Hamburg. Ein Student der Museumswissenschaft ist maßgeblich für den neuen Rundgang an Bord verantwortlich. Was es jetzt zu sehen gibt.
Weiß-rot erstrahlt die „Cap San Diego“ in den Farben der Hamburger Landesflagge zwischen der Elbphilharmonie und den Landungsbrücken. Das ehemalige Frachtschiff, das im 20. Jahrhundert über die Weltmeere fuhr, ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. An Bord können Besucherinnen und Besucher nun noch mehr über die Geschichte des Schiffs erfahren: Neu gestaltete Museumsräume bieten Einblicke in die Lebensrealität der Seefahrer.
Die Sonne scheint auf das weiße Schiffsdeck, als Geschäftsführerin Ann-Kathrin Cornelius die Medienvertreter an Bord des Traditionsschiffs im neu gestalteten Salon begrüßt. Zwischen bunt geblümten Sesseln im Stil der 60er-Jahre und einer schwarzen Ledercouch findet bei Kaffee und Gebäck eine kurze Einführung statt.
Museum Hamburg: Die „Cap San Diego“ zeigt sich von vielen neuen Seiten
Und es gibt einiges zu berichten: Neben einem neuen Design, einer durchgängig zweisprachigen Beschilderung (deutsch und englisch) und einem optimierten Audioguide vergrößert sich der Museumsrundgang um insgesamt fünf Räume. „Das Schiff fit machen für die nächsten 60 Jahre“ lautete das Motto der Umbauarbeiten.
„Dass wir den Umbau so schnell abschließen konnten, ist einem glücklichen Zufall geschuldet“, verrät Schiffsmanagerin Gesa Rädeker. Denn an Bord hat in den vergangenen Monaten ein junger Mann die Gestaltung des Museums in die Hand genommen. Im Rahmen eines Pflichtpraktikums realisierte der Leipziger Museologiestudent Julian Göke die Umgestaltung an Deck. „Eigentlich wollte ich ins Ausland. Als das nicht geklappt hat, haben mir Bekannte von der ,Cap San Diego‘ erzählt, und ich habe mich spontan beworben“, erzählt der 21-Jährige.
Fünf Monate lange durfte der Student auf der „Cap San Diego“ übernachten
So bekam Göke kurzerhand nicht nur die Möglichkeit, sich mehrere Monate intensiv dem Museumsprojekt zu widmen, er durfte sogar an Bord des Schiffs übernachten. Mehr als fünf Monate lebte und arbeitete der junge Student auf der „Cap San Diego“. „Eine unvergessliche Zeit“, so sagt er.
Der Museumsrundgang erstreckt sich jetzt über insgesamt sechs Ebenen. Schmale Treppen und steile Leitern verbinden die Etagen miteinander. Da die Orientierung zu behalten, fällt nicht ganz leicht. „In meinen ersten Wochen habe ich mich ständig verlaufen“, schmunzelt Göke, als er durch den Rundgang führt. Neu angebrachte Markierungen auf dem Schiffsboden sollen helfen und den Besucherinnen und Besucher den Weg weisen.
„Cap San Diego“: Auch alte Speisekarten gehören zum Inventar
So führt der Rundgang vom Maschinenraum ein Stockwerk höher zu den Schlafräumen der Crew. „Früher haben hier der Koch und der Steward geschlafen“ erklärt Göke und tritt in eine der akkurat eingerichteten Kammern. Durch zwei Bullaugen scheint die Sonne in den Raum, darunter stehen auf einem Tisch leere Bierflaschen. Auf einem kleinen Schreibtisch findet sich ein altes Tonbandgerät, daneben eine Schreibmaschine. Unter einer Glasplatte liegen vergilbte Papierbögen: „Das sind die Speisekarten von früher, die waren wichtig für die Crew“, weiß der Museologiestudent. „Bekanntlich ist das Kombüsenessen an Bord immer sehr gut gewesen.“
Um die Kammern detailgetreu einrichten zu können, vertiefte sich Göke zu Beginn seiner Arbeit in intensive Recherche und führte Gespräche mit ehemaligen Seeleuten. Dabei war besonders hilfreich, dass einige der Männer, die vor mehr als 40 Jahren mit der „Cap San Diego“ zur See fuhren, bis heute als ehrenamtliche Helfer regelmäßig auf das Schiff zurückkehren.
Um die Räume so realistisch wie möglich zu gestalten, war Göke in den vergangenen Monaten häufig auf Flohmärkten und Secondhand-Plattformen im Internet unterwegs. Hier erstand er unter anderem alte Stühle, aber auch zahlreiche Dekoartikel, etwa historische Fotos und antiquarische Zeitschriften.
Museum Hamburg: Die Crew freute sich, wenn Passagiere eine Fahrt gebucht hatten
Bis 1981 war die „Cap San Diego“ ein Frachtschiff und fuhr für die Reederei Hamburg-Süd von der Hansestadt bis nach Südamerika. Neben etwa 50 Crew-Mitgliedern konnten zusätzlich zwölf Passagiere auf eine Überfahrt mitgenommen werden - eine Fahrt kostete mehrere Tausend D-Mark. „Finanziell hat sich die Passagiermitnahme dennoch nicht gelohnt, aber die Seefahrer haben sich gefreut, wenn sie etwas Abwechslung an Bord hatten“, erklärt Göke.
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Mit der Rundgangseröffnung endet nun die Zeit des Museologiestudenten in Hamburg. „Es war ein Geschenk, dass Julian bei uns war“ betont Bootsmanagerin Rädeker. „Er hat innerhalb kürzester Zeit die Herzen all unserer Mitarbeiter geöffnet. Das schaffen nicht viele.“
Wer in die Welt der Schifffahrt eintauchen möchte, kann im Hamburger Hafen die liebevoll eingerichteten Kammern selbst besuchen. Die Museumsräume der „Cap San Diego“ sind täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.