Geesthacht. Geesthacht nimmt Abschied vom ehemaligem Bürgervorsteher. Überwältigende Resonanz in der St.-Salvatoris-Kirche, ergreifende Reden.
Überpünktlich, um sechs Minuten vor 11 Uhr, beginnt die Trauerfeier für Samuel Walter Bauer in der St.-Salvatoris-Kirche Geesthacht. Auf dem Klavier stimmt Prof. Dr. Wolfgang Hochstein die wunderschöne Ballade „To Build A Home“ vom Cinematic Orchestra an. Der Musikwissenschaftler von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg sitzt für seinen verstorbenen Freund an Orgel und Klavier.
Derweil wollen derart viele Trauergäste Abschied von dem ehemaligen Bürgervorsteher und langjährigen SPD-Politiker nehmen, dass nicht alle ins Kirchenschiff passen. Das bietet immerhin Platz für 220 Personen und unterstreicht die Bedeutung und das Wirken Bauers im vergangenen halben Jahrhundert. Am 18. Februar war er im Alter von nur 71 Jahren überraschend an einem Herzinfarkt gestorben.
Kirche St. Salvatoris für alle Trauergäste zu klein
Ein Teil der Trauergäste stand im hinteren Bereich der St.-Salvatoris-Kirche. Deren Mitarbeiter hatten zudem Stühle im Gemeindesaal aufgebaut, in dem noch einmal rund 30 weitere Bürger den Gottesdienst über eine Videoübertragung verfolgten. „So viel Andrang haben wir nur ganz selten“, sagte Pastorin Saskia Offermann, die selbst mit ihren Gefühlen zu kämpfen hatte. „Samuel Bauer war Mitglied der Gemeinde und hat uns auch politisch immer unterstützt. Sam Bauer hat einen starken Eindruck hinterlassen“, sagte die Pastorin unserer Redaktion.
Starken Eindruck hat er offenbar auch bei anderen hinterlassen. Gekommen war das „Who is who“ Geesthachts und Umgebung: Bürgermeister Olaf Schulze kam mit Partnerin Nina Scheer, der Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Herzogtum Lauenburg/Stormarn-Süd. Gesichtet wurden unter anderem Bürgervorsteher Arne Ertelt (CDU), Kathrin Bockey (Bürgermeisterin Samtgemeinde Elbmarsch), Melanie Grimm-Meyer (Erste Stadträtin), Markus Prang (Geschäftsführer Stadtwerke), Jan Kunze (Stv. Schulleiter Otto-Hahn-Gymnasium), Prof. Dr. Jan Kramer (LADR) und Frau Heike (Vorsitzende Nabu), Gastronom Sascha Franke, diverse Mitglieder der Stadtverwaltung, von den Geesthachter Sozialdemokraten und der Kreis-SPD sowie Mitglieder und Weggefährten anderer Parteien, Vertreter von Volkshochschule, Flüchtlingshilfe, der Kreissparkasse und der Wirtschaftlichen Vereinigung. Die Aufzählung ließe sich noch beliebig fortsetzen.
„Geesthacht verliert einen verdienten Bürger“
„Lieber Sam, die Stadt Geesthacht verliert einen verdienten Bürger“, wandte sich Bürgermeister Olaf Schulze in seiner Ansprache direkt an den Verstorbenen. Er erinnerte an die vielen Ämter seines Freundes Bauer, die gar nicht alle aufzuzählen seien in dessen fast 46 Jahren ununterbrochener Angehörigkeit zur Geesthachter Ratsversammlung. Ein paar hob der Verwaltungschef dann doch hervor: etwa Bauers Anteil an der Gründung der Stadtwerke oder dessen Engagement für Krankenhaus und Seniorenheim.
Bauer hatte im Jahr 2000 für das Amt des Bürgermeisters kandidiert. Zehn Jahre, von 2013 bis 2023, war er Bürgervorsteher Geesthachts, also der Vorsitzende der Gemeindevertretung. Für sein Engagement in der Kommunalpolitik erhielt er die Freiherr-vom-Stein-Medaille. In die Landespolitik zog es den gebürtigen Hohenhorner dagegen nie. Denn der Betriebswirt wollte nie Berufspolitiker sein. „Nah am Bürger sein. Das hat er gemocht“, betonte Schulze, dessen Schlussworte später von seinen Tränen erstickt wurden.
Liebesgeschichte wie aus Hollywood
Dass sich Sam Bauer stets Zeit für die Anliegen der Geesthachter genommen hat, hob auch Jan-Martin Bauer in einer sehr persönlichen und zu Herzen gehenden Ansprache hervor. „Im Supermarkt hat Papa immer mindestens zwei Leute getroffen. Da habe ich viel über die Politik in Geesthacht gelernt“, erinnerte sich das jüngste von drei Kindern von Samuel und Noemi Bauer. Wie der Vater seine Frau, in deren Heimat Peru kennenlernte, sei eine Geschichte, bei der Hollywood neidisch wäre, erzählte Jan-Martin Bauer. Er berichtete von einer Südamerika-Reise im Jahr 1981 und einer Liebe auf den ersten Blick, die mit einem in damaligen Zeiten schwierigen Briefaustausch aufrecht gehalten wurde. „Aus einem Kaffee wurde ein Essen, aus einem Essen ein Tanz, aus einem Tanz ein Kuss – ein Kuss für Ewigkeit“, sagte der Sohn, der später viel Lob für die Rede erhielt und dies mit seinem guten Vorbild (dem Vater) begründete.
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Musik spielte ebenfalls eine große Rolle im Leben von Samuel Walter Bauer und auch bei der Trauerfeier. Henry Castello spielte wegen der Verbindung nach Peru „El Condor Pasa“ auf der Panflöte, die Trauergäste sangen kraftvoll mit beim Lied „Möge die Straße uns zusammenführen“ und Wolfgang Hochstein intonierte später noch einmal „Sailing“ von Rod Stewart. Sein Freund Samuel Bauer „segelt“ nun im Himmel, wohin er mit nur 71 Jahren aufgebrochen ist. Überpünktlich, wie auch die Trauerfeier begonnen hatte.