Lauenburg. Die Kosten für einen Umbau des K-Zentrum sind auf 16,4 Millionen Euro gestiegen. Lauenburgs Politik denkt über neuen Standort nach.
Vor rund zwölf Jahren erstmals gefordert, könnten die Planungen für eine „neue“ Lauenburger Feuerwache jetzt tatsächlich Fahrt aufnehmen. Möglicherweise jedoch anders als noch vor wenigen Wochen angenommen. Anfang März hatten noch viele Politiker Vorbehalte gegen die Idee geäußert, einen Neubau statt Umbau und Modernisierung des Katastrophenschutzzentrums an der Reeperbahn zu realisieren. Jetzt mehren sich Stimmen, genau dies ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
Feuerwehr Lauenburg: Stimmen für einen Neubau werden lauter
Niclas Fischer (Lauenburger Wählergemeinschaft LWG) hatte zum Bauausschuss Mitte März einen Vorstoß formuliert, den Neubau einer Feuerwache im Norden Lauenburgs neben Famila zu prüfen. Die anderen Fraktionen stimmten diesem Antrag zu, handelte es sich doch um einen reinen Prüfauftrag.
In derselben Sitzung ist eine deutliche gestiegene Summe für Umbau und Modernisierung des K-Zentrums präsentiert worden: 16,4 Millionen Euro würde demnach ein Umbau samt Erweiterung der Feuerwehr kosten.
Moderne Feuerwehr auch am alten Standort möglich
Lauenburgs Bauamtsleiter Christian Asboe hatte zur Sitzung zugleich neue Pläne vorgelegt, wie eine modernen Anforderungen genügende Feuerwache auf der angestammten Fläche zu realisieren wäre – obwohl der Auszug des dort ebenfalls untergebrachten Technischen Hilfswerk (THW) in weite Fernen gerückt ist.
Der in Berlin aktuell regierende Rotstift lässt es unwahrscheinlich erscheinen, dass der Bund für sein THW in Lauenburg in absehbarer Zeit Mietkosten für einen Neubau in größerem Rahmen zahlt. Der Auszug des THW war bislang aber eine zentrale Forderung für die Umsetzung der Pläne zur Erweiterung und Modernisierung des Feuerwehrstandortes.
THW-Zentrum verzögert sich auf unbestimmte Zeit
Auf rund 6,5 Millionen Euro haben die Stadtbetriebe Lauenburg/Boizenburg jüngst den Bau eines neuen THW-Zentrums in Nachbarschaft von Famila taxiert. Eine kleinere Lösung in mehreren Schritten setzt Christian Asboe aktuell dagegen. Sein Ziel ist, in überschaubarem Zeitrahmen eine akzeptable Zwischenlösung für THW, DRK und auch Feuerwehr zu schaffen. Die Zeit drängt: Ein auf unabsehbare Zeit aufgeschobener Neubau für das THW soll nicht die Fortschritte auf dem Weg zu einer modernen Feuerwache an der Reeperbahn weiter verzögern.
Im Plangebiet Lauenburg-Nord möchte Asboe zunächst eine Leichtbauhalle errichten, um Feuerwehrfahrzeuge, den THW-Fahrzeugpark und DRK-Fahrzeuge unterzubringen. Daneben könnten Container für die ehrenamtlichen Retter aufgestellt werden, so die Idee.
Neue Halle als Ausweichquartier für Feuerwehr, THW und DRK
Die „Kalthalle“ könne später problemlos weiter gut genutzt werden, so Asboe. Sobald die Feuerwehr an ihren angestammten Standort zurückkehrt und für THW und DRK dauerhafte Lösungen gefunden sind, sei die Halle für den Hochwasserschutz nutzbar. „Sie böte sich an, um dort etwa mobile Flutschutzwände oder Sandsäcke zu lagern.“
Ist das Areal an der Reeperbahn in Teilen frei, soll zunächst der Trakt abgerissen werden, den bislang THW und DRK nutzen, dazu die Fahrzeugwaschhalle. Neben Neubauten sollen bisherige Gebäude der Feuerwehr saniert und modernisiert werden. Der Vorteil liegt für Asboe auf der Hand. Statt weiterhin auf eine dauerhafte Lösung (Neubau) für das THW zu warten, „hätten wir den Baubeginn selbst in der Hand, könnten noch 2024 erst einmal Bauanträge stellen“.
Bauanträge könnten noch 2024 gestellt werden
Die Nachricht, dass sich der voraussichtliche Baubeginn mit den alten Planungen voraussichtlich auf 2027 verschiebt, hatte zu Jahresanfang für neuen Ärger in der Lauenburger Feuerwehr gesorgt.
Doch auch ein Neubau für die Feuerwehr im Norden Lauenburgs würde längere Zeit benötigen. Abgesehen von der Neuplanung für den Hochbau und die Verkehrsanbindung, so Asboe: „Dafür müsste zunächst einmal der Bebauungsplan geändert werden.“
Angesichts der „fast auf das Vierfache gestiegenen Bausumme für das K-Zentrum“ wendet sich Niclas Fischer (LWL) gegen Asboes Pläne. Für sieben bis acht Millionen Euro hätte man noch über den Umbau der Gebäude an der Reeperbahn reden können
Feuerwehr keine weiteren Provisorien zumuten
„Aber für weniger als die jetzt genannte Summe können wir in Modulbauweise einen hochmodernen Neubau errichten, der sich zudem noch problemlos erweitern ließe“, so Fischer. „Weitere Provisorien dürfen wir unserer Feuerwehr nicht zumuten.“
Das gelte auch für den künftigen Flutschutz. „Für die Lagerung von Einsatzmitteln müsste sich doch ein Standort für eine Halle nahe der Elbe finden lassen, etwa im Industrie- und Gewerbegebiet.“
Kostensteigerung: CDU will Zeit für Beratungen
CDU-Fraktionschef Christoph Haase äußert Verständnis für das Drängen der Lauenburger Feuerwehr. Die Retter warten schon lange auf eine Lösung für die teils gesundheitsschädlichen Platzprobleme. „Angesicht der jetzt genannten 16,4 Millionen Euro für den Umbau des K-Zentrums muss uns Politikern aber eine kleine Extra-Runde erlaubt sein, um alles einzuordnen.“
Die Kostensteigerung für das Projekt sei jedoch leider kein Ausreißer, befindet der erfahrene Finanzpolitiker. „Die Kosten für die Sporthalle haben sich binnen weniger Jahre von drei auf zehn Millionen Euro verdreifacht.“
Für 16 Millionen Euro Feuerwehrneubau aus einem Guss
Andererseits müsse geschaut werden, ob nicht für weniger als die gut 16 Millionen Euro ein moderner Feuerwehrneubau aus einem Guss möglich sei. Haase: „Das K-Zentrum bliebe auch nach dem Umbau ein Altbau, dem wir einen Pullover übergezogen und eine neue Heizung verpasst haben.“
Auch Martin Scharnweber, Vorsitzender des Bauausschusses, hält den Feuerwehrneubau für die möglicherweise bessere Lösung. „Angesichts des Zeitfaktors ist aus meiner Sicht ein Neubau eine gute Alternative zum Umbau am Standort“, sagt der Sozialdemokrat. Schließlich drohe das Warten auf den THW-Neubau alles weiter zu verzögern.
SPD: Neubau eine gute Alternative zum Umbau am Standort
„Mit einem Feuerwehrneubau im Norden könnten wie dort den ersten Schritt tun“, so Scharnweber. „Wir sind schon seit Jahren auf der Suche nach Firmen, die dort investieren.“
Bedenken, dass von einem neuen Standort die geforderten Hilfeleistungsfristen nicht mehr zu garantieren sind, halten Haase wie Scharnweber für nicht stichhaltig. „Von Famila zum K-Zentrum benötige ich unter Einhaltung aller Verkehrsregeln nicht mehr als 90 Sekunden“, so der Ausschussvorsitzende.
Kooperation mit Nachbarwehr, um Hilfefristen einzuhalten
Zudem habe Lauenburgs Wehrführer bestätigt, dass viele Feuerwehrleute aus dem Westen der Stadt kommen. Für sie sei der neue Standort damit besser erreichbar als das K-Zentrum.
Auch Haase sieht grundsätzliche Bedenken ausgeräumt. „Die Hilfsfristen für unser Industriegebiet könnten wir vom neuen Standort aus nicht einhalten. Wenn aber die FF Buchhorst zuerst ausrückt, unsere Wehr als zweite ankommt, wäre auch dies kein Problem mehr.“
- Kostenexplosionen gefährden Lauenburger Großprojekte
- Wieder vertröstet: Bei der Feuerwehr brennt die Luft
- Warum Lauenburgs Feuerwehrleute in Gefahr sind
Neubau plant sich leichter als ein komplexer Umbau
Lauenburgs Wehrführer Lars Heuer wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Bauamtsleiter Christian Asboe verfolgt die Entwicklungen mit größtem Interesse. Auch wenn er nicht annehme, dass sich eine neue Feuerwache kostengünstiger oder schneller realisieren lasse: „Sollte die Entscheidung dennoch für eine solche Lösung fallen, ist eines sicher: Auf der grünen Wiese neu zu planen ist einfacher als im Bestand.“