Geesthacht. Bundesverkehrsministerium lässt die Machbarkeit prüfen. Die Anlage könnte 40.000 Haushalte ein Jahr lang versorgen. Die Chancen.

Der Ruf nach einem Wasserkraftwerk an der Elbe ist so alt wie die Staustufe bei Geesthacht selbst (eingeweiht 1958). Nun regt sich bei Konstantin von Notz (Bündnis 90/Die Grünen) und Nina Scheer (SPD), den beiden Bundestagsabgeordneten im Wahlkreis Herzogtum Lauenburg/Stormarn-Süd, neue Hoffnung. Grund ist eine Anweisung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) an das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt zur Aufnahme von Gesprächen für die Prüfung der Machbarkeit einer Wasserkraftanlage. Scheer und von Notz werten dies als positives Signal, wie sie in einer gemeinsamen Presseerklärung verkünden. Ihre Botschaft: „Hartnäckigkeit zahlt sich aus.“

Seit vielen Monaten hätten sie intensive Gespräche zu den Möglichkeiten einer Installation zur Wasserkraftnutzung an der Staustufe in Geesthacht geführt. „Aus der ohnehin notwendigen und in Teilen bereits begonnenen Sanierung des Stauwehrs ergibt sich die einmalige Chance, neue Wege zu gehen“, so von Notz. Die lange Sanierungszeit gelte es auch für die Option einer künftigen Wasserkraftgewinnung zu nutzen. „Wasserkraftnutzung sowie deren Prüfung im Zuge der Stauwehrsanierung bietet für die Stadt Geesthacht und die umliegenden Gemeinden Chancen und Potenziale, die nicht ungenutzt bleiben sollten“, betonen von Notz und Scheer. Eine Integration eines Wasserkraftwerks an der Staustufe könne neben der Energiegewinnung unter anderem auch eine deutliche Verbesserung des Hochwasserschutzes mit sich bringen.

Strom aus der Elbe bei Geesthacht?

Ein Wasserkraftwerk war bereits beim Bau des bis heute einzigen Wehrs an der Elbe auf deutschem Boden mit eingeplant gewesen. Doch als die Staustufe 1958 schließlich eingeweiht wurde, fehlte es dennoch, weil es inzwischen unrentabel geworden war. Hintergrund: Die Bundesrepublik hatte in ihren Planungen etwaige Überschwemmungsgebiete auf dem Gebiet der damaligen DDR nicht berücksichtigt und musste im folgenden Streit die Höhe des anstauten Wassers vor dem Wehr bei Geesthacht um 1,65 Meter verringern, wodurch es sich angeblich nicht mehr kostendeckend betreiben ließ.

In den folgenden Jahrzehnten hat es trotzdem weitere Versuche gegeben, die Wasserkraft der Elbe zu nutzen. 2013 hatte sich etwa Sven Minge (CDU) als Vorsitzender des Geesthachter Umwelt- und Energieausschusses für den Bau eines Laufwasserkraftwerks in Geesthacht eingesetzt und sich in der Folge einen öffentlichen Schlagabtausch mit Robert Habeck (Grüne) geliefert, der damals noch Umweltminister in Schleswig-Holstein gewesen war. 2020 verabschiedete die Geesthachter Ratsversammlung auf Antrag von SPD und Grünen eine Resolution, dass sich die Stadt ausdrücklich für den Bau eines Laufwasserkraftwerks ausspricht. Ein Experte der TU Braunschweig hatte zuvor errechnet, dass sich mit zwölf Wasserrädern mit je elf Metern Durchmesser pro Jahr bis zu 100 Gigawattstunden Strom produzieren lasse. Das entspräche dem Jahresverbrauch von 40.000 Haushalten.

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Doch Bewegung kam erst jetzt in die Sache. „Wasserkraft an der Elbe macht Sinn. Die Elbe läuft immer. Wir müssen jetzt gucken, wie wir selbst das Projekt voranbringen können“, nahm Bürgermeister Olaf Schulze die Nachricht erfreut zur Kenntnis. Wenngleich er genau weiß, was der Knackpunkt in der Machbarkeit sein wird: „Der finanzielle Rahmen muss stimmen. Es muss sich rechnen“, so Schulze. Das ist keine neue Erkenntnis.