Krukow. Konventionelle Lebensmittel sind teils schlecht für die Umwelt. Landwirte und Produzenten aus dem Herzogtum Lauenburg suchen neue Wege.
Wieso landen so wenige Bioprodukte auf dem Teller? Und warum kaufen viele Menschen aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg kaum regionale Erzeugnisse, obwohl Produzenten diese anbieten? Fragen, die sich Ute Voß (Krukow), Surya Ormeloh (Gülzow) und Jan Otto (Dassendorf) stellen. Sie bauen nachhaltig Lebensmittel an oder verarbeiten diese zu Bio-Essen. Um Antworten auf die Fragen zu finden, erhalten sie 90.000 Euro vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und der Umweltlotterie Bingo. 20 Prozent werden als Eigenmittel aufgebracht.
„Wir haben uns zusammengeschlossen, weil wir einer sinnerfüllten Tätigkeit nachgehen wollen“, sagt Jan Otto, der mit seinem Unternehmen „Panjans“ Bio-Kimchi herstellt und vertreibt. Ihm gehe es darum, nicht nur Lebensmittel herzustellen, um den Konsumwillen zu befriedigen, sondern dabei auch nachhaltig zu wirtschaften. „Wir haben hier schöne Landschaften und wollen Umwelt- und Naturschutz betreiben“, sagt er. Da die Landwirtschaft auf vielen Ebenen Einfluss auf die Umwelt habe, sei es sinnvoll, auf ökologische Gesichtspunkte zu achten.
Projekt in Krukow: Wie landet mehr Bio auf dem Teller?
Wie wichtig nachhaltige Landwirtschaft ist, unterstreicht auch Ute Voß vom Erdmannshof in Krukow. Sie verweist darauf, dass Bio-Betriebe rücksichtsvoller mit der Natur umgehen, auf Tierwohl achten und ohne chemisch-synthetische Pestizide arbeiten. Allerdings stünden die Mehrkosten und die Subventionen, die es dafür gibt, in keinem Verhältnis, weshalb die Käuferinnen und Käufer die höheren Kosten an der Supermarktkasse zahlen müssen. „Viele Sachen sind bei konventionellen Produkten aber nicht im Preis eingerechnet“, sagt Ute Voß. Im Grundwasser landeten Schadstoffe, die herausgefiltert werden müssten. Es gebe auch gesundheitliche Folgen. „Die zahlen wir dann als Allgemeinheit gemeinsam.“
Um Schäden vom Ökosystem abzuwenden, wollen die drei, die sich im Projekt „Bunte Bio Offensive“ vereint haben, herausfinden, wie mehr Bio auf den Teller gelangen kann. Wie Surya Ormeloh (Gründerin von College Curries) sagt, gebe es schon Ideen. Sie vermutet, dass viele konventionelle, vorgefertigte Produkte aus dem Supermarkt gekauft werden, weil diese schnell zubereitet werden können. „Wenn ich regional Rote Bete kaufe und damit Salat machen möchte, dann muss ich die kochen und das einen Tag vorher wissen“, so Ormeloh. Zeit, die viele Familien mit Kindern nicht haben und deswegen vorgefertigte Ware kaufen. Natürlich spiele auch der Preis eine Rolle.
„Die Frage ist, ob die Leute das bezahlen wollen“
An Ideen mangelt es den Mitgliedern der Bio-Offensive, zu der auch die Rindergilde Geesthacht und die Gärtnerei Emmert aus Krukow gehören, nicht. „Man könnte auch die regionalen Produkte vorverarbeiten. schneiden, einschweißen und dann verkaufen“, sagt Jan Otto. „Die Frage ist, ob die Leute das bezahlen wollen.“ Es sei aber auch möglich, ein Auto bis unters Dach mit regionalen Produkten zu füllen und dann über die Dörfer zu fahren und diese dort zu verkaufen, damit die Wege kürzer sind.
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Mittels einer Umfrage, die von einem Marktforschungsinstitut unterstützt wird, und der Hilfe von Forschern der Universität Berlin und der Uni Hohenheim, wollen Voß, Ormeloh und Otto herausfinden, was sich die Konsumenten im Kreis Herzogtum Lauenburg wünschen. Die Umfrage wird zeitnah online veröffentlicht und zudem per Telefon durchgeführt.
Das Projekt „Bunte Bio Offensive“ ist aus dem Zusammenschluss lokaler Unternehmen und Vereine im Sommer 2023 entstanden, die im Südkreis des Herzogtums in der Bio-Branche und im Naturschutz aktiv sind. Der Erdmannshof e.V. als gemeinnütziger Verein ist Träger.