Lauenburg. Bis 3. Mai steht Lauenburgs Bauamtsleiter Christian Asboe dem Verein vor. Wenn sich kein Nachfolger findet, droht die Auflösung.
Sport ohne Teamgeist und Zusammenhalt? Undenkbar. Für viele gilt das aber offenbar nur auf dem Spielfeld. Nach dem Duschen ist für sie der Trainingstag abgehakt. Die Mitgliedschaft im Verein beschränkt sich bei ihnen auf die pünktliche Zahlung des Beitrages. Sich als Trainer, Übungsleiter oder gar im Vorstand zu engagieren, ist kaum noch angesagt. Die Folge: Viele Sportvereine verhängen einen Aufnahmestopp. Wenn es ganz schlimm kommt, droht sogar die Auflösung.
„Vielen geht ihre Freizeit über alles. Die wenigsten sind noch bereit, sich zu binden und Verantwortung zu übernehmen“, hat Christian Asboe die Erfahrung gemacht. Seit 14 Jahren ist er Vorsitzender des SV Lütau. Bei der nächsten Mitgliederversammlung am Freitag, 3. Mai, stellt er sich nicht mehr zur Wahl. Eigentlich war die Neuwahl schon für Januar geplant, aber da sich kein Nachfolger fand, plädierte er für eine Verschiebung. Doch auch jetzt ist niemand in Sicht, der den Posten übernehmen möchte.
Dreifache Belastung: Bauamtsleiter, Familienvater und Vereinschef
Als Christian Asboe Kind war, war Turnen für ihn das Größte. Stolz hielt er mit fünf Jahren seinen Mitgliedsausweis des SV Lütau in der Hand. Schon als Jugendlicher engagierte er sich im Vorstand. Für ihn war klar, die Entscheidung für einen Verein trifft man nicht nur für ein paar Jahre. „Ich hätte den Vorstandsposten schon noch eine Weile übernommen, aber ich kann das mit Beruf und Familie nicht mehr vereinbaren“, sagt der dreifache Familienvater. Seit September 2022 ist der 40-Jährige Bauamtsleiter der Stadt Lauenburg. „Wenn ich etwas mache, dann richtig. Deshalb musste ich mich dazu durchringen, die Verantwortung abzugeben“, bedauert er.
320 Mitglieder trainieren beim SV Lütau derzeit in den Sparten Fußball, Turnen, Tischtennis, Darts und Badminton. Besonders die Fußballer und die Dartsspieler haben sich durch ihre sportlichen Erfolge in der Region einen Namen gemacht. Über mangelnden Nachwuchs im Spielerbereich kann sich der SV Lütau auch nicht beklagen. Seit 2018 gibt es eine Kooperationsvereinbarung mit der Lauenburger Sportvereinigung.
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Findet sich kein Nachfolger, droht Auflösung des Vereins
Dass sich trotz aller Bemühungen bisher kein Nachfolger gefunden hat, ärgert Chrisitian Asboe. „Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind für einige Eltern eine Art Dienstleister. Sie bringen ihre Kinder zum Training, holen sie wieder ab und wissen sie in der Zwischenzeit gut betreut“, sagt er. Noch hat er die Hoffnung allerdings nicht aufgegeben, dass der vakante Vorstandsposten noch besetzt werden kann. Den anderen Fall mag er sich gar nicht vorstellen. „Eine gewisse Zeit kann durch einen kommissarischen Vorstand überbrückt werden. Setzt sich dann immer noch niemand den Hut auf, droht die Auflösung des Vereins“, sagt er.
Die Selbstauflösung von Vereinen ist derzeit eine traurige Tendenz. Fast immer liegt es daran, dass niemand ehrenamtlich Verantwortung übernehmen möchte. Erst kürzlich hat sich der Bürgerverein Pro Lauenburg aufgelöst. Über 20 Jahre lang stand der Verein für bürgerschaftliches Engagement in der Schifferstadt. Auch hier scheiterte der Versuch, neue Mitglieder zu gewinnen, die Verantwortung übernehmen wollen. Gleich drei Mitglieder des Vorstandes hatten das Handtuch geworfen.