Dassendorf. Schlägt das Imperium zurück? Meister TuS Dassendorf steht bei Tabellenführer Altona 93 unter Druck. Kampfansage von Martin Harnik.
Den ersten Gänsehaut-Moment werden die Fußballer von Altona 93 und der TuS Dassendorf am Sonnabend bereits vor dem Anpfiff (15.30 Uhr) des Oberliga-Gipfeltreffens auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn erleben. Denn wie so vieles beim Traditionsclub ist auch die Einlaufmusik etwas anders als auf anderen Hamburger Sportplätzen. Die Teams betreten zu den eindringlichen Orchester-Klängen der Titelmusik des Kino-Klassikers „Star Wars“ den Rasen des altehrwürdigen Stadions an der Griegstraße. Einer der erfolgreichsten Soundtracks der Filmgeschichte ist die Ouvertüre zu einer Partie, in der es für die Gäste vermutlich bereits um die letzte Chance auf die Meisterschaft geht.
Getreu dem Titel eines der Werke aus der Star-Wars-Filmtrilogie: „Das Imperium schlägt zurück“ will die jahrelang die Oberliga dominierende TuS Dassendorf dem Tabellenführer die erste Saisonniederlage zufügen und so das Titelrennen spannend halten. Bei einer Pleite würde für die erfolgsverwöhnten Schleswig-Holsteiner – die von 2014 bis 2022 siebenmal Meister wurden – die zweite titellose Saison in Folge sehr viel näher rücken.
Krieg der Sterne in der Fußball-Oberliga: Dassendorf hofft auf „Das Erwachen der Macht“
„Wir sind Realisten. Wenn wir verlieren, brauchen wir uns keine Gedanken mehr über die Meisterschaft machen“, sagt Coach Thomas Seeliger. „Und selbst wenn wir gewinnen, haben wir es ja nicht mehr selbst in der Hand“, ergänzt der Ex-Profi mit Blick aufs Klassement, in dem der AFC vier Zähler vor der TuS liegt und zudem eine Partie weniger als der Tabellenzweite ausgetragen hat. Entweder es gibt also „Das Erwachen der Macht“, um es nochmals mit einem Star-Wars-Filmtitel auszudrücken, oder Altona kann den Titelsekt kaltstellen.
Trotz des Drucks, der auf seinem Team liegt, erklärt Seeliger: „Wir freuen uns auf das Spiel.“ Der 57-Jährige kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück. Von 1985 bis 1987 schnürte er selbst auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn seine Schuhe für Altona. 2009 kehrte Seeliger als Coach an die „AJK“, wie die Fans die Sportstätte liebevoll rufen, zurück und wurde dort ein Jahr später zusätzlich auch Sportlicher Leiter. Den Traditionsclub plagten damals große finanzielle Sorgen, was Seeligers Arbeit erheblich erschwerte. „Es war keine einfache Zeit“, sagt der ehemalige Bundesliga-Profi mit Blick auf sein zweijähriges Intermezzo beim AFC.
TuS-Coach Thomas Seeliger: „Wir können Altona packen!“
Doch das ist Vergangenheit. Von Altonas aktueller Mannschaft, die am vergangenen Wochenende Meister TSV Sasel in einem Nachholspiel mit 4:2 bezwang, schwärmt der Trainer in den höchsten Tönen. „Sie spielen eine hervorragende Saison, sind sehr stabil und agieren sehr konzentriert. Die Tabelle lügt ja nicht“, erklärt Seeliger. Bei aller Anerkennung für den kommenden Kontrahenten gibt sich der Coach aber auch selbstbewusst: „Nichtsdestotrotz können wir sie packen!“
In dieselbe Kerbe schlägt auch sein Kapitän Martin Harnik. „Natürlich ist das wegen der Kulisse, dem Stadion und der Ausgangssituation ein besonderes Spiel“, gibt er zu, schiebt aber sofort eine kleine Kampfansage nach: „Aber es ändert nichts an unserer Herangehensweise. Wir wollen mit dieser Mannschaft in dieser Liga jedes Spiel gewinnen. Und wenn wir gewinnen, sind wir wieder voll in der Verlosung dabei.“
Fachblatt „Kicker“ zeichnet Martin Harnik als erfolgreichsten Torschützen in der 5. Liga aus
Der frühere österreichische Nationalspieler peilt im Topspiel, zu dem weit über 1000 Zuschauer erwartet werden, seinen 20. Saisontreffer an. Damit ist der langjährige Bundesliga-Stürmer von seinem Fabelwert der vergangenen Serie, als er mit 46 Toren einen Oberliga-Rekord aufstelle, allerdings noch weit entfernt.
Auch interessant
- TV-Empfang: Diese Alternativen gibt es jetzt für alle
- Künstliche Intelligenz: Die neue Technik einfach erklärt
- Möglichkeiten und Grenzen der Künstlichen Intelligenz
Mit einiger Verspätung wurde der 36-Jährige nun am vergangenen Dienstag vom Fachblatt „kicker“ mit der „Torjägerkanone für alle“ für Deutschlands besten Fünftliga-Schützen der vergangenen Spielzeit ausgezeichnet. Harnik erhielt vor dem Training der TuS von einem Mitarbeiter der Zeitung eine kleine Kanone sowie ein T-Shirt mit der Nummer 46 sowie seinem Nachnamen auf der Rückseite. „Beides hat schon einen Platz in meinem Arbeitszimmer gefunden“, berichtet der TuS-Angreifer.
Die Adolf-Jäger-Kampfbahn stürmen, ohne ins Verderben zu laufen
Dort würde Harnik in einigen Wochen auch gerne eine weitere Medaille aufhängen. Und zwar die des Oberliga-Meisters, die alljährlich vom Hamburger Fußball-Verband an die Spieler des Titelträgers verteilt wird. „Es wäre schon enttäuschend, wenn wir es nicht schaffen“, gibt der Routinier unumwunden zu. Dafür aber müssen die Dassendorfer am Sonnabend erst einmal die Adolf-Jäger-Kampfbahn stürmen.
Wobei das mit dem „Stürmen“ so eine Sache ist. „Wir werden nicht ins Verderben laufen, sondern das Spiel mit kontrollierter Offensive angehen“, kündigt Seeliger an. Und sollte diese Marschroute nicht zum Erfolg führen? Dann könnte sich die TuS noch den Titel des Songs als Motto zu eigen machen, der nach Partien des AFC stets aus den Lautsprechern erklingt: „Don’t stop believing“ („Höre nicht auf, dran zu glauben“).