Geesthacht. Der ehemalige Bürgervorsteher, langjährige Kommunalpolitiker und Urgestein der Geesthachter Sozialdemokraten wurde nur 71 Jahre alt.

Dass Samuel Walter Bauer aus gesundheitlichen Gründen nicht zu einer politischen Ausschusssitzung erschien, gehörte in den vergangenen fast 46 Jahren zur absoluten Ausnahme. Das widersprach dem Verständnis des Urgesteins der Geesthachter Lokalpolitik von der SPD. Doch am vergangenen Donnerstag sagte er die Leitung des Hauptausschusses kurzfristig ab. An nichts Erntes glaubten da noch seine Mitstreiter bei den Sozialdemokraten sowie die politischen Gegner. „Ich habe noch am Freitag mit ihm telefoniert und von der Sitzung berichtet“, sagt etwa sein Stellvertreter im Hauptausschuss, Ali Demirhan von den Grünen. Aber nun ist Samuel Walter Bauer tot. Er starb völlig überraschend am vergangenen Sonntag im Alter von nur 71 Jahren.

Die Bestürzung darüber ist über die Parteigrenzen hinweg riesig. „Die Stadt Geesthacht und der SPD-Ortsverband verlieren einen Menschen mit einem wahnsinnig breiten Wissensspektrum und ich persönlich einen Freund. Die vertraulichen Gespräche mit ihm werden mir fehlen“, sagt Bürgermeister Olaf Schulze (SPD), der unter Sam Bauer stellvertretender Fraktionsvorsitzender war.

Bestürzung nach plötzlichem Tod von Samuel Bauer

Bauer (Jahrgang 1952) war am 1. Mai 1973 der SPD beigetreten und wurde erst im November für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt. Von 1974 bis 1978 gehörte er der Dassendorfer Gemeindevertretung an. Ab dann saß der Mann, der mit Frau Noemi und den drei heute erwachsenen Kindern in der Oberstadt wohnte und dort auch seinen Wahlkreis hatte, ununterbrochen in der Ratsversammlung Geesthacht. Dem damaligen SPD-Bürgermeister Siegfried Weiße war Bauers politisches Talent und dessen schnelle Auffassungsgabe nicht verborgen geblieben.

Mit diesem Foto kandidierte Samuel Walter Bauer 1982 bei der Kommunalwahl.
Mit diesem Foto kandidierte Samuel Walter Bauer 1982 bei der Kommunalwahl. © SPD Geesthacht | SPD Geesthacht

Von 2013 bis 2023 war Bauer Geesthachts Bürgervorsteher und seit der jüngsten Kommunalwahl der Stellvertreter seines Nachfolgers Arne Ertelt. „Er war über die Parteigrenzen hinaus ein guter Ratgeber und Vermittler“, würdigte Ertelt den Verstorbenen, den er noch am Sonnabend beim Einkaufen getroffen hatte. „Das geht nicht spurlos an mir vorüber. Er war nur ein Jahr älter als ich und ich kannte ihn, seitdem ich in Geesthacht bin“, zeigte sich Rüdiger Tonn bestürzt (FDP). Und Ali Demirhan sagte: „Sam wurde über die Parteigrenzen als Fachpolitiker geschätzt. Wenn er angefangen hat zu reden, haben alle zugehört. Mit ihm geht ein politisches Schwergewicht verloren.“

Vom Herzen ein Kommunalpolitiker

Bauer stand 1983/84 sowie von 2003 bis 2013 an der Spitze der SPD-Fraktion in der Ratsversammlung. Er leitete unter anderem den Sozialausschuss (1986–89) und den Hauptausschuss (2003-2013). Während der bis 2000 geltenden Magistratsverfassung war Bauer neun Jahre lang bis 1998 Stadtrat mit verschiedenen Aufgaben (Kultur, Stadtwerke, Soziales). Darüber hinaus saß er von 2013 bis 2023 für die Sozialdemokraten im Ratzeburger Kreistag.

„Ich bin vom Herzen immer Kommunalpolitiker geblieben“, hatte er gesagt, als er die Ehrenurkunde für 50-jährige SPD-Mitgliedschaft von dem früheren schleswig-holsteinischen Innen- und Finanzminister Ralf Stegner erhalten hatte. In all den Jahren hatte Bauer tatsächlich nie ein Parteiamt im Ortsverband inne oder strebte in den Landtag, obwohl ihm Parteigenossen gute Chancen attestierten. „Weil ich nie Berufspolitiker werden wollte. Es gab auch in Geesthacht gute Möglichkeiten, etwas zu bewegen, und so war ich abends auch immer zu Hause“, hatte Bauer gesagt.

Schlappe bei Bürgermeisterwahl 2000

Bürgermeister seiner Stadt, das wäre er derweil gerne geworden. Bei der ersten Direktwahl des Verwaltungschefs kandierte er 1999/2000 und verlor überraschend gegen den auswärtigen Ingo Fokken (parteilos). Seine größte Niederlage fiel in eine für die SPD schwere Zeit (Stichwort: Hartz IV-Gesetze). Andere hätten danach alles hingeworfen. Nicht so Samuel Bauer. „In der Nachbetrachtung war es ein Wink des Schicksals, weil ich so beruflich noch mal vorangekommen bin“, sagt Bauer.

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Der Betriebswirt war bis zu seinem Renteneintritt als Führungskraft in der IT-Administration eines großen Versicherers beschäftigt. Während viele der langjährigen Lokalpolitiker nach der Kommunalwahl 2023 aufgehört hatten, wollte Sam Bauer noch eine Wahlperiode lang den Generationswechsel im SPD-Ortsverband begleiten. Nebenbei hätte er dann auch noch die 50 Jahre in der Ratsversammlung voll gemacht. Doch das war ihm nicht mehr vergönnt.