalb des Wassers nicht gutgetan, war an der Luft porös geworden.
Das Problem wurde schnell erkannt. Aber der Mai hatte wegen der vielen Feier- und Brückentage weniger Arbeitstage, außerdem war die Dichtung schwer zugänglich. Die Rückkehr in den Heimathafen dauerte dann letztlich bis Ende des Monats. Die Bodenplanken werden nun regelmäßig hochgenommen, um den Zustand darunter zu kontrollieren.
Aus Sicherheitsgründen wird mit offenem Wetterschutz gefahren
Ein paar Fenster des Wetterschutzes sind zurzeit geflickt, sie sollen von einem Segelmacher getauscht werden. Fahrgäste würden gar nicht mitbekommen, ob Fenster einen Riss haben. Aus Sicherheitsgründen – Rettungswege haben frei zu bleiben – wird stets mit hochgerolltem seitlichem Wetterschutz gefahren. Nur oben darf das Dach auch auf der Elbe vor Regen- oder Sonne Schutz bieten.
Auf dem Deck ist ebenfalls einiges zu tun. So ist besonders die rote Farbe auf dem Kabinendach ziemlich verblasst. Wenn es wieder losgeht, soll die „Piep“ frisch gestrichen sein, wobei die mittlerweile klassische Kombination mit grünen, roten und weißen Anteilen weiterhin favorisiert wird. „Allein schon wegen der Wiedererkennung“, sagt Reinhold Schliemann. Im unteren, dem Flusswasser ausgesetzten Bereich, gibt es nichts mehr zu tun. Diese Farbarbeiten hat die Werft erledigt.
Die kleine „Piep“ unter Deck bunkert die Spendenkohle
Mittschiffs unter Deck der Stadtbarkasse steht bereits die kleine „Piep“, ein Schiffsmodell mit großem Schlitz. „Das ist unser Kohlebunker“, erklärt Paul Jurkschat. Soll heißen: die Spendenbox. 60 Euro pro Stunde benötigt der Förderkreis, um keine Unkosten zu machen.
Denn Touren der „Piep“ dürfen laut Betriebsgenehmigung nicht zu einer gewerblichen Nutzung führen. Deswegen wird gegen eine Spende losgeschippert. Da die Stadtbarkasse nur ohne Fahrplan auf Abruf im Gelegenheitsverkehr eingesetzt wird, benötigt der Bootsführer nur einen Sportbootführerschein mit Sprechfunkzeugnis.
Betriebsgenehmigung reicht bis Bunthäuser Spitze
Favorisiert werden Fahrten nach Lauenburg. Hin und zurück mit halbstündigem Aufenthalt dort dauert etwa 4,5 Stunden. Auch Touren nach Scharnebeck oder bis in den Elbe-Lübeck-Kanal hinein sind nach Absprache möglich. Ausflugstouren Richtung Hamburg sind eher verpönt wegen möglicher langer Wartezeiten in der Schleuse. Theoretisch dürfte die „Piep“ mit ihrer Betriebsgenehmigung bis zur Bunthäuser Spitze tuckern.
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Die „Piep“ eignet sich für Feierlichkeiten bis zwölf Personen, aus Sicherheitsgründen fahren zwei Mitglieder des Förderkreises mit. Rettungswesten sind für alle Passagiere dabei, müssen aber nicht angezogen werden während der Fahrt. Für Catering ist selbst zu sorgen, Alkohol ist nicht tabu. „Ein gepflegtes Bier kann dabei sein“, sagt Paul Jurkschat, „wir sind aber kein Partyschiff“, stellt er klar.
Wer die „Piep“ buchen möchte oder Interesse hat, dem Förderkreis beizutreten, meldet sich bei Reinhard Schliemann unter der Nummer 0176/49 73 15 00. Einen Flyer gibt es in der Touristik-Info im Krügerschen Haus (Bergedorfer Straße 28) und im Rathaus. Die Fahrzeiten werden individuell vereinbart.