Schwarzenbek. Pfennigfuchser kommen bei der Fundsachenversteigerung in Schwarzenbek auf ihre Kosten. Goldschmuck und Zweiräder sind der Renner.
Falko Krüger ist gut vorbereitet ins 20 Kilometer entfernte Schwarzenbek gereist. Der Bergedorfer ist extra in seinen VW Bus gestiegen, um auf möglichst viel Stauraum zurückgreifen zu können. Sein Ziel ist der Schwarzenbeker Stadtpark, genauer gesagt die Fläche unter Brücke. Dort versteigert die Stadtverwaltung Fundsachen, die sich in den vergangenen zwölf Monaten im Fundbüro angesammelt haben.
Dass Krüger extra seinen VW Bus bemüht hat, hängt mit seinem Ziel zusammen: Er wolle sich ein Fahrrad ersteigern. Eins? „Nach oben habe ich mir keine Grenzen gesetzt“, sagt er. Mehrmals im Jahr würde er Fundsachenversteigerungen besuchen. Seitdem die Auktionen des Hamburger Fundbüros aber nicht mehr in Präsenz stattfinden, sondern online übertragen werden, mache ihm das nicht mehr so richtig Spaß.
Fundsachen Schwarzenbek: E-Bikes für unter 100 Euro sind der Renner
Zum einen herrsche nicht dieselbe Atmosphäre wie bei den Versteigerungen im Schwarzenbeker Stadtpark, zum anderen hat die Digitalisierung auch Einfluss auf die Preise. „Seitdem sie online stattfinden, kann man das nicht mehr bezahlen“, berichtet Krüger. Viel mehr Bieter, darunter auch gewerbliche, sitzen dann vor den Bildschirmen und treiben die Preise in die Höhe.
Ganz anders sieht das in Schwarzenbek aus: Dort, so hoffen es Krüger und die rund 30 anderen Bieter, sind die Preise niedriger als in der Hansestadt. Eine Hoffnung, die erfüllt wird: Für die meisten der rund 25 Fahrräder, die unter den Hammer von Auktionator Ralf Dmoch kommen, müssen Bieter weit weniger als 100 Euro zahlen. Selbst E-Bikes finden für zweistellige Beträge einen neuen Besitzer.
Und wie ist es um den Zustand der Räder bestellt? „Die Stadt Schwarzenbek übernimmt keine Garantie für die Funktionsfähigkeit der Exponate“, sagte Ralf Dmoch gleich am Anfang. Wer vor der Auktion durch die aufgereihten Fahrräder geht, weiß auch warum: Viele Räder haben platte Reifen, manche Teile sind rostig oder fehlen ganz. Bei einem hängt ein geknacktes Schloss um den Lenker.
Stadt gibt keine Garantie für die Funktionstüchtigkeit der Räder
Doch manch ein Rad ist als Ersatzteillager für andere Fahrräder geeignet, weiß Falko Krüger. Hat ein Fahrrad noch einen intakten Lenker oder einen Schlauch ohne Löcher, könne es Komponenten für ein anderes Rad spenden.
So verwundert es nicht, dass Krügers Arm immer wieder in die Höhe schnellt, um ein neues Gebot abzugeben. Während viele Bieter der Auktion unvorbereitet folgen, hat er sich vorher über die angebotenen Räder informiert. Die Stadt hatte eine Liste der Fundsachen auf ihre Homepage gestellt.
Für 155 Euro gibt es ein 1000-Euro-Rad auf der Auktion
Ein Rad wolle er als Dienstrad nutzen, ein weiteres für den privaten Gebrauch. Eines, das sein besonderes Interesse geweckt hat, ist ein Fahrrad der Marke Radon. „Das ist ein 1000-Euro-Rad“, weiß er. Bei der Auktion in Schwarzenbek zahlt Krüger 155 Euro – es fehlt der Sattel. Sonst aber ist es gut in Schuss.
Neben den rund 25 Rädern, die zum Teil keinen neuen Besitzer finden, stehen auch Gold- und Silberschmuck, Elektroartikel wie eine Powerbank und ein Camcorder, Jacken, Hosen und sogar ein Hörgerät auf der Auktionsliste. Auch Sebastian Bootz wird am Ende der Veranstaltung mit mehreren neuen Besitzstücken nach Hause fahren.
Er ist gewerblicher Händler und extra aus Stade angereist. „Wie viel ich ausgebe, hängt natürlich von den Sachen ab“, sagt er. Es komme durchaus vor, dass er 800 Euro bei diesen Veranstaltungen, von denen er zwei bis drei pro Woche besucht, ausgibt. Auch wenn er mehrere Schmuckstücke ersteht, ist es in Schwarzenbek am Ende nicht ganz so viel Geld.
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Rundum zufrieden zeigt sich Auktionator Ralf Dmoch. „Das Bieterverhalten war gut, und das Publikum hatte gute Laune“, sagt er. Gute Laune darf auch Ordnungsamtschefin Petra Scheerer haben: Nach dem letzten Schlag des Auktionshammers sind 1525 Euro in der Stadtkasse gelandet. Das decke die Kosten, die für die Verwahrung der Fundsachen anfallen. Von den 1525 Euro stammen 350 aus dem Portemonnaie von Falko Krüger. Er fährt mit zwei E-Bikes und drei Fahrrädern im VW-Bus zurück nach Bergedorf.