Geesthacht. Erstmals in der Elbestadt stellt eine Partei mehr weibliche als männliche Mitglieder in die Ratsversammlung. Der Grund ist ein trauriger.

Der internationale Frauentag, an dem Frauen weltweit am 8. März für die Gleichstellung der Geschlechter kämpfen, liegt gerade mal eine Woche zurück. Nun schreiben Frauen in Geesthacht Geschichte: Mit der SPD stellt erstmals eine Partei mehr weibliche als männliche Mitglieder in der Ratsversammlung. Der Grund ist allerdings ein trauriger: Zur Sitzung am Freitag, 15. März (18 Uhr, Ratssaal, Markt 15), rückt Katrin Wiegratz bei den Sozialdemokraten für den verstorbenen Samuel Walter Bauer nach. Damit besteht die SPD-Fraktion fortan aus sechs weiblichen und nur noch vier männlichen Mitgliedern. „Einmalig in der 100-jährigen Geschichte als Stadt“, nennt es die Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister.

Politik in Deutschland ist immer noch Männersache. Im aktuellen Bundestag liegt die Frauenquote lediglich bei 35,3 Prozent. Das reicht im internationalen Vergleich nur zu Platz 47. Spitzenreiter ist hier überraschend der zentralafrikanische Staat Ruanda mit 61 Prozent Frauen (Quelle: destatis.de). Während in der Wirtschaft seit 2015 eine gesetzliche Verpflichtung für große Unternehmen mit mehr als 2000 Angestellten gilt, ihre Aufsichtsräte zu 30 Prozent mit Frauen zu besetzen, haben einige Parteien (Grüne, Linke, SPD) eine verbindliche Frauenquote eingeführt.

Geesthacht: SPD stellt mehr Frauen als Männer im Stadtparlament

Was auf Bundesebene noch klappen mag, gestaltet sich in den Kommunen mitunter schwierig. Schließlich müssen sich erstmal so viele Frauen finden, die sich ehrenamtlich in der Lokalpolitik engagieren wollen. In Geesthacht spielten Frauen kommunalpolitisch bis in die 1970er-Jahre kaum eine Rolle und blieben auch danach in der Minderheit. Eine Ausnahme bildete Anneliese Schmidt. Die Christdemokratin wurde 1974 als erste Frau zur Bürgervorsteherin (höchstes Ehrenamt der Stadt) gewählt, nachdem sie schon ab 1959 der Ratsversammlung angehört hatte.

Nach dem Tod von Samuel Walter Bauer, Geesthachts Urgestein der Kommunalpolitik, besetzt die SPD die Posten neu.
Nach dem Tod von Samuel Walter Bauer, Geesthachts Urgestein der Kommunalpolitik, besetzt die SPD die Posten neu. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Aktuell entsendet die CDU drei Frauen und neun Männer ins Stadtparlament, darunter die Fraktionsvorsitzende Christin Ischdonat. Die Grünen (3:3) und die FDP (1:1) sind paritätisch besetzt. Die Wählergemeinschaft BfG (Bürger für Geesthacht) wird von vier Männern vertreten, auch der AfD-Vertreter ist ein Mann. Damit liegt die Frauenquote der Geesthachter Ratsversammlung bei gut 37 Prozent.

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Christine Backs soll Bürgervorsteher vertreten

In der Sitzung am Freitag geht es auch darum, die Posten von Samuel Walter Bauer, der seit 1978 ununterbrochen dem Gremium angehört hatte, neu zu besetzen. Unter anderem leitete er den Hauptausschuss und war zweiter Bürgervorsteher. Die Stellvertreterrolle von Bürgervorsteher Arne Ertelt (CDU) will die SPD ebenfalls mit einer Frau, Christine Backs, besetzen. Sie war auch im Vorstand der Flüchtlingshilfe und Vorsitzende der Geesthachter Gruppe des Hausfrauenbundes. Den Hauptausschuss soll Michael Fiebig übernehmen.

Darüber hinaus geht um die Verlängerung einer städtischen Förderung von Photovoltaik-Anlagen einerseits und Gründächern andererseits. Die Ratsversammlung wird auch auf youtube übertragen (@stadt.geesthacht).