Lauenburg. Ein ungewöhnlicher Flohmarkt zieht in den ehemaligen Aldi-Markt an der Alten Wache. Weshalb der so wichtig für die Innenstadt ist.
Es tut sich was im Lauenburger Stadtzentrum. Nachdem vor zwei Wochen das Kaufhaus Woolworth seine Türen geöffnet hat, steht jetzt die nächste Neueröffnung bevor. Im ehemaligen Aldi-Markt an der Alten Wache geht noch in diesem Monat „Pütt un Pann“ (Topf und Pfanne) an den Start. Wer jetzt auf einen Laden für Haushaltswaren hofft, wird enttäuscht sein.
Wer allerdings Spaß daran hat, auf Flohmärkten auf Schatzsuche zu gehen, könnte bald Stammkunde werden. Hier soll es nämlich nicht nur Pütt und Pann geben, sondern alles, was das Trödlerherz begehrt. Damit zieht endlich wieder Leben in das seit Jahren leerstehende Geschäft in der Lauenburger Fußgängerzone ein.
Flohmarkt: Mit „Pütt un Pann“ Lauenburgs Stadtzentrum beleben
Im Dänemark-Urlaub sind dem einen oder anderen vielleicht Schilder aufgefallen, auf denen „Loppemarked“ stand, oder einfach „Loppe“. Freunde von Kram und Trödel wissen jetzt natürlich Bescheid: Die Schilder weisen auf Flohmärkte hin. In Skandinavien gibt es davon viele verschiedene Arten: solche im Freien oder in einer Halle, welche, auf denen das Feilschen dazugehört und andere, die mit festen Preisen für sich werben.
Und es gibt eine Art von Trödelmarkt, die in Deutschland noch nicht sehr verbreitet ist: Händler mieten sich einen Stand oder ein Regal, preisen ihre Schätze aus und gehen wieder nach Hause. Während der Öffnungszeiten des Marktes schlendern Schnäppchenjäger durch die Regale und hoffen, fündig zu werden. Auf so einen Loppemarked ist Christian Meyer während eines Familienurlaubs gestoßen. In diesem Moment hatte er allerdings bestimmt nicht daran gedacht, dass dieser Besuch sein Leben ändern würde.
Mit 50 Jahren noch einmal durchgestartet
Die Idee ließ den leitenden Versicherungsangestellten nicht mehr los. Wie wäre es, noch einmal etwas ganz Neues anzufangen? So einen Gedanken verfolgt wohl jeder ab und zu, aber Christian Meyer machte Nägel mit Köpfen. Er rechnete sich die Sache durch und hängte seinen sicheren, gut bezahlten Job an den Nagel. In der kleinen Gemeinde Nahe im Kreis Segeberg eröffnete er 2019, im Alter von 50 Jahren, den ersten Hallenflohmarkt „Pütt un Pann“.
Das Konzept ging auf. Mittlerweile führt Christian Meyer eine Warteliste von Interessierten, die ihre Schätze an den Mann oder die Frau bringen möchten. „Mit der Idee habe ich offenbar den Nerv der Zeit getroffen. Es sind längst nicht nur Menschen mit schmalem Geldbeutel, die den Markt besuchen. Das Thema Nachhaltigkeit setzt sich immer mehr durch, und da passt das Konzept gut rein“, hat er festgestellt.
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Das Prinzip in Lauenburg soll dem in Nahe gleichen: Wer ausrangierte Schätze verkaufen möchte, darf für 19 Euro pro Woche oder 57 Euro im Monat ein Regal oder eine Stellfläche mieten. Während dieser Zeit kann die Ware nach Belieben ergänzt oder ausgetauscht werden. Anders als bei normalen Trödelmärkten müssen die Händler nicht anwesend sein. Den Verkauf übernimmt das Team von „Pütt un Pann“. Dafür behält der Marktbetreiber 15 Prozent Provision vom Verkaufserlös ein.
Es gibt übrigens einen weiteren Unterschied zu einem üblichen Flohmarkt: Hier wird nicht gefeilscht. Der Verkäufer allein legt fest, was er haben möchte, kann aber den Preis zu jeder Zeit ändern. Der wachsende Onlinehandel, auch mit gebrauchten Sachen, bereitet Christian Meyer keine Sorgen.
Stadtplaner setzen auf Erlebnisse und Überraschungen
„Wir bieten etwas, was diese Portale nicht bieten können: Bei uns können die Kunden alles anschauen, befühlen und entdecken. Das ist eine Schatzsuche der besonderen Art“, sagt Meyer. Auf der Seite www.hallenflohmarkt-lauenburg.de gibt es weitere Informationen zu dem neuen Markt in Lauenburg.
Im ersten Moment hält wohl niemand ausgerechnet einen Trödelmarkt für geeignet, das Stadtzentrum aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Doch es sind diese ungewöhnlichen Ideen, zu denen das Büro Stadt+Handel aus Dortmund ausdrücklich ermutigt. Im Dezember vergangenen Jahres luden die Stadtplaner zu einer Impulsveranstaltung ein. Anlass war der Aufbau eines City-Managements für Lauenburg.
„Wenn du hereinkommst, fühlst du dich entschleunigt“
Der Ansatz der Experten lautet: Die Innenstadt sollte so gestaltet werden, dass sie eine Belebung für den Handel bringt, nicht durch den Handel. Dafür seien auch auf den ersten Blick eher ungewöhnliche Gedanken willkommen. Warum sollen leerstehende Ladengeschäfte nicht Start-up-Unternehmen einen Raum geben? Ebenso seien Showrooms für den regionalen Onlinehandel denkbar.
Auf jeden Fall seien alle Ideen geeignet, die den Besuchern der Innenstadt Erlebnisse oder Überraschungen bieten. Dies ist bei „Pütt und Pann“ ja keine Frage. Selbst Stammkunden werden den Markt nie so vorfinden, wie beim letzten Besuch. Christian Meyer hat schon in seinem ersten Geschäft eine besondere Erfahrung gemacht: „Wenn du hereinkommst, fühlst du dich entschleunigt. Die Menschen sind glücklich hier“, sagt er.