Geesthacht. Die Seniorin aus Geesthacht ist die erste Hundertjährige des Jahres. Gefeiert wurde mit ihrem Lieblingsessen – und Erinnerungen.

„Ich habe mir nie viele Sorgen gemacht, statt mich zu sorgen, habe ich immer positiv gedacht“, sagt Elli Beyer. Vielleicht ist diese Einstellung der Schlüssel dazu, ein so stolzes Alter zu erreichen. Am 2. Februar feierte die Geesthachterin ihren 100. Geburtstag in der Gaststätte Waidmansruh mit 31 Gästen, Spargelsuppe und Braten, ihrem Lieblingsessen.

„Nur die Beine wollen nicht mehr so richtig. Zum Glück ist hier oben aber noch alles gut“, schmunzelt die Jubilarin verschmitzt und tippt sich mit der Hand an die Stirn. Elli Beyer lebt allein. Unter der Woche verbringt sie Zeit in der Tagespflege Bunter Schirm in der Schillerstraße. Dort macht sie Gymnastik, spielt und isst. Bei Hausarbeiten gehen ihr Nichte Monika Abbe und eine Bekannte zur Hand.

100. Geburtstag: Elli Beyer führt ihren Haushalt noch immer allein

Geboren wurde sie 1924 als viertes von zwölf Kindern m Kreis Neustettin. Von den elf Geschwistern lebt der jüngste Bruder Werner (81) noch. Im Frühjahr 1945 trommelte ihre Mutter Martha Liedke alle zusammen. „Die Polen kamen, wir flüchteten Hals über Kopf, nur mit dem, was wir tragen konnten“, erinnert sich die Seniorin. Die Familie schloss sich einem Flüchtlingstreck an. Mit dem Schiff ging es über die Ostsee nach Kiel.

Die Familie kam zunächst in dem Barackenlager am Grünen Jäger in Geesthacht unter. Wenige Wochen später fanden Elli und ihre Schwestern Herta und Maria eine Anstellung als Mägde bei Bauern in Lütau, danach arbeitete die junge Frau im Hotel Hamburg in Geesthacht und später in der Lungenklinik im Edmundsthal. „Ich war das ,Mädchen für alles‘. Ich habe geputzt, Betten gemacht und bewirtet“, sagt sie.

Als die Kirche in Grünhof-Tesperhude noch Schwedenkirche genannt wurde

Auf der Hochzeit ihrer Schwester Herta lernte sie 1954 den neun Jahre älteren Schneider Albert Beyer kennen. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt sie mit leuchtenden Augen. „Albert hat mir mein Brautkleid genäht, es war wunderschön, auch seinen Hochzeitsanzug hat er sich genäht.“

Geheiratet wurde am 8. Oktober 1955 in der Sankt Thomas-Kirche in Grünhof-Tesperhude, die im Volksmund „Schwedenkirche“ genannt wurde, weil sie durch Gelder eines schwedischen Hilfswerks errichtet war. Die 1952 geweihte Holzkirche wurde 1988 durch die heutige St. Thomas-Kirche ersetzt.

Elli Beyer machte vor ihrem Mann Albert den Führerschein

Das Paar blieb kinderlos und führte eine Ehe auf Augenhöhe. So fuhr Elli zum Beispiel vor ihrem Albert Auto. „Albert wollte das aber nicht auf sich sitzen lassen und machte ein Jahr später seinen Führerschein“, berichtet die Geesthachterin.

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Die Familie hatte zwar weder viel Platz noch Reichtümer, dennoch erinnert sich Elli Beyer gern. „Wir waren glücklich. Es war immer etwas los bei uns. Mein Bruder spielte Mandoline, die Nichten und Neffen waren da, und wir sangen und tanzten“. Nachdem Albert gestorben war, zog Elli 2001 in eine Parterrewohnung, in der sie heute noch lebt. „Ich blicke auf ein schönes und erfülltes Leben zurück“, sagt sie.