Lauenburg. Kiellegung ist für Schiffsbauer ein wichtiger Moment. Besonders, wenn es um einen Großauftrag geht. Was drei Münzen damit zu tun haben.
Das Jahr 2024 begann für die beiden Geschäftsführer der Hitzler-Werft, Marek und Kai Klimenko, mit einem Paukenschlag: Das Traditionsunternehmen hatte den nächsten Großauftrag an Land gezogen. Die Hoyer Marine GmbH lässt die neue Bunkerstation für den Hamburger Hafen in Lauenburg bauen. Unter dem Namen „Johannisbollwerk“ begannen noch im Februar die Arbeiten für die 30 Meter lange und acht Meter breite Plattform. Parallel dazu wird auf der Lauenburger Werft aktuell am Forschungsschiff „Coriolis“ gebaut.
Die sogenannte Kiellegung ist seit jeher eine wichtige Tradition für Schiffsbauer. Am Donnerstag, 23. Mai, wurde die Zeremonie in der großen Werfthalle von den Vertretern der Hoyer Marine GmbH und der Lauenburger Werft gefeiert. Läuft alles wie geplant, wird die Bunkerstation noch in diesem Jahr ihren Platz im Hamburger Hafen, genau gegenüber der Cap San Diego, einnehmen.
Bunkerstation für den Hamburger Hafen wird in Lauenburg gebaut
Der Name Bunkerstation rührt übrigens aus alter Schifffahrtstradition her. Früher wurden Dampfschiffe mit Kohlen aus dem sogenannten Bunker befeuert. Und so spricht man auch heute noch vom Bunkern, wenn Schiffe aufgetankt werden. Zunächst wird das „Johannisbollwerk“ normalen Schiffsdiesel aufnehmen – und zwar maximal so viel, wie in elf Tanklastzüge passt. „Wir haben die Bunkerstation aber so konzipiert, dass auch alternative Schiffskraftstoffe aufgenommen werden können“, sagt Michael Meyer, Geschäftsführer der Hoyer Marine GmbH.
Das Hamburger Unternehmen betreibt weltweit Bunkerstationen sowie eine eigene Flotte von Bunkerschiffen. An das „Johannisbollwerk“ wird allerdings noch eine besondere Anforderung gestellt: Schon vom Erscheinungsbild her soll sich die Schiffstankstelle an das Hamburger Hafenambiente anpassen. Gleichzeitig gilt es aber, den vier Tanks, die jeweils 90 Kubikmeter Kraftstoff aufnehmen werden, den nötigen Raum zu geben. Auf einer Plattform mit einem Hallentrakt müssen außerdem Schmierfette oder Öle fachgerecht gelagert und abgegeben werden können.
Drei Münzen aus Kupfer dienen als Glücksbringer
Bevor es aber soweit ist, gibt es auf der Hitzler-Werft noch allerhand zu tun. „Etwa 50 Mitarbeiter aller Gewerke sind mit der Montage der Station beschäftigt“, sagt Werftchef Marek Klimenko. Mit der Kiellegung liegt die erste von drei Sektionen an dem Platz für die Endmontage. Der symbolische Akt hat im Grunde die gleiche Bedeutung wie die Grundsteinlegung beim Hausbau. Auch bei der Kiellegung gibt es Traditionen, die seit uralten Zeiten überliefert wurden.
So ist es zum Beispiel Brauch, eine oder mehrere Münzen auf die Pallung zu legen, auf die später das erste Schiffsteil abgesenkt wird. Ursprünglich war es der Auftraggeber, der mit einer Goldmünze die erste Rate für das neue Schiff bezahlte. In der Form einer Glücksmünze in der Mastspur lässt sich der Brauch durch Wrackfunde bis mindestens in die Zeit um 200 bis 100 Jahre vor Christus zurückverfolgen. „Das diente der gegenseitigen Sicherheit. Der Schiffsbauer kam erst an das Geld, wenn der Schiffsrumpf zu Wasser gelassen wurde. Auf der anderen Seite konnte er dann sicher sein, für die bisherige Arbeit seinen Lohn zu erhalten“, erzählt Kai Klimenko.
Bei der Kiellegung kommt es auf jeden Millimeter an
Nun soll es sich allerdings oft zugetragen haben, dass die Werftarbeiter schneller waren als ihr Chef und die Münze an sich nahmen. Nur gegen ordentlich viel Schnaps rückten sie den Goldschatz wieder raus. Noch steht das Münzritual für ein glückliches Omen. Marek und Kai Klimenko sowie Michael Meyer zückten jeweils ihr Portemonnaie, kramten je einen Cent aus dem Kleingeldfach und legten die Münzen auf einen der Tragebalken.
Dann setzte sich der große Werftkran in Bewegung. Zentimeter für Zentimeter bewegte der Stahlkoloss das erste Segment der Station auf die andere Seite der großen Halle. Hier wird es für die gesamte Zeit der Montage liegen bleiben. Später werden die beiden anderen Segmente angefügt. Dann kann der Innenausbau starten. Deshalb kam es bei der Kiellegung auch auf jeden Millimeter an.
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Bunkerstation mit Photovoltaik und Gründach
„Wenn das Teil erst einmal falsch liegt, ist es schwer, im Nachhinein die Lage noch einmal zu korrigieren“, erklärt Kai Klimenko. Immer wieder kontrollierten Werftarbeiter, ob sich unter dem Rumpf der künftigen Bunkerstation etwas verschoben hatte. Endlich hob einer von ihnen den Daumen. Alles perfekt.
Wie andere Neubauten der Hitzler-Werft wird auch die Bunkerstation nach ökologischen Gesichtspunkten gebaut. So wird das „Johannisbollwerk“ dafür vorbereitet, später mit Fotovoltaik-Technik ausgestattet zu werden. Auch an eine Dachbegrünung der Bunkerstation wird laut Planung gedacht. Vor allem Hafen- und Behördenschiffe werden künftig von der neuen Bunkerstation aus betankt. Die Vorplanungen für den Neubau begannen im Frühjahr vergangenen Jahres durch die GUSPAF GmbH aus Duisburg, die sich auf die Sicherung von Gefahrgut auf dem Wasser spezialisiert hat.