Schwarzenbek. Nacht für Nacht kurz vor 5 Uhr ist das Geräusch im Stadtgebiet Schwarzenbek zu hören. Polizei und Ordnungsamt stehen vor einem Rätsel.

Schwarzenbeker mit unruhigem Schlaf dürften in letzter Zeit am frühen Morgen des Öfteren hochgeschreckt sein. Genauer gesagt: immer zwischen 4.50 Uhr und 5 Uhr. Dann nämlich ist seit einigen Wochen zweimal hintereinander ein mysteriöser Knall zu hören. Auf der Plattform Facebook beschreiben mehrere User dieses Phänomen. „Wir schlafen bei offenem Fenster und werden durch die Geräusche wach“, sagt eine Betroffene, die anonym bleiben möchte.

Dabei seien die Geräusche an verschiedenen Orten in der Stadt laut zu hören. „Wir wohnen im Bereich des Netto-Marktes“, sagt die Schwarzenbekerin. Sie wolle einfach nur wissen, woher der laute Doppel-Knall kommt. „Manchmal ist es um 4.50 Uhr, manchmal um 4.55 Uhr oder auch erst um 5 Uhr“, sagt sie. Doch einen Reim auf den Ursprung kann sie sich nicht machen. Sie schätzt, dass es vor etwa vier Wochen das erste Mal geknallt habe. Seitdem sei das Geräusch nicht jede Nacht zu hören, aber beinahe jede.

Schwarzenbek: Mysteriöser Knall schreckt Anwohner auf – fast jede Nacht

Wie Ordnungsamtschefin Petra Scheerer sagt, haben nach der Anfrage unserer Redaktion auch zwei Mitarbeiter ihres Fachbereichs angegeben, die Knallgeräusche wahrgenommen zu haben. Allerdings seien sie am Donnerstag schon gegen 4.30 Uhr zu hören gewesen und eher im südlichen Stadtgebiet zu verorten. „Das ging aber eher in Richtung China-Böller“, sagt Scheerer. Sie habe mit ihrem Team in großer Runde überlegt, doch eine logische Erklärung habe man nicht gefunden. Eine Mitarbeiterin berichtete ihr jedoch, dass es vor einigen Jahren einen Anwohner in Schwarzenbek gegeben haben soll, der seinen Mitmenschen auf die Nerven gehen wollte und jeden Morgen vor der Fahrt zur Arbeit einen Böller gezündet hat.

Bisher seien jedoch keine Bürger auf das Ordnungsamt zugekommen, um das zu Knallen zu melden. Weitere Anwohner schreiben dagegen auf Facebook, dass die rätselhaften Geräusche auch in der Lauenburger Straße zu hören seien und aus Richtung des Sportplatzes oder des Sachsenwaldes kommen könnte.

Mysteriöser Knall: Regelmäßigkeit spricht gegen Jäger im Sachsenwald

Bereits vor mehreren Wochen wurden die Beamten des Schwarzenbeker Polizeireviers auf einen Schuss hingewiesen. „Vor circa vier, fünf Wochen gab es zwar einen Anruf auf der Wache, jedoch konnte der Anrufer nichts zur Örtlichkeit sagen oder etwas eingrenzen“, berichtet Polizeisprecherin Sandra Kilian. Die Schwarzenbeker Polizeibeamten hätten deswegen nichts feststellen können. Da der Anrufer nicht darauf hinwies, dass dies regelmäßig passiert, wurde dem nicht weiter nachgegangen. Auch hatten sie das Knallen selbst nicht gehört. Möglich erscheint der Polizeisprecherin, dass Schüsse aus dem nahen Sachsenwald bis in das Stadtgebiet zu hören sind.

Als unwahrscheinlich beurteilt Andreas Bärwald, Mitglied in der Kreisjägerschaft, dieses Szenario. „Es könnte durchaus sein, dass aktuell geschossen wird“, sagt er. Im April sei Schwarzwildsaison. Allerdings ergebe es aus Bärwalds Sicht keinen Sinn, dass die Schüsse immer in einem ähnlichen Zeitraum abgegeben werden. „Schwarzwild ist sehr intelligent. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass es beschossen wird und zu ähnlicher Zeit an die gleiche Stelle zurückkehrt“ sagt er.

Mysteriöser Knall: Ähnliches Phänomen in Hamburg-Lohbrügge

Bleibt noch die Möglichkeit, dass das Geräusch aus dem Bereich der Bahngleise durch die Stadt dringt. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Hamburg und Berlin läuft durch die Europastadt. Diese soll in mehreren Phasen wegen umfangreicher Bauarbeiten 2024 und 2025 gesperrt werden. Es könnte also sein, dass Vorarbeiten für Lärm sorgen. Doch auch die Bahn möchte nicht Verursacher des Lärms sein. „Bei uns ist dazu nichts bekannt“, sagt eine Sprecherin.

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Das Phänomen, dass es laut knallt, gab es in der Vergangenheit bereits im Hamburger Stadtteil Lohbrügge. Im August 2023 wollen Anwohner um 20.45 Uhr Schüsse gehört haben, weshalb sie die Polizei riefen. Nur wenige Stunden später wiederholte sich das Schauspiel – beiden Male zogen die Polizeibeamten los. Sie fanden aber weder verdächtige Personen noch Beschädigungen, die Erklärung für die Geräusche hätten seien können.