Grünhof/Aumühle. Julina Gromoll (19) liebt es zu Backen und gibt Tipps, wie eine Torte besonders stabil wird und welches Malheur ihr passiert ist.
In puncto Tortenbacken macht Julina Gromoll so schnell niemand etwas vor. Was in der Corona-Zeit aus Langeweile angefangen hatte, ist inzwischen zur Passion der jungen Frau aus dem Geesthachter Ortsteil Grünhof-Tesperhude geworden. Sie schafft echte Kunstwerke aus Torten, ob als Safari-Torte, mit Sponge-Bob-Motiv oder als überdimensionierter Schokokuss. Mutter Maren nennt sie inzwischen nur noch „Prinzessin Tortenfee“. Für einen Auftritt bei „Das große Backen“ auf Sat.1 ist es aber zu spät. In der TV-Show dürfen nur Laien antreten, doch Julina Gromoll hat ihr Hobby längst zum Beruf gemacht. Im Sommer schließt die 19-Jährige eine Ausbildung zur Konditorin ab.
„Sie hat wirklich Talent“, sagt ihr Chef Dirk Baumgarten von der Bäckerei Baumgarten in Aumühle, dem zweiten Ausbildungsbetrieb für Gromoll. Und Baumgarten sollte es wissen. Er ist Landesinnungsmeister von Schleswig-Holstein und Obermeister der Bäckerinnung Nord und hat selbst ein Faible für die Konditorei. „Eine gute Torte fängt mit dem Boden an und geht mit dem Aufbau weiter. Denn das Auge isst ja bekanntlich mit“, sagt Dirk Baumgarten, der einige der früheren Werke seiner Auszubildenden auf Instagram gesehen und für gut befunden hat.
„Prinzessin Tortenfee“ backt echte Kunstwerke
Angefangen hatte Julina Gromolls Torten-Leidenschaft in der Corona-Zeit. „Wir waren vier Mädels, durften uns nicht sehen und haben dann aus Langeweile ein Torten-Battle gemacht“, erinnert sich die heute 19-Jährige. Sie war letztlich die einzige, die die Torte beendet hat. Nach einem Praktikum im Café Koch in Tesperhude wollte sie sogar die Schule nach der 11. Klasse für das Backen abbrechen. Letztlich zog sie aber doch noch bis zum Fachabitur an der Albinus-Gemeinschaftsschule in Lauenburg durch.
In der Zwischenzeit drehte es sich aber nur noch ums Backen. „Ich habe mich dumm und dämlich gekauft“, sagt Gromoll. Schließlich braucht es für eine richtige Torte einen Drehteller für das Einstreichen sowie das dazugehörige Werkzeug, Winkelpalette genannt, einen Spritzbeutel für Sahne oder Lebensmittelfarbe und vieles mehr. „Am Anfang habe ich Knick-Backringe benutzt, da läuft es aber zu leicht aus. Ich würde stattdessen Backformen aus Aluminium nehmen“, empfiehlt sie.
Sandmasse anstatt Biskuitboden
Von Torten mit einem Biskuitboden ist Gromoll auch ab, obwohl viele auf diesen fluffig-leichten Teig schwören. Die junge Frau setzt dagegen auf Sandmasse – dabei wird einem Biskuitboden noch geschmolzene Butter untergerührt. „Der ist schön saftig, aber auch fest“, hebt sie die Vorzüge hervor. Sie empfiehlt zudem die Torten mit Buttercreme anstatt mit Sahne einzustreichen. Begründung: „Das macht die Torte stabiler und gibt ein schöneres Ergebnis.“
Julina liebt am Backen die Kreativität und Vielfältigkeit, selbst wenn sie bei Dirk Baumgarten das Geschäft auch von der Pike auf lernt: ob Mandelhörnchen, Blätterteig oder Butterkuchen. Standard halt. Doch im Privaten kann sie sich austoben. Klar ist: Von Julina gibt‘s zum Geburtstag eine Torte. Einmal bekam Kevin Wöhl, ein Freund aus Schnakenbek, zu seinem 18. Geburtstag eine Star-Wars-Torte. „Das war meine erste zweistöckige Torte“, erinnert sich Julina Gromoll. Auch der riesige Schokokuss, bestehend aus diversen Tortenböden, kam gut an. Ihre fertigen Resultate präsentiert sie gerne auf Instagram (@jg_cakess_).
Fast nur noch weibliche Azubis in der Konditorei
Im Hinterkopf steht der Traum von der Selbstständigkeit. „Auf jeden Fall will ich in der Branche bleiben“, betont Gromoll. Auch wenn ihre erste Begegnung mit der von „Das große Backen“ bekannten Fernsehjurorin Bettina Schliephake-Burchardt („Betty“) nicht von Erfolg gekrönt war. Beim Tortenwettbewerb „Goldener Baumkuchen“ der Berufsschule hatte sie eine Sponge-Bob-Torte mit Salzkaramell-Füllung gebacken. „Die Füllung war leider versalzen. Deshalb bin ich nur Vierte geworden. Doch für das Aussehen gab es von der Fernsehjurorin und dem Publikum ein Lob“, sagt Julina Gromoll.
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Apropos Berufsschule: Anders als fehlende Bäcker und Fachverkäuferinnen kennt der Konditorensektor kein Nachwuchsproblem. „Aber es sind fast nur noch weibliche Konditorinnen. Vielleicht, weil da mehr Fingerfertigkeit, Kreativität und Leidenschaft gefragt sind“, sagt Innungsbäcker Dirk Baumgarten. Eine Leidenschaft, so wie sie auch „Prinzessin Tortenfee“ entwickelt hat.