Apensen. Sie lieben „Star Wars“ und spielen Stormtrooper im Wald: Alexander und Bennet Lück sind dem Film-Epos verfallen. Ein Hausbesuch.
Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2018 gaben rund 93 Prozent der Befragten in Deutschland an, das Film-Epos „Star Wars“ zu kennen. Knapp ein Drittel der Befragten outete sich sogar als ein Fan der Reihe – die Geschichte und ihre Protagonisten genießen fast kultische Verehrung. Die Fans fasziniert das ewige Ringen zwischen Gut und Böse. Zwei der allergrößten Anhänger der Geschichten rund um Jedi-Meister Yoda, Luke Skywalker und Han Solo sind Alexander Lück und sein Sohn Bennet.
Sie haben sich in ihrem Zuhause in Apensen ein eigenes Imperium rund um das Film-Epos geschaffen. Dort sammeln sie alles aus der „Star-Wars“-Welt und schlüpfen regelmäßig in entsprechende Kostüme.
Star Wars: Selbst wer die Filme nicht kennt, weiß meist, wie Darth Vader aussieht
„Ich habe die Filme als Kind gesehen und bin ihnen seitdem verfallen“, sagt Alexander Lück. Der 47-Jährige hat seinen Sohn Bennet – ein wandelndes „Star-Wars“-Lexikon – mit seiner Leidenschaft für das Weltraum-Epos infiziert, das Anfang 1978 in die deutschen Kinos kam. „,Krieg der Sterne‘ hat damals ganz neue Maßstäbe gesetzt“, sagt Alexander Lück, und Bennet nickt zustimmend. „Auch in Hinblick auf das Marketing. Selbst die wenigen, die die Filme nicht kennen, wissen meistens, wie Darth Vader aussieht.“ Und kennen seine berühmten Atemgeräusche und den Satz „Ich bin dein Vater“.
Auch Alexander Lück ist ein Vater, und auch er hat seinen 14-jährigen Sohn erfolgreich auf die dunkle Seite der Macht gezogen. Denn wenn die beiden ihre Kostüme anziehen, schlüpfen sie nicht etwa in die Rolle der „Guten“, sondern sie werden zu weißen „Stormtroopern“. „Star-Wars“-Fans kennen ihre weiße Rüstung, das ikonische Outfit, das von diesen furchterregenden Truppen in der gesamten Galaxie getragen wird.
Sofort verwandelt sich der freundliche Mann in ein anonymes Wesen
Alexander Lück besitzt drei detailgetreue „Stormtrooper“-Kostüme. „Deren Aussehen hat mich schon immer begeistert“, sagt er. „Sie haben einfach das coolere Outfit. Wer will denn schon als Jedi-Ritter im Bademantel herumlaufen?“ Außerdem tragen die Soldaten der Sturmtruppen Helme, ein Accessoire, das Alexander Lück ebenfalls sammelt. Das hat einen speziellen Grund.
„In dem Moment, wo du einen Helm aufsetzt, bist du komplett in der Rolle drin. Dann ist dein Alltagsleben ganz weit weg“, sagt der Airbus-Mitarbeiter, der bei dem Flugzeugbauer als Technischer Redakteur tätig ist. Er setzt einen Helm auf – und zeigt damit den Reiz, den sein ungewöhnlichen Hobby für ihn besitzt: Sofort verwandelt sich der freundliche Mann in ein anonymes Wesen aus einer anderen Welt.
Bennet darf kein Mitglied in der „Schurken-Vereinigung“ seines Vaters werden
Seine Leidenschaft teilt Alexander Lück nicht nur mit seinem Sohn, sondern mit unzähligen Gleichgesinnten auf der ganzen Welt. Er ist Mitglied der „German Garrison“, dem deutschen Ableger des weltweit 16.000 Mitglieder umfassenden Fan-Clubs „501st Legion“. In diesem Club sind nur die „Bösen“ organisiert. Die „Guten“ sind in der „Rebel League“ vereint.
Bennet darf noch kein Mitglied in der „Schurken-Vereinigung“ seines Vaters werden. Erst, wenn er 18 Jahre alt ist. Der 14-Jährige fiebert diesem Zeitpunkt entgegen. Er teilt die Vorliebe seines Vaters dafür, in ein Kostüm zu schlüpfen und sich gemeinsam mit anderen Fans in die Filmwelt zu begeben. Gemeinsam mit seinen Eltern reist er kreuz und quer durch Deutschland, um verschiedenen Fan-Treffen oder „Star-Wars“-Veranstaltungen zu besuchen, zu denen Alexander Lück und seine Mitstreiter schon eingeladen wurden. Oft werden Mitglieder des Fan-Clubs zum Beispiel für Präsentationen in Einkaufszentren oder Kino-Premieren gebucht. Oder sie absolvieren Auftritte für den guten Zweck, sogenannte Charity Conventions. Auch in verschiedenen Fernseh-Shows war der „Stormtrooper“ aus Apensen schon zusehen.
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Star Wars: Für die Kostüme gelten strenge Auflagen
Wenn es die Zeit zulässt, streifen Vater und Sohn mit Gleichgesinnten in ihren Kostümen durch den benachbarten Neukloster Forst – nicht, um Spaziergänger zu erschrecken, sondern um neue Fotos von sich zu machen. Der Gegensatz der futuristischen Kostüme und der unberührten Natur erzeugt einen ganz besonderen Effekt. Oder die beiden fahren ins „Outpost One“, einem „Star-Wars“-Museum im rund 100 Kilometer entfernten Dassow mit Fan-Ausstellung und Filmset-Feeling.
Seine drei verschiedenen Trooper-Kostüme hat Alexander Lück zum großen Teil selbst angefertigt oder anfertigen lassen. Sie haben jeweils eine vierstellige Summe gekostet. Die Auflagen für die Kostüme gibt die „501st Legion“ vor, sie gelten international und sind sehr streng: „Die Kostüme müssen 100-prozentig wie im Film aussehen“, erklärt Lück. „Auf der Homepage der ,German Garrison’ finden sich genaue Anleitungen und Vorschriften dazu.“ Dort gibt es auch Informationen darüber, wie die Mitglieder der deutschen Abteilung für Veranstaltungen gebucht werden können oder wie man selbst Mitglied des Fan-Clubs werden kann.