Lauenburg. Wer in Lauenburg nicht zentrumsnah wohnt, muss immer weitere Wege bewältigen. Und das Problem der Nahversorgung wird noch größer.
Für eine wachsende Zahl an Menschen in Lauenburg sind Supermärkte und Discounter nur schwer zu erreichen, für manche Menschen mit Einschränkungen ohne Unterstützung gar nicht: Siegfried Betge, Behindertenbeauftragter der Schifferstadt, schlägt mit Blick auf das neue Einzelhandelskonzept Alarm. Das Problem: Allein an der verfügbaren Verkaufsfläche gemessen gilt Lauenburg nicht als unterversorgt, ja im Gegenteil als überversorgt. Doch die Verteilung im Stadtgebiet ist problematisch.
„Dass rund ein Viertel der Lauenburger schon 2019 in Gebieten gelebt hat, die als unterversorgt gelten, das habe ich mir ja nicht ausgedacht“, so Betge. „Das ist unter anderem in dem im November in der Stadtvertretung beratenen Kommunalen Einzelhandelskonzept nachzulesen.“ Wer über kein Auto verfüge oder nicht fahren könne, habe das Nachsehen.
Einzelhandel Lauenburg: Schlechte Nahversorgung trotz reichlich Verkaufsfläche
Damit nicht genug, werde sich der Anteil der schlecht Versorgten in den kommenden Jahren noch erhöhen. Grund sind neue Baugebiete wie Birnbaumkamp-West sowie das Baugebiet Nord jeweils am Stadtrand. Betge: „Einzelhändler und Discounter haben sich immer stärker im Zentrum konzentriert, mit der Verlagerung von Penny etwa ist eine wichtige Einkaufsmöglichkeit in den Quartieren weggebrochen.“ Und dass die Discounter Aldi und Lidl quasi Tür an Tür im Zentrum präsent sind, „hilft den Menschen im Norden von Lauenburg auch nicht“.
Die Probleme seien bekannt, doch es gibt aus Sicht von Lauenburgs Bauamtsleiter Christian Asboe kaum Chancen, etwas zu bewegen. Einzelhandelskonzerne ließen sich nicht an bestimmte Standorte zwingen. „Und selbst wenn wir Interessenten fänden für ein weiteres Angebot in Lauenburg, und wir geeignete städtische Flächen dafür hätten – die Landesplanung würde weiteren Einzelhandel in unserer Stadt nicht genehmigen.“
Zuviel Verkaufsfläche für 12.000-Einwohner-Stadt?
Mit Blick auf das Verhältnis von Verkaufsfläche zu Einwohnerzahl gilt Lauenburg schon aktuell als überversorgt, so Asboe. „Es gibt kaum Städte mit 12.000 Einwohnern im Land, die über drei Discounter, zwei Vollsortimenter (Edeka, Rewe) und dazu noch einen Famila-Markt verfügen.“
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Kleine Nahversorger vor Ort als eine Alternative
Die Stadt müsse vor dem Hintergrund froh sein, mit Famila einen Nahversorger im Norden zu haben, befindet Betge mit Blick auf den Verbrauchermarkt, der jahrelang als größtes Problem für die Einzelhandelssituation in Lauenburg galt. Für die Zukunft solle versucht werden, in Neubaugebieten Flächen gezielt für Einzelhandel auszuweisen. Betge plädiert dafür, sich für kleinere Lösungen vor Ort einzusetzen: „Nicht jeder Nahversorger muss an jedem Standort sein komplettes Sortiment auf 1000 oder mehr Quadratmetern anbieten.“
Siegfried Betge legt am Dienstag, 26. März, in der Stadtvertretung (Beginn: 19 Uhr) seinen Jahresbericht vor. Er lobt die gute Zusammenarbeit mit der Stadt, die auch für die Beseitigung von Engpässen oder Stolperfallen im öffentlichen Raum gelte. Zu hohe Bordsteine und das Problem mit dem Kopfsteinpflaster an der Posthof-Kreuzung würden ebenso in den Fokus genommen wie behindertengerechte Wege, etwa zu den Häusern hinter der ehemaligen Brandruine in der Ortsmitte.
Fußweg an der B5 ist für Behinderte zu eng
Natürlich seien nicht alle Lösungen optimal, stießen manche Beschwerden an Grenzen. „Dass auf der Nordseite der B5 der Fußweg in Teilen so schmal ist, dass schon Menschen an Krücken Schwierigkeiten haben, ist ein grundsätzliches Problem.“ Werde dort dann noch Sperrmüll zur Abholung platziert, müssten Menschen, die auf einen Rollator und Rollstuhl angewiesen sind, häufig kapitulieren.
Betge: „Die einzige praktikable Lösung scheint mir, den Gehweg auf Kosten der Fahrbahn zu verbreitern.“ Abgesehen von der Kostenfrage ist dies nichts, was die Stadt allein klären könnte. Als Bundesstraße fällt die Trasse in die Verantwortung des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr.